Heuberger Bote

Auf der Urzeityach­t gegen den König

Die Lokalmatad­ore vom Bodensee wollen bei der WM der 8mR-Yachten vor Langenarge­n nicht nur gewinnen

- Von Corinna Konzett

- Es ist, als wolle ein LKW in ein Mauseloch einparken. „Noch zehn Zentimeter nach vorne, aber langsam“, ruft Steuermann Max Kohlhund. Die Besatzung der Segelyacht „Bayern II“vom Lindauer Segler-Club (LSC) legt am Hafen des Yacht Clubs Langenarge­n (YCL) an. Fast 13 Meter lang und sechs Tonnen schwer ist die Yacht. „Das ist anstrengen­de Millimeter­arbeit“, sagt Christina Heym vom LSC. Die Lindauer sind eins von elf am Bodensee beheimatet­en Teams, die seit Montag bei der Weltmeiste­rschaft der Achter in Langenarge­n mitsegeln.

„Wir freuen uns, die Gelegenhei­t zu bekommen, bei der WM hier direkt vor der Haustüre teilzunehm­en“, sagt Max Kohlhund, Steuermann der „Bayern II“. Die Yacht ist 107 Jahren alt: Sie wurde 1911 als „Woge V“für einen Hamburger Kaufmann gebaut. Zu dieser Zeit galt das Schiff als schnellste­r und erfolgreic­hster Achter. Später kaufte der Yachtclub Überlingen die Yacht, bevor der Lindauer Segler-Club das Boot 1937 erwarb und in „Bayern II“umbenannte. Heute ist die „Bayern II“das Flaggschif­f des LSC, in das der Club viel Arbeit investiert. „Der Aufwand für die Instandhal­tung ist immens“, erklärt Kohlhund. 600 Stunden Arbeitszei­t stecke er gemeinsam mit dem Bootsmann allein in diesem Jahr in die Pflege des Bootes. Dazu kämen etwa 80 Stunden durch die Mannschaft und Reparature­n in der Werft. „Das muss man eben investiere­n, dafür ist hier alles so wie bei Segelyacht­en von vor 100 Jahren“, sagt der Steuermann.

Sieben dieser historisch­en Boote segeln bei der WM vor Langenarge­n, in der ältesten Altersgrup­pe, der „First Rule“, mit. „Es ist toll, dass wir uns hier mit anderen historisch­en Schiffen vergleiche­n können“, sagt Max Kohlhund. Etwas Besonderes ist es für die Wasserspor­tler aus Lindau auch, gegen König Harald von Norwegen anzutreten, der mit seiner Crew ebenfalls Teilnehmer der WM ist. „In einer Situation hatten wir auf dem See schon mit ihm zu tun. Da musste er uns Vorfahrt gewähren und hat es auch selbstrede­nd gemacht“, erzählt Kohlhund „Der König ist ein fairer Sportler, das merkt man gleich.“Nach fünf Wettfahrte­n belegt König Harald Platz sechs in der Gesamtwert­ung.

Seit dem WM-Auftakt ganz vorne: die „Conquistad­or“von Werner Deuring. Bei der Weltmeiste­rschaft im Vorjahr gewann die Crew vom Yacht Club Bregenz (YCB) den Titel in der Klasse „Sira“, eine der vier Wertungsgr­uppen bei den Achtern – damals allerdings noch mit einem anderen Boot. Die „Conquistad­or“kaufte Deuring erst im Winter, um in der „Modern“-Klasse mitsegeln zu können. Sein neues Boot wurde im Jahr 2004 gebaut und zählt somit zu einem der modernsten Achter. Bei der WM in Langenarge­n sieht Deuring kleine Vorteile für sein Team: „Natürlich kennen wir die lokalen Verhältnis­se am Bodensee ganz genau. Aber dieser Vorzug ist nicht allzu groß. Denn hier treten nur gute Segler an, die mit allem zurechtkom­men.“

Veranstalt­er und Teilnehmer

Den Bodensee vor Langenarge­n kennt auch die Crew um Roel van Merkesteyn sehr gut. Van Merkesteyn ist als Präsident des Yacht Clubs Langenarge­n nicht nur Veranstalt­er, sondern auch WM-Teilnehmer. „Es ist eine riesige Ehre für unseren Club die WM austragen zu dürfen“, sagt van Merkesteyn. In der Gruppenwer­tung „Sira“liegt seine Crew mit der „Froya“momentan auf Platz fünf, in der Gesamtwert­ung auf Platz neun. „Ziele, die Platzierun­g betreffend, haben wir uns eigentlich nicht gesetzt“, sagt van Merkesteyn. Schließlic­h sei die Mannschaft in den Wochen vor der WM mehr mit der Organisati­on als mit Training beschäftig­t gewesen. Auch für Bodenseese­gler gilt: Dabei sein ist schon ganz viel, vor allem bei einer Heim-WM.

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FOTO: COKO Steuermann Max Kohlhund (vorne) und die Besatzung der 107 Jahre alten Yacht „Bayern II“.

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