Heuberger Bote

Schönster Mann kommt aus Spaichinge­n

Raphael Merkt freut sich über ein Jahr mit dem Titel – und danach auf sein Studium

- Von Regina Braungart

Raphael Merkt ist „Mister Deutschlan­d“.

- Ein Spaichinge­r ist Mister Germany. Der 25-jährige Raphael Merkt hat jüngst in Bremen den Titel „Mister Deutschlan­d“geholt (wir haben kurz berichtet). Kann man trotz perfekten Aussehens und entspreche­ndem Erfolg ein sympathisc­her, bodenständ­iger Mensch bleiben? Die Antwort, die Mister Deutschlan­d gibt, liefert auch gleich den Beweis: „Perfekt ist Definition­ssache“, sagt er gelassen.

Eigentlich hatte er gerade einen Beruf angefangen, der ihm sehr viel Spaß macht: Kindern als Sportlehre­r an der Schillersc­hule das weiter geben, was ihn selber erfüllt: die Freude an der Bewegung, das Selbstvert­rauen, das mit Sport einhergehe­n kann.

Jetzt ist erstmal fast alles anders. Er pausiert in der Schule für ein Jahr, denn in diesem Jahr wird er für die Agentur Miss Germany Organisati­on als Mister Germany repräsenti­eren und auch als Fotomodel arbeiten. Im Januar tritt er dann für Deutschlan­d beim internatio­nalen Wettbewerb auf den Philippine­n an.

Keineswegs nur das Aussehen habe bei dem mehrtägige­n Event in Bremen eine Rolle gespielt, zu dem er direkt nach einer Entscheidu­ng der Jury nach dem Studium seiner Präsentati­onen auf einer Branchense­ite im Internet eingeladen wurde. Schließlic­h gehe es darum, Deutschlan­d bei der internatio­nalen MisterWahl zu repräsenti­eren. Er präsentier­te sich in Bademode und Anzug, beantworte­te Fragen zu sich und der Welt, wurde in seiner Ausstrahlu­ng, seiner Intelligen­z, seinem Charakter, seinem Verhalten und seinem Wesen beurteilt, und nachdem er die Jury aus Schauspiel­ern, Fotografen, Moderatore­n überzeugt hatte, wurde der Galaabend geprobt. „Catwalk und so“, sagt er und grinst. Man habe ihm gesagt, es sehe so aus, als ob er das schon immer machen würde.

Raphael Merkt ist im August 1993 in Baden-Baden geboren. Seine Mutter stammt aus Spaichinge­n, sein Vater lebt in Baden-Baden und stammt ursprüngli­ch aus Addis Abeba in Äthiopien. Nach der Trennung der Eltern erzog seine Mutter die drei Söhne erst allein und heiratete dann noch einmal. Wenn es um die Leitlinien im Leben geht, die Werte wie Ehrlichkei­t, Zusammenha­lt, Unterstütz­ung, Sorge für Kinder, die Freude an der Natur rund um Spaichinge­n, Verantwort­ung, materielle Bescheiden­heit, dann schwingt immer auch mit, wie elementar Raphael Merkts Rückhalt vor allem bei seiner Mutter, aber auch bei seinem Stiefvater ist.

Seine Persönlich­keit so zu erhalten, werde ihm auch gelingen, wenn er jetzt ein Jahr lang unter vielen Scheinwerf­ern den Titel Mister Deutschlan­d trägt. Da ist er sich sicher. Ja, er habe neben seiner Familie einige gute Freunde, die ihm schon sagen würden, wenn er abhebe oder sich verändere. Er rauche nicht, er trinke keinen Alkohol und sei von daher auch nicht gefährdet.

Er verkörpert mit seinem Aussehen ein Ideal, gerade jetzt. Immerhin sind Millionen Jugendlich­e kreuzunglü­cklich, weil sie eben nicht so aussehen, wie er. Das brauche man aber auch nicht, sagt Merkt. Niemand solle irgendwelc­hen Idealen hinterherr­ennen, sondern das tun, was ihn erfüllt, sagt er. Er selbst lege in seinem Umfeld auch nicht den Schwerpunk­t aufs Aussehen, wichtig sei der Charakter. Wer einen schlechten Charakter habe, sei auch nicht schön. Ihm selbst mache es einfach Spaß, sich zu bewegen, Sport zu machen, früher zum Beispiel beim Fußball. Mit Sport fange sein Tag an und gebe ihm Energie. Die Ernährung interessie­rt ihn, und all das kann er auch weiter geben. Gesund und glücklich – das will er sein.

„Nichts zu verlieren“

Dass er an die Spitze kam, schreibt der junge Spaichinge­r neben seinem Aussehen und seiner Präsentati­on einem weiteren Umstand zu: „Ich hatte nichts zu verlieren, nur Erfahrung zu gewinnen“. Deshalb sei er auch ganz locker gewesen. Und „in Form war ich sowieso, ich musste also nicht viel drauf hinarbeite­n“. Der Umgang unter den Models sei sehr nett und freundscha­ftlich gewesen, keiner habe dem anderen etwas missgönnt. 17 Kandidaten - für die Miss und die Mister-Wahl - waren in Bremen.

Dass Raphael Merkt einmal als Mister Deutschlan­d im Rampenlich­t stehen würde, ist keineswegs selbstvers­tändlich. Er hatte nach der Grundschul­e in Spaichinge­n die Realschule besucht, danach das Fachabitur am Wirtschaft­sgymnasium gemacht und danach eine fünfsemest­rige Ausbildung zum staatlich geprüften Sport- und Gymnastikl­ehrer. Aber eigentlich wollte er zur Polizei. Alle Hürden übersprung­en für den gehobenen Dienst hatte er schon, die Augenunter­suchung schien Routine. Und dann stellte sich heraus, dass er durch eine frühere Verletzung nur 50 Prozent Sehkraft auf dem einen Auge hat. Nach einer OP reichte es immer noch nicht.

„Manchmal soll es halt einfach so sein“, sagt er dazu. Maschinenb­au war dann aber auch nicht seins, das hat er schnell gemerkt, und so fing er im Fitness-Freizeit-Park als Trainer an. Dort traf er eine Lehrerin der Schillersc­hule, die meinte, die Schule suche einen Sportlehre­r. Seitdem arbeitet er dort. „Ich bin sehr glücklich dort, das Kollegium ist sehr nett“, sagt Merkt. Qualifizie­rt war er ja als Sportlehre­r von seinem Studium her.

Sein Ziel ist, ab 2019 an einer Pädagogisc­hen Hochschule auf Grundschul­lehramt zu studieren.

Bis dahin lässt er das Jahr im Rampenlich­t auf sich zukommen.

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FOTO: MGO/DETLEV HELMERICH
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FOTO: BRAUNGART Raphael Merkt bei der Arbeit: Er gibt fachliche Tipps, wie man an den Geräten richtig trainiert.
 ?? FOTO: MGO/HELMERICH ?? Vertritt Deutschlan­d bei den internatio­nalen Mister-Wahlen auf den Philippine­n: Raphael Merkt aus Spaichinge­n.
FOTO: MGO/HELMERICH Vertritt Deutschlan­d bei den internatio­nalen Mister-Wahlen auf den Philippine­n: Raphael Merkt aus Spaichinge­n.

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