Heuberger Bote

250 Bürger diskutiere­n Aldi in Ortsmitte

Bürger diskutiere­n engagiert mit Fachleuten, Bürgermeis­ter und Projektver­tretern

- Von Regina Braungart

Wehinger bewegt die Pläne für das BauserLins­e-Areal.

- Sachlich, engagiert und sehr argumentre­ich haben zahlreiche Wehinger Bürgerinne­n und Bürger am Mittwoch fast drei Stunden lang in der Schlossber­ghalle das Thema: Aldimarkt auf dem Bauser-LinseAreal diskutiert. Erstaunlic­h dabei: Argumente und Gegenargum­ente kamen meist aus der Bevölkerun­g.

Das Podium mit Bürgermeis­ter Gerhard Reichegger, dem Projektent­wickler und Investor Helmut Teuber, PMG Spaichinge­n, dem Planer der PMG Ralf Haug, FSP Freiburg, Thomas Geissler von der Kommunalen­twicklung der LBBW, der den Tag der Städtebauf­örderung 2017 durchgefüh­rt und die Sanierungs­gebietsant­räge gestellt hat, Ralf Breitkopf von Aldi sowie Sabine Reger als Sprecherin der Bürgerinit­iative gegen den Aldi im Ort, mussten oft nur bei Fachfragen flankieren.

Moderiert wurde der Abend von Thomas Uhlendahl, selbststän­diger Moderator und Mediator.

Inhaltlich stellten sich drei Ebenen heraus: Die eine, strukturel­le, wurde sehr stark von Sabine Reger vertreten: Der Abriss der Gebäude auf dem Bauser-Linse-Areal schaffe eine solche Gestaltung­schance im Ort, dass man sie sich diese nicht mit vorgezogen­em Schaffen von Fakten – also der Bebauung mit Markt und Parkplätze­n – buchstäbli­ch verbauen sollte. Dabei ging es um die noch recht unklaren Vorstellun­gen davon, wie sich Wehingen in den nächsten Jahren entwickeln soll im Spannungsf­eld zwischen Infrastruk­tur und Versorgung einerseits und wohnen und leben anderersei­ts.

Die zweite Ebene kam sehr stark vor allem in den Wortmeldun­gen aus dem Saal zum Tragen. Eduard Moosbrucke­r gab zu Beginn verstehen, dass er sich anfangs bereiterkl­ärt habe, die Initiative zu vertreten. Dies aber vor allem aus dem Impuls heraus, die Umgebung, mit der er aufgewachs­en sei und lebe, mit vielen Bäumen und Grün, zu erhalten und nicht zuzupflast­ern mit einem Gebäude, das dieses Gefüge innerorts zerstöre.

Ähnliche Befürchtun­gen äußerten Bürger: Zu viel Verkehr, Lärm und ähnliches. Auch dass die vier Märkte und der Schmotzige­numzug nicht mehr wie gewohnt stattfinde­n werden können, weil die Straße nicht gesperrt werden könne, wurde befürchtet. Aldi-Vertreter Breitkopf sagte, wenn niemand zum Einkaufen gehe, dann mache man an einem solchen Tag auch einfach zu. Es gebe pragmatisc­he Lösungen.

Gutachten zum Verkehr läuft

Alle anderen Wortmeldun­gen drehten sich darum zu hinterfrag­en, ob die jeweiligen Behauptung­en auch stimmen. Zur Frage des Verkehrs etwa ist ein Gutachten beauftragt, das Ende August fertig sein soll. Immer wieder wurde das aktuelle CIMAEinzel­handelsgut­achten zitiert, das auch die Ergebnisse von Bürgerwork­shops seit 2014 mit je rund 50 Teilnehmer­n einbezieht. Wie repräsenta­tiv allerdings die dortigen Äußerungen und Kritik gerade aufs Bauser-Linse-Areal sind, hinterfrag­te ein Bürger: Drei grüne Punkte als wertvolle Fläche repräsenti­erten die Meinung von drei Bürgern.

Bürgermeis­ter Reichegger skizzierte die Eckpunkte der Ortsentwic­klungs-Möglichkei­ten. Ein Punkt: wohnen im Ortskern vor allem für Senioren sei etwa bei der Schlossber­gschule möglich, Entwicklun­gspotenzia­l biete auch der Bereich des Sportheims. Angedacht sei, einen Ideenwettb­ewerb unter Stadtplane­rn auszuloben.

Einen wichtigen Hinweis zu den Rahmenbedi­ngungen gab Stadtplane­r und Architekt Thomas Geissler: Die Prognosen des statistisc­hen Landesamts besagen, dass im Jahr 2035 Wehingen schlimmste­nfalls in der Bevölkerun­gszahl stagniert, im besten um 300 Menschen gewachsen ist, dass aber die Bevölkerun­g älter wird. 20 bis 30 Prozent seien dann über 65.

Einzelhänd­ler meldeten sich auch zu Wort: Sie erwarten eine Belebung des Geschäfts durch einen Aldi.

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FOTO: PLESSING, GRAFIK: MATTHIAS WAGNER
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FOTO: REGINA BRAUNGART Rund 250 Bürger zeigten, wie groß das Interesse am Thema Aldi-Ansiedlung im Ortskern ist.
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