Todesfalle Lupfenturm?
Trossinger fordert Schließung wegen fehlenden Brandschutzes – Albverein widerspricht
- Ärger um den Talheimer Lupfenturm: Der Trossinger Rupert Schumacher sieht in dem Gebäude wegen fehlenden Brandschutzes eine „Todesfalle“, die sofort geschlossen werden müsste. Ist das das Ende der beliebten Aussichtsplattform? Nein, sagt Klaus Butschle, Albvereins-Vorsitzender des Heuberg-Baar-Gaus. Getan wird jetzt trotzdem etwas - allerdings nicht in Sachen Brandschutz.
Rupert Schumacher, der nun die Schließung fordert, war selbst jahrelang ein Fan des viel besuchten Lupfenturms. Rund 60 Jahre sei es her, dass er erstmals den Turm bestieg, berichtet der Trossinger Theaterschauspieler. „Seit zwei Jahren allerdings versage ich mir das Vergnügen der Turmbesteigung, obwohl ich immer noch häufig auf den Lupfen wandere“, so Schumacher. Der Grund: Es ist ihm zu gefährlich.
Denn der 23 Meter hohe Turm aus Holz, der Tag und Nacht für Besucher geöffnet sei, verfüge lediglich im Inneren über eine Treppe. „Was passiert im Brandfall?“, fragt Schumacher und malt folgendes Szenario aus: „Man stelle sich vor, eine Gruppe von Wanderern, womöglich noch älteren Jahrgangs, ist auf dem Turm und dieser fängt aus irgendeinem Grund an zu brennen. Möglichkeiten hierfür gibt es viele. Keiner der Herrschaften hätte eine Chance, den Turm jemals wieder lebendig zu verlassen.“
Gruppen übernachten
Dass sich bisher noch keine Behörde wegen des Brandschutzes eingemischt habe, ärgert Schumacher. Für ihn ist klar: Solange es keinen zweiten Fluchtweg gibt, sei es zwingend notwendig, den Turmzutritt „mit sofortiger Wirkung und zum Schutz der wandernden Bevölkerung“zu beenden. Schumacher fragt weiter: „Und wo sind die Feuerwehrleute, die eine durchaus mögliche Katastrophe verhindern könnten? Überall, nur nicht auf dem Lupfen.“
Es wäre nicht der erste Turm, dem der Brandschutz zum Verhängnis wird: 2013 war schließlich schon der Stuttgarter Fernsehturm deswegen geschlossen und erst drei Jahre später nach entsprechenden Maßnahmen wieder geöffnet worden.
Eine weitere Gefahr sieht Schumacher in den Gruppen, die den Lupfenturm als Nachtlager nutzen. Sogar einen Film hat er dazu gedreht: „Lupfen”, eine Groteske von und mit ihm selbst, die er auf seiner Homepage unter www.schraege-buehne.de und bei YouTube (unter Rupert Schumacher) eingestellt hat. „Der Film thematisiert die Problematik in satirischer Form und ist frei erfunden“, schreibt Schumacher über den Film. „Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig, außer meiner eigenen oder historischen Personen.“
Beim Talheimer Albverein, der sich um die Pflege des Lupfenturms kümmert, kam das gar nicht gut an. „Es ist wirklich Blödsinn, dass jemand auf so etwas kommt“, findet Vorsitzender Rudi Späth. Ginge es nach den Vorschriften, die Rupert Schumacher auflistet, „müssten alle Türme schließen“, sagt der Talheimer, denn wo solle ein zweiter Fluchtweg an der Turmspitze geschaffen werden? Eine äußere Treppe würde das Erscheinungsbild des Turmes, der seit 1911 besteht, beeinträchtigen. Und auch wenn Klaus Butschle spontan scherzhaft eine Strickleiter auf dem Turm vorschlug, die bei Bedarf „wie bei Rapunzel“herabgelassen werden könnte, sagt der Gauvorsitzende: Ein zweiter Fluchtweg ist gar nicht nötig.
„Der Turm ist so konstruiert, dass wenig passieren kann. Es gibt keinen Strom, damit fehlt die Hauptgefahrenquelle“, erläutert Butschle. Das Licht im Turm ist natürlich, fällt durch Fenster ein. Auch ein Blitzableiter sei installiert. Weitere Brandschutzvorschriften für den Turm gebe es nicht, so Butschle, der versichert, dies mit den entsprechenden Fachbehörden abgeklärt zu haben. „Damit bleibt als Gefahr reine Brandstiftung.“
Die Übernachtungen am Turm, die auch Schumacher angesprochen hat, sollen künftig allerdings unterbunden werden. „Der Albverein wird diesbezüglich ein Schild aufstellen“, kündigt Butschle an.
Ansonsten sei der Lupfenturm in hervorragendem Zustand, sagt Späth. Vor rund drei Jahren erst habe der Talheimer Albverein alle Luken abgedeckt und auch die Geländer seien neu gemacht. „Der Lupfenturm ist sehr beliebt, viele Leute gehen hoch“, meint er – und hofft, dass das noch lange so bleibt.