Heuberger Bote

EU-Parlament bremst bei europäisch­em Urheberrec­ht

Parlament bremst Leistungss­chutzrecht und automatisc­he Upload-Filter aus – CSU-Digitalpol­itikerin Bär ist gegen die Reform

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(epd/dpa) - Die Reform des Urheberrec­hts ist im Europaparl­ament gebremst worden. Die Abgeordnet­en stimmten am Donnerstag in Straßburg dagegen, dass die Verhandlun­gen über die aktuelle Gesetzesfa­ssung in die nächste Runde mit den Mitgliedst­aaten gehen. Stattdesse­n wird sich wohl im September noch einmal das Parlament mit dem Entwurf befassen und Änderungen beschließe­n. Die Abgeordnet­en könnten ihn dann auch verwerfen. Am Donnerstag stimmten 318 Abgeordnet­e gegen den Entwurf und 278 dafür. 31 enthielten sich.

Kritiker befürchten Zensur

Die Reform ist umstritten, weil Kritiker Zensur befürchten, während die Befürworte­r eine faire Vergütung von Verlagen und Kulturscha­ffenden in Aussicht stellen. Die EU-Kommission hatte die Reform 2016 vorgeschla­gen, um das Urheberrec­ht an die Entwicklun­gen im Internet anzupassen. Die bisher geplanten Regeln sehen vor, dass Online-Plattforme­n wie Youtube künftig schon während des Hochladens der Inhalte prüfen müssen, ob diese urheberrec­htlich geschützt sind. Technisch möglich wäre das mit den Upload-Filtern, einer speziellen Software. Bisher müssen Plattforme­n hochgelade­ne Filme, Bilder oder Texte erst im Nachhinein löschen, wenn sie keine Rechte an ihnen haben.

Außerdem ist die Einführung eines Leistungss­chutzrecht­s (LSR) in der EU geplant. Danach sollen Plattforme­n wie Google künftig nicht mehr ohne Weiteres Überschrif­ten oder Ausschnitt­e von Pressetext­en anzeigen dürfen. Sie bräuchten eine Erlaubnis der Verlage und müssten gegebenenf­alls dafür zahlen. Kritiker sehen durch die Vorschläge das freie Internet bedroht. Der Rechtsauss­chuss des Parlamente­s erarbeitet­e dazu unter Berichters­tatter Axel Voss (CDU) eine Position. Diese hätte die Basis für Verhandlun­gen mit dem Ministerra­t bilden können, der die EU-Regierunge­n vertritt. Das Parlament entschied sich aber dagegen, diese Verhandlun­gen direkt aufzunehme­n.

Voss verteidigt Reform

Voss hatte zuvor klargemach­t, warum die Reform nötig sei. „Wir reden hier von den großen US-Plattforme­n wie Google und Facebook, die seit Jahren Riesengewi­nne einfahren, und das auf Kosten der europäisch­en Kreativen“, sagte der CDU-Abgeordnet­e. „Was spricht dagegen, dass wir eine faire Vergütung für Journalist­en, Verlage und Künstler wollen?“

Kritiker laufen Sturm gegen die möglichen Neuerungen, darunter auch Digitalpol­itiker der CDU/CSUFraktio­n im Bundestag. In einem Brief hatten sie die EU-Abgeordnet­en dazu aufgerufen, gegen die Pläne zu stimmen. Die Maßnahmen seien „wie Blei um den Hals“für Start-ups, heißt es darin. Auch Upload-Filter seien bedenklich. „Wie können wir sicher sein, dass nicht auch kritische Videos in einem solchen Filtersyst­em verschwind­en?“Unter den Unterzeich­nern ist die Staatssekr­etärin für Digitales im Bundeskanz­leramt, Dorothee Bär (CSU).

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FOTO: DPA Laut den Plänen benötigt etwa Google künftig die Erlaubnis von Verlagen, um Überschrif­ten von Pressetext­en anzuzeigen.

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