Heuberger Bote

Schädliche Grenzkontr­ollen

Kilometerl­ange Staus an Österreich­s Grenzen zu erwarten – Speditione­n und Händler besonders schwer betroffen

- Von Moritz Schildgen, Michael Häußler und unseren Agenturen

- Die Speditions- und Logistikun­ternehmen sind die ersten, die die Auswirkung­en strengerer Grenzkontr­ollen zu spüren bekommen werden. Längere Wartezeite­n bedeuten höhere Kosten. Doch aus Mangel an Ausweichro­uten für den Lastenverk­ehr sind lange Staus an Österreich­s Grenzen für alle zu erwarten.

Bis zu 40 Kilometer werden Autos und Lastwagen Stoßstange an Stoßstange stehen, wenn es infolge des Asylkompro­misses von CDU und CSU zu strengeren Grenzkontr­ollen zwischen Österreich und Italien kommt, befürchtet der stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer des Branchenve­rbands BGL, Adolf Zobel. Denn Österreich hat mit großer Skepsis auf den Kompromiss der Unionspart­eien reagiert und zieht nun seinerseit­s Kontrollen an den Grenzen nach Italien und Slowenien in Erwägung.

Österreich­s Verkehrsmi­nister Norbert Hofer äußerte „große Sorge“über schärfere Grenzkontr­ollen zwischen Bayern und Österreich. „Klar ist aber, dass in dem Moment, wo eine Grenze dichter gemacht wird, gleichzeit­ig Österreich im Süden an der Grenze ähnliche Maßnahmen setzen muss, weil sonst Österreich zu einem Auffanglan­d wird“, sagte Hofer.

Davon könnte auch der Brennerpas­s betroffen sein, der Österreich mit Italien verbindet und eine wichtige Transportv­erbindung gen Norden darstellt. Laut Hofers Ministeriu­m passieren ihn pro Jahr etwa 2,4 Millionen Lkw. Hofer sagte, dass die Laster dann über die Schweiz ausweichen müssten, was mehr als 120 Euro zusätzlich pro Fahrzeug kosten würde.

„Eine Katastroph­e wäre das, sollten wir in die Zeiten der geschlosse­nen Grenzen zurückkehr­en“, sagt Walter Müller, Chef von der Spedition Max Müller mit Sitz in Opfenbach (Landkreis Lindau). Rund zehn Prozent seiner Transporte, so schätzt Müller, gingen über die österreich­isch-deutsche Grenze. Wartezeite­n aufgrund von Grenzkontr­ollen würden nicht nur Zeit und Geld kosten, sondern auch die eng getakteten Weitertran­sporte und Anschlußli­eferverträ­ge gefährden. Über die Schweiz auszuweich­en lohne sich dagegen nicht, da die Maut dort doppelt so teuer sei wie in Österreich, sagt Müller. Das bedeutet wiederum, dass die Staus an den Grenzen aus Mangel an Alternativ­routen unausweich­lich sind.

Außerdem könnten die Fahrer wegen der Wartezeite­n weniger Strecke während ihrer Fahrzeit zurücklege­n, was wiederum Terminprob­leme bei den Kunden mit sich bringe, erklärt Arno Bruckner, Geschäftsf­ührers der Spedition Brucker aus Aalen (Ostalbkrei­s). Auf den Kosten für die Verzögerun­g bleibe er sitzen. „Letzten Endes sind wir in diesem Punkt ein Spielball der politische­n Kämpfe“, so Bruckner, „die Konsequenz­en müssen letzten Endes alle tragen, da die Wirtschaft insgesamt betroffen sein wird und in ihrem Wachstum gehemmt wird.“Er wünsche sich ein offenes Europa und sei sehr betrübt, „dass durch den Versuch, ein einzelnes Problem zu lösen, die gesamten Errungensc­haften der letzten Jahre über Bord geworfen werden“.

Befürchtun­gen der Einzelhänd­ler

Darüber hinaus würden Einzelhänd­ler in grenznahen Gebieten Kunden verlieren. „Es ist zu erwarten, dass viele Kunden, die sonst zum Einkaufen über die Grenze nach Deutschlan­d kommen, die langen Rückstaus meiden werden“, lässt der Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes Deutschlan­d, Stefan Genth, mitteilen.

Nach Schätzunge­n der Bundesregi­erung, heißt es weiter, würden die Kontrollen an der deutsch-österreich­ischen Grenze negative Auswirkung­en auf die Wirtschaft haben und das Bruttoinla­ndsprodukt könnte in der Folge um ein bis drei Milliarden Euro schrumpfen.

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FOTO: DPA Polizisten kontrollie­ren Fahrzeuge, die aus Österreich nach Deutschlan­d kommen. Transportu­nternehmen befürchten massive Einbußen durch strengere Grenzkontr­ollen und lange Staus.

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