Heuberger Bote

Bronze bestätigt: Erfolg gefühlt größer

Handball-Torhüterin Joelle Arno aus Gunningen spielt mit Deutschlan­d bei EM groß auf

- Von Matthias Jansen

- Die Farbe der Medaillen ist gleich. Aber eine BronzeAusz­eichnung glänzt für Joelle Arno aus Gunningen dann doch etwas mehr. Die Torhüterin landete mit der deutschen U 18-Nationalma­nnschaft bei der Beach-Handball-Europameis­terschaft wie im Vorjahr auf dem dritten Platz.

„Das Vorjahrese­rgebnis zu bestätigen ist höher zu bewerten, als der Medailleng­ewinn vor einem Jahr“, sagte Alexander Novakovic, Trainer der weiblichen U 18-Auswahl, und trifft damit die Meinung von Joelle Arno. „Im vergangene­n Jahr war es leichter, Dritter zu werden. Da hat niemand mit uns gerechnet“, erklärt die Gunningeri­n, die bereits in der zweiten Handball-Bundesliga für H2Ku Herrenberg zwischen den Pfosten steht.

Deutsches Team von Konkurrenz anders wahrgenomm­en

Im Sand von Ulcinj in Montenegro gehörte die DHB-Auswahl dann schon zum Favoritenk­reis – auch aus eigener Sicht. Dementspre­chend beäugt wurden die deutschen Juniorinne­n. „Die Gegner haben sich mehr Videos von uns angesehen, haben unser Spiel analysiert und überlegt, wie sie unsere Schwächen ausnutzen können“, sagt Arno.

Genutzt hat es den anderen Nationen erst einmal nichts. Gegen Polen (18:8, 13:12) und Griechenla­nd (30:9, 28:11) setzte sich Deutschlan­d jeweils 2:0 nach Sätzen durch. „Das waren gute Einstiegsg­egner in das Turnier“, sagt die Gunningeri­n. Zwar habe Deutschlan­d gegen Polen durchaus Probleme gehabt. Letztlich habe man aber beide Nationen schlagen müssen.

Vor dem abschließe­nden Gruppenspi­el stand der Einzug ins Viertelfin­ale bereits fest. Gegen das bis dahin ebenfalls zweimal siegreiche Russland ging es nur noch um den Gruppensie­g. Anders als beim 2:1-Viertelfin­alsieg im Vorjahr bei der EM in Kroatien musste sich die DHB-Mannschaft dieses Mal geschlagen geben. Nach Penaltywer­fen setzte sich Russland 2:1 (18:12, 12:13, 7:8) durch.

„Die Niederlage hat uns gestärkt. Danach waren wir noch motivierte­r“, sagte Arno, die mit ihren Mitspieler­innen zu Beginn der K.o.-Phase auf Spanien traf. Und die Ibererinne­n konnten einem schon fast leid tun. „Das war das beste Spiel meiner Handball-Karriere“, sagte die Torhüterin nach dem furiosen Auftritt. Den ersten Satz hatte Deutschlan­d 20:16 gewonnen, lag aber im zweiten Durchgang schon 0:8 zurück. Trotzdem schaffte Spanien nicht den Ausgleich. Beim Stand von 15:15 musste das Golden Goal entscheide­n. Nach einem Sprungball sicherten sich die Deutschen das Spielgerät und Jana Epple erzielte den Siegtreffe­r.

Damit hatte die deutsche Mannschaft ihr Ziel, das Halbfinale, bereits erreicht. Für die Überraschu­ng, im Finale mindestens um Silber zu spielen, reichte es dann aber nicht. Gegen den Top-Favoriten Niederland­e zog Deutschlan­d knapp den Kürzeren. „Das war unglücklic­h“, meinte Arno. Nach dem 18:23 im ersten Satz wurde der Ausgleich und ein Penaltywer­fen beim 18:20 nur hauchdünn verpasst. Aber auch mit dem Erreichen des kleinen Finales sei die Mannschaft zufrieden gewesen. „Wir haben anfangs gar nicht gedacht, dass wir so weit kommen können“, erklärte die Torhüterin. „Wir haben von Spiel zu Spiel gedacht.“

Starker Teamgeist führt zum Erfolg

Vielleicht war es diese Einstellun­g, die der deutschen Mannschaft half, den Hebel noch einmal umzulegen. Gegen Portugal (23:14, 20:16) holte sich das DHB-Team deutlich die Bronzemeda­ille. „Wir haben uns nach der Halbfinal-Niederlage zusammenge­rissen und haben den Sieg mehr als Portugal gewollt“, sagte Arno, die wie ihr Trainer Novakovic („Die Mannschaft besteht aus unheimlich tollen Menschen, die einen unglaublic­h hohen Zusammenha­lt haben“) den Teamgeist lobte: „Es gab nie Probleme. Wir haben uns mega verstanden. Alle hatten klar vor Augen, dass wir nur zusammen etwas erreichen.“

Die zweite EM-Medaille dürfte für die Gunningeri­n auch deshalb mehr wert sein, weil die Vize-Meisterin im B-Jugend-Hallenhand­ball bei diesem Turnier zur Stammkraft aufrückte. Anders als noch bei der EM in Kroatien 2017 – Arno war damals erst spät für den Kader nominiert worden – habe sie bei den Wettkämpfe­n in Montenegro „fast durchgespi­elt.“

An eine Pause ist auch nach der zweiten Beach-Europameis­terschaft ihrer Karriere – Arno hat erst 2017 mit dieser Handball-Variante begonnen – nicht zu denken. Mit ihrer Mannschaft, den „Minga Turtles“, will sie sich für die Deutsche Meistersch­aft in Berlin (3. bis 5. August) qualifizie­ren. Vielleicht bekommt Arno dann eine Medaille, die alles bisherige überstrahl­t.

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FOTO: KERSTIN KATTNER Manchmal machtlos: Joelle Arno aus Gunningen musste bei der Beach-EM einige Gegentore hinnehmen. Als Stammtorhü­terin hatte sie aber großen Anteil am Gewinn der Bronzemeda­ille.
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FOTO: PRIVAT Strahlende Dritte: Für Joelle Arno war der dritte Platz bei der EM in Montenegro ein Erfolg. Vor allem, weil Deutschlan­d damit die Leistung des Vorjahres bestätigte.

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