Henke-Sass, Wolf regelt Lekitsch-Nachfolge
Oliver Bärtl beerbt den langjährigen Geschäftsführer des Medizintechnikers im September
- Nach 17 Jahren bricht so langsam eine neue Zeit beim Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmen Henke-Sass, Wolf an. Seit dem Jahr 2001 führen Armin Lekitsch und Peter Decker gemeinsam die Geschicke des Endoskopie-Spezialisten. Da Lekitsch im September dieses Jahres in den Ruhestand geht, haben die Gesellschafter bereits zu Anfang Juni Oliver Bärtl als seinen Nachfolger ins Unternehmen geholt.
Der 49-Jährige promovierte Betriebswirt und Ingenieur kommt von Stryker zu Henke-Sass, Wolf. Zuletzt war der gebürtige Österreicher in der Europa-Zentrale des US-amerikanischen Medizintechnikers in Amsterdam beschäftigt. Bevor es für ihn in die Niederlande ging, war Bärtl Geschäftsführer bei Stryker in Freiburg und zeitgleich auch für den Standort in Mühlheim-Stetten verantwortlich.
In dieser Zeit hat er auch die Integration des Tuttlinger Unternehmens Berchtold in den Stryker-Konzern verantwortet. Von daher kennt er das Medizintechnik-Cluster Tuttlingen recht gut. Vor seiner Zeit in der Medizintechnikbranche und nach seinem Studium in Frankfurt am Main, Madison (US-Bundesstaat Wisconsin) und Zürich (Promotion) arbeitete Bärtl für die Unternehmensberater Pricewaterhouse Coopers sowie Booz Allen Hamilton.
„Wir wollten jetzt nach Deutschland zurück“, sagt der zweifache Familienvater. Das habe gleichzeitig bedeutet, das Unternehmen Stryker zu verlassen. Über einen Headhunter kamen schließlich die Gespräche mit Henke-Sass, Wolf zustande. „Wir haben mehr als zwölf Monate gesucht. Das war ein langer Prozess“, sagt Lekitsch. Kurz vor Weihnachten hätten schließlich die Gespräche mit Bärtl begonnen. Er, Decker und die Gesellschafter hätten bei ihm gleich ein gutes Gefühl gehabt.
Gleicher Arbeitszuschnitt
Der Arbeitszuschnitt von Bärtl wird der gleiche sein, den Lekitsch in den vergangenen Jahren verantwortet hat: Marketing und Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung. Dazu gehört auch die Funktion des Verwaltungsratsvorsitzenden für die Niederlassung in den USA sowie die Geschäftsführung des Medizintechnik-Unternehmens Wenkert in Seitingen-Oberflacht, das seit Oktober 2015 zum Konzern gehört. „Wir setzen auf Kontinuität und auf eine klare Geschäftsverteilung“, sagt Lekitsch. Das gehe nur, wenn man sich verstehe und respektiere.
Bärtl spricht von einem „supererfolgreichen Unternehmen“, wenn er von Henke-Sass, Wolf redet. Die aktuellen Zahlen, die Decker und Lekitsch am Mittwoch bei einem Pressegespräch erwähnen, gehen deutlich in diese Richtung. Die beiden Geschäftsführer erwarten einen Umsatzzuwachs von zehn Prozent für dieses Jahr, die Anzahl der Beschäftigten inklusive der Auszubildenden in Tuttlingen sei in den vergangenen zwölf Monaten um zehn Prozent auf fast 500 gestiegen. Konzernweit sind es inzwischen 1350 Mitarbeiter.
Für die Zukunft hat Henke-Sass, Wolf vorgesorgt. So hat der Medizintechniker das Areal zwischen dem Pharmahändler Sanacorp und der Häuserreihe gegenüber des Unternehmenssitzes an der Keltenstraße gekauft, um dort erweitern zu können. Bei Bedarf und nach Gesprächen mit den bisherigen Mietern würde Henke-Sass, Wolf zunächst in die bestehenden Gebäude einziehen und später eventuell über einen Neubau nachdenken.
Auch in den USA ist der Standort in Dudley (Massachusetts) erweitert worden. „An seinem ersten Arbeitstag sind wir deswegen schon in die USA geflogen“, berichtet Lekitsch über den Start von Bärtl in Tuttlingen. Bei der Eröffnungsfeier seien auch die Senatoren des US-Bundesstaats zugegen gewesen. Am dritten Tag hätten sie bereits einen Kunden in den USA besucht, und bei einer schon länger währenden Herausforderung gleich „eine Kuh vom Eis geholt“, wie Lekitsch sagt.
Die Weichen sind gestellt
Besonders reizt Bärtl an dem Unternehmen, dass mit seiner Größe – anders als etwa bei Stryker, dem drittgrößten Medizintechniker der USA – noch schnelle und flexible Entscheidungen möglich seien. Im B-to-B-Bereich, also in den Geschäftsbeziehungen zwischen zwei Unternehmen, sei Henke-Sass, Wolf im Bereich der medizinischen Endoskopie laut Bärtl Weltmarktführer: „Das ist ein Wahnsinn“, sagt er angesichts der großen Marktdurchdringung. Und dass das so bleibt, dafür habe das Unternehmen laut Lekitsch angesichts der gestiegenen Regulatorik Ende vergangenen Jahres schon einige Weichen gestellt, „um schnell, präzise und verlässlich neue Produkte auf den Markt zu bringen“. Dazu zählt auch die Regelung der Lekitsch-Nachfolge.