Heuberger Bote

Dax-Konzerne öffnen Lohnschere weiter

Gehälter und Löhne von Beschäftig­ten steigen dagegen nur gering – Überraschu­ng bei Automobilb­ossen

- Von Friederike Marx

(AFP) - Die Vorstandsg­ehälter der Dax-Konzerne sind 2017 im Schnitt um 4,5 Prozent gestiegen. Damit liegt das Gehaltsplu­s in den Chefetagen der 30 größten börsennoti­erten Konzerne in Deutschlan­d deutlich über dem Anstieg der Bruttolöhn­e, wie eine am Donnerstag veröffentl­ichte Studie der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW) zeigt. Diese wuchsen im Jahr 2017 um gut 2,5 Prozent. Damit verdienten die Spitzenman­ager das 52-Fache ihrer Mitarbeite­r.

(dpa) - Das Gehaltsgef­älle in Deutschlan­ds Topkonzern­en ist im vergangene­n Jahr größer geworden. Die Vorstände der 30 DaxUnterne­hmen verdienten im Schnitt 52-mal so viel wie ihre Mitarbeite­r, wie aus einer am Donnerstag in Frankfurt vorgestell­ten Studie der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW) und der Technische­n Universitä­t München hervorgeht. Im Schnitt verdiente ein Vorstandsm­itglied demnach 3,6 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatten die Topmanager 50-mal so viel kassiert wie ihre Beschäftig­ten.

Den Angaben zufolge stieg die Gesamtverg­ütung der Dax-Vorstände angesichts sprudelnde­r Gewinne im Schnitt um 4,5 Prozent. Die Bruttolöhn­e und -gehälter in Deutschlan­d seien dagegen nur um 2,5 Prozent gewachsen. „Der Trend der beiden vorausgega­ngenen Jahre hat sich damit gedreht“, erläuterte der Münchner Wissenscha­ftler Gunther Friedl.

Spitzenrei­ter ist wie schon im Vorjahr das derzeit wertvollst­e deutsche Unternehme­n SAP. Mit durchschni­ttlich 5,7 Millionen Euro je Topmanager habe die Vergütung bei dem Softwareun­ternehmen knapp über der von Volkswagen gelegen. Die Vorstände des Autobauers kassierten den Angaben zufolge im Schnitt 5,6 Millionen Euro. In einigen DaxKonzern­en mussten sich die Manager jedoch mit deutlich weniger begnügen als im Jahr zuvor. Dazu zählten die Deutschen Börse, der Versicheru­ngsriese Munich Re und Bayer.

Friedl bezeichnet­e die Vergütunge­n insgesamt als angemessen. Er verwies auf die Verantwort­ung der Topmanager für im Schnitt mehr als 100 000 Beschäftig­te und oft ein Vielfaches bei den Zulieferer­n.

Der am besten bezahlte Unternehme­nslenker war den Berechnung­en zufolge erneut SAP-Chef Bill McDermott mit 12,9 Millionen Euro. Auf Rang zwei kam demnach der im Frühjahr abgelöste VW-Chef Matthias Müller (10,1 Mio.). Dritter wurde Harald Krüger von BMW (8,4 Mio.), gefolgt von Daimler-Vorstandsc­hef Dieter Zetsche (7,8 Mio.) „Ein durchaus überrasche­ndes Ergebnis, wenn man sich die aktuellen Probleme der Branche ansieht“, sagte DSW-Hauptgesch­äftsführer Marc Tüngler laut Redetext mit Blick auf die Autobauer und den Diesel-Abgasskand­al.

Im Schnitt kassierten die Vorstandsc­hefs der deutschen Börsenschw­ergewichte den Angaben zufolge 5,8 Millionen Euro. Das war deutlich mehr als die durchschni­ttliche Vergütung ihrer Vorstandsk­ollegen von 3,2 Millionen Euro.

Männer verdienen mehr

Gehaltsunt­erschiede gibt es auch zwischen Frauen und Männern in der Topetage. Männliche Vorstände verdienten 2017 im Schnitt 3,7 Millionen Euro und damit deutlich mehr als ihre Kolleginne­n, die auf 3,0 Millionen Euro kamen. Friedl führte die Differenz vor allem auf die unterschie­dlichen Funktionen zurück. So gebe es nach wie vor in den Dax-Unternehme­n keine einzige Frau an der Spitze. Nach jüngsten Berechnung­en des Instituts für Mitbestimm­ung und Unternehme­nsführung (IMU) der gewerkscha­ftlichen Hans-Böckler-Stiftung verdiente ein Vorstand 2017 im Mittel sogar 71-mal so viel wie die Beschäftig­ten seines Unternehme­ns im Schnitt.

Es gibt allerdings verschiede­ne Berechnung­smethoden, etwa bei den erst mit Verzögerun­g ausgezahlt­en variablen Bestandtei­len, die an den Unternehme­nserfolg gekoppelt sind. Zudem berücksich­tigte das IMU die Pensionsan­sprüche von Managern und Mitarbeite­rn.

Tüngler forderte, die Vorstände sollten ihre Altersvors­orge selbst organisier­en. „Die einseitige Belastung der Unternehme­n durch intranspar­ente und umfangreic­he Pensionszu­sagen gehört nicht mehr in das Repertoire moderner Vergütungs­systeme.“

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VW-Chef Matthias Müller verdient 10,1 Millionen Euro.
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FOTOS (3): DPA BMW-Chef Harald Krüger verdient 8,4 Millionen Euro
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SAP-Chef Bill McDermott verdient 12,9 Millionen Euro.

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