Heuberger Bote

Karstadt und Kaufhof kommen sich näher

Eckpunkte für Fusion vereinbart – Arbeitsplä­tze sollen weitestgeh­end erhalten bleiben

- Von Hannes Breustedt (dpa) und AFP

- Die offenbar geplante Fusion der Warenhausk­etten Karstadt und Kaufhof soll noch vor Ende des Monats beschlosse­n werden. Die 37 000 Arbeitsplä­tze der künftigen „Europäisch­en Warenhaus AG“sollten weitestgeh­end erhalten bleiben, berichtete die „Süddeutsch­e Zeitung“. In den Verhandlun­gen stehen wenige Filialen zur Dispositio­n. „Drei bis fünf Standorte würden bei einem Zusammenge­hen vermutlich geschlosse­n“, sagte eine mit den Verhandlun­gen vertraute Person. Kaufhof betreibt in Deutschlan­d 96 Warenhäuse­r, Karstadt 82. Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) und der österreich­ische Karstadt-Eigner René Benko hatten eine Absichtser­klärung unterzeich­net. Sie sieht nach Angaben aus Verhandlun­gskreisen vor, Kaufhof, Karstadt und Karstadt Sport in ein Joint Venture – ein Gemeinscha­ftsunterne­hmen – einzubring­en.

Große Sorgen in Essen

Laut einem Bericht der „Wirtschaft­swoche“trägt das Papier den Titel „Vereinbaru­ng zu einer Fusion unter Gleichen im europäisch­en Warenhaus-Geschäft“. Es sei aber völlig klar, dass bei einem Zusammensc­hluss die operative Führung des Unternehme­ns bei Karstadt liegen werde, hieß es aus Verhandlun­gskreisen. „Wir sind aber noch ein gutes Stück von einer Einigung entfernt, das kann alles wieder platzen“, hieß es in den Kreisen weiter.

Karstadt-Eigentümer Benko liebäugelt seit Jahren damit, den großen Konkurrent­en in sein Warenhausi­mperium zu integriere­n. Doch seine Anläufe zur Übernahme von Kaufhof waren immer wieder gescheiter­t. Bei einem Zusammensc­hluss erwarten die Beteiligte­n, die Kosten in der Verwaltung und im Einkauf drücken zu können. Allein durch die größeren Mengen, die ein fusioniert­er Konzern beziehen würde, wären höhere Rabatte möglich. Durch eine Vereinheit­lichung des Sortiments entstünde zudem eine größere Macht für die Einkäufer. Gibt es beispielsw­eise für ein Produkt bislang unterschie­dliche Lieferante­n für die beiden Warenhausb­etreiber, werden sich diese eventuell einen Preiskampf liefern, um nicht aus dem Regal zu fliegen – so die Hoffnung bei Karstadt und Kaufhof. Die Frage, ob auch die Mitarbeite­r um einen Beitrag bei einer Fusion gebeten würden, ist nach Aussagen aus Verhandlun­gskreisen noch nicht Teil der Gespräche gewesen. Die Kaufhof-Angestellt­en werden nach dem Flächentar­ifvertrag entlohnt, für Karstadt gilt ein Haustarifv­ertrag mit schlechter­en Konditione­n. Derzeit spricht die Gewerkscha­ft Verdi mit Kaufhof über einen Sanierungs­tarifvertr­ag.

Eine Entscheidu­ng über den Standort einer möglichen gemeinsame­n Konzernzen­trale ist noch nicht gefallen. Kaufhof hat seinen Sitz in Köln, Karstadt steuert sein Geschäft aus der Zentrale in Essen. In Essen gibt es große Sorgen um die Konzernzen­trale. „Viele Kollegen sind empört und die Verunsiche­rung ist sehr groß”, sagte Arno Leder, der Betriebsra­tschef der Essener Hauptverwa­ltung, der „Westdeutsc­hen Allgemeine­n Zeitung“. Spekulatio­nen zufolge steht die Karstadt-Zentrale auf dem Prüfstand. Dem Vernehmen nach gibt es auch Erwägungen zu einem Umzug an einen neutralen Ort in NordrheinW­estfalen.

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FOTO: DPA Die Eigentümer von Karstadt und Kaufhof sind in ihren Gesprächen über ein Zusammenge­hen beider Warenhausk­etten vorangekom­men.

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