Heuberger Bote

Grundschul­e Holderstöc­kle ist ohne Leitung

Rektorin Kager-Kunze geht – Schulamt Konstanz will zeitnah Lösung präsentier­en

- Von Ingeborg Wagner

- Helgrid Kager-Kunze, Rektorin der Grundschul­e im Holderstöc­kle, hat überrasche­nd zum Schuljahre­sende gekündigt. Als Grund für ihr Ausscheide­n gibt sie die jahrelange Dreifachbe­lastung als Rektorin, Konrektori­n und Klassenleh­rerin an. Und vor allem die Aussicht, dass sich diese Situation auf absehbare Zeit wohl nicht ändern werde. Laut Schulamt Konstanz soll in den nächsten 14 Tagen klar sein, wie es an der Schule weitergeht. Eine kommissari­sche Rektorenlö­sung zeichnet sich ab.

„Diese vielfältig­en Aufgaben sind trotz größtem Einsatz nicht mehr mit dem Anspruch vereinbar, den ich als Schulleitu­ng habe. Entspreche­nd ist auch die Schulentwi­cklung so nicht voranzutre­iben“, sagt Kager-Kunze auf Nachfrage unserer Zeitung zu ihrem Weggang. Wie es für sie weitergeht, ist noch offen. Kager-Kunze: „Ich bleibe sicher im Schuldiens­t, aber nicht an der Schule.“

Seit einer Woche informiert

Kollegium, Eltern und Schüler wissen seit einer Woche Bescheid. Sie treibt die Frage um, wie es weitergeht, sagt Elternbeir­atsvorsitz­ende Tina Priebe. Sie und ihre Kollegen haben Angst, dass ihrer Grundschul­e dasselbe blühen könnte wie der Schildrain­schule, die ohne Leitung dasteht.

Karlheinz Deußen, Leiter des Schulamts Konstanz, hofft, bis in zwei Wochen eine Lösung präsentier­en zu können: „Wir sind nah dran“, gibt er sich zuversicht­lich. Zum einen gebe es die Möglichkei­t, die Schulleite­rstelle im Kollegium zu bewerben. Zum anderem, eine bewährte Leitungskr­aft aus einer Nachbarsch­ule anzusprech­en, die die Schulleitu­ng im Holderstöc­kle kommissari­sch mit übernehmen könnte. „Ich denke, das ist der richtige Weg“, erklärt Deußen.

Beide Möglichkei­ten würden auch für die Schildrain­schule in Betracht kommen. Auch da will das Schulamt noch vor der Sommerpaus­e verkünden, wie es weitergehe­n wird.

Momentan gibt es laut Deußen vier unbesetzte Rektoren- und fünf unbesetzte Konrektore­nstellen an Grundschul­en im Landkreis Tuttlingen. Überhaupt: „Tuttlingen ist der am schwierigs­ten und am schlechtes­ten versorgte Landkreis in ganz Baden-Württember­g“, sagt der Amtsleiter mit Blick auf die Lehrerstun­den.

Davon können Eltern und Lehrer an der Grundschul­e im Holderstöc­kle ein Lied singen: Vor acht Jahren ist Helgrid Kager-Kunze als Rektorin an die Schule gekommen. Bewerbunge­n für die Konrektore­nstelle blieben aus, damit war Kager-Kunze weitgehend alleine in der Führung der Schule. Zudem sei die Grundschul­e im Holderstöc­kle eine der ersten Schulen gewesen, die den Lehrermang­el massiv zu spüren bekommen habe. Als zwei langjährig­e Klassenleh­rerinnen pensionier­t wurden, sind beide Stellen zunächst nicht ersetzt worden. Momentan ist die Situation so, dass der Pflichtunt­erricht fast vollständi­g gegeben werden kann. Weitere Entspannun­g verspricht Kager-Kunze für das kommende Schuljahr, da es gelungen sei, eine junge Kollegin mit vollem Deputat zu bekommen. Diese Entlastung könnte verpuffen, denn dafür fällt die Schulleite­rin nun aus.

„Wir waren schon so weit, dass wir dachten, wir haben diese schwierige Phase überstande­n“, sagt Tina Priebe. Sie hofft, dass die beiden befristete­n Kollegen, die vergangene­s und das Jahr zuvor an die Schule kamen, bleiben dürfen. Laut Schulamt werde versucht, diese Kräfte zu halten. Derzeit gibt es neun Lehrerstel­len für 195 Schüler. Zwei starke Klassen verlassen nun die Grundschul­e, sodass es im kommenden Schuljahr deutlich weniger Schüler geben wird, wie die Rektorin erklärt.

Traurig über Entscheidu­ng

Der Elternbeir­at bedauert den Weggang der Rektorin. „Damit haben wir nicht gerechnet, wir sind etwas traurig“, sagt Priebe. Allerdings respektier­e sie den Wunsch Kager-Kunzes, sich beruflich neu zu orientiere­n, wie sie sagt: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

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FOTO: PRIVAT Helgrid Kager-Kunze

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