Heuberger Bote

25-Jähriger muss ins Gefängnis

Prozess um schweren Bandendieb­stahl in Spaichinge­n und Umgebung fortgesetz­t

- Von Moni Marcel

Prozess um schweren Bandendieb­stahl im Raum Spaichinge­n fortgesetz­t.

- Zahlreiche Einbrüche und eine Schlägerei in der Silvestern­acht mitten in Spaichinge­n: Vor dem Rottweiler Landgerich­t müssen sich derzeit mehrere Angeklagte verantwort­en. Zwei von ihnen haben ihr Urteil bereits bekommen, einer sitzt in Haft, ein zweiter wurde freigespro­chen (wir haben berichtet). Am Dienstag saßen vier junge Männer auf der Anklageban­k. Zwei von ihnen sollen laut Anklage zwischen Dezember und März über 20 Mal in Bäckereifi­lialen eingebroch­en sein, ein weiterer ist als ihr Fahrer angeklagt.

Dem vierten Angeklagte­n wird vorgeworfe­n, bei einem Einbruch in die Aldinger Mehrzweckh­alle dabei gewesen zu sein. Der 25-Jährige stritt das bislang ab, doch offenbar hat er sich bei der Tat verletzt und Blutspuren hinterlass­en, die laut einem Gutachten eindeutig von ihm stammen. Viel Beute machten die Angeklagte­n bei dem Einbruch am 11. November 2016 offenbar nicht, ein Kasten Bier und ein Verbandska­sten war alles, der Sachschade­n lag allerdings bei 2000 Euro; unter anderem wurde die Scheibe des Regieraums eingeschla­gen: Vermutlich dabei habe sich der 25-Jährige verletzt und den Verbandska­sten mitgenomme­n, so Richterin Petra Wagner. Die auch auf die Videoaufna­hmen verwies, die ihn zeigen, wie er von der Halle weggeht.

Darum und weil er bereits eine Bewährungs­strafe hat, muss er jetzt ins Gefängnis: ein Jahr und einen Monat Haft lautete das Urteil. Sein Geständnis kam in letzter Sekunde, im Schlusswor­t gab er zu, drogenabhä­ngig zu sein. Das milderte die Strafe allerdings nicht mehr. „Wir haben Ihnen tausende Brücken gebaut“, so Wagner. Mehrere Therapien habe der 25-Jährige abgebroche­n, und aus mehreren Vorstrafen nichts gelernt. „Sie wussten genau, es darf nichts mehr passieren. Und Sie tun es trotzdem.“Keine einzige Sozialstun­de habe er abgeleiste­t. „Sie sind an einem Punkt, wo Sie nichts mehr haben. Das ist bitter.“Verschenkt­e Lebensjahr­e, so Wagner, seien dies. „Versuchen Sie, vom Vollzug aus was aus Ihrem Leben zu machen. In Freiheit kriegen Sie das nicht hin.“

Nach diesem Urteil ging der Prozess gegen die drei anderen Angeklagte­n weiter. Die beiden mutmaßlich­en Einbrecher sitzen bereits wegen anderer Vergehen in Haft, und sie gaben eine Tat nach der anderen zu, die letzte am 1. März diesen Jahres, als sie bereits zum fünften Mal in die Bäckerei des Nettomarkt­s in Zimmern ob Rottweil einbrachen. Der Inhaber verfolgte dieses Mal live über die Kamera den Einbruch und holte die Polizei. Ihr Fahrer wurde in seinem Auto kontrollie­rt, „die beiden anderen schlugen sich in die Büsche“, so Richterin Wagner. Die zögerliche­n Geständnis­se ärgerten sie sichtlich, und so kam nach und nach zum Vorschein, dass die beiden jungen Männer systematis­ch ihre Einbrüche planten, sich zu Treffen verabredet­en, wo dann der Fahrer auf dem Handy die nächsten Supermärkt­e mit Bäckereifi­lialen suchte.

Er selbst habe nur einen kleinen Teil der Beute bekommen, die beiden anderen sprachen davon, man habe die Beute – teils über 1000 Euro – gleichmäßi­g aufgeteilt. „Ich habe erst in der Anklagesch­rift gesehen, wie viel da zusammenge­kommen ist“, so der Fahrer. Offenbar hatten die beiden Haupttäter eine Tasche mit Werkzeug und Mützen, die sie auf ihre Raubzüge mitnahmen. Einmal, in Wehingen, gab es als Beute statt Bargeld Zigaretten, bei einem Einbruch in Brigachtal versprühte­n sie den Inhalt eines Feuerlösch­ers, um Fußspuren zu verbergen.

Mehrere Zeugen sagen aus

Zahlreiche Zeugen wurden am Dienstag gehört, dabei ging es um die Prügelei in der Silvestern­acht. Aus einer Gruppe heraus sollen die beiden Haupttäter ein vorbeilauf­endes Pärchen beleidigt haben, worauf der Junge sie zur Rede gestellt habe, so die Anklage. Daraufhin sollen sie ihn zu Boden geschubst und mit Fäusten und Fußtritten traktiert haben. Erst als ein Autofahrer hielt und Hilfe anbot, hätten sie von ihm abgelassen. Die beiden sagten am Dienstag, sie hätten davor eine Drei-Liter-Flasche Wodka geleert, allerdings beschrieb keiner der Zeugen die beiden als betrunken. Die Aussagen der Freundinne­n und Freunde widersprac­hen denen der Angeklagte­n, die sagten, das Opfer sei total betrunken gewesen, es habe sich auf seine Freundin gestützt und geschwankt.

Er selbst habe helfen wollen und sei dann angepöbelt worden, meinte einer der Angeklagte­n. Das Opfer sei immer lauter geworden, auf Nachfragen der Richterin erinnerte sich aber keiner der beiden mehr an Genaueres. Auch die 16-jährige Freundin eines der Angeklagte­n berief sich zunächst auf Erinnerung­slücken. „Wenn Ihr Freund schlägt, da schauen Sie doch hin“, so Wagner zu der Schülerin. „Ist Ihnen das wurscht? Was, wenn Sie selber das Opfer wären?“Die Tat hatte wohl noch ein Nachspiel, da Freunde des Opfers sich auf die Suche nach den Tätern machten; ein Zeuge sprach davon, sie seien am Busbahnhof mit Messern bedroht worden.

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FOTO: JENS KALAENE

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