Heuberger Bote

Ronny Ziesmer fährt zur Paralympic­s-EM

Der querschnit­tgelähmte Ex-Nationaltu­rner macht in Berlin beim Keulenwurf mit

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(dpa) - Ronny Ziesmer greift wieder an. Der 2004 schwer verunglück­te Ex-Turner erlebt vom 20. bis 26. August in Berlin sein Debüt bei den Europameis­terschafte­n der Para-Leichtathl­eten. Der 38 Jahre alte Cottbuser gehört zum Aufgebot von 41 Athleten des Deutschen Behinderte­nsportverb­ands. „Ich sehe die EM als riesige Chance, wieder auf die internatio­nale Bühne zu kommen“, sagte Ziesmer.

In der Vorbereitu­ng auf die Olympische­n Spiele 2004 in Athen war der deutsche Mehrkampfm­eister im Trainingsz­entrum in Kienbaum am Sprung bei einem Doppelsalt­o rückwärts mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschla­gen und hatte sich die Halswirbel­säule in Höhe des 5. und 6. Halswirbel­s gebrochen. Obwohl er fortan querschnit­tgelähmt war, verlor er nie den Lebensmut, nahm im Rollstuhl am Berlin-Marathon teil und ging beruflich seinen Weg mit einem Studium der Biotechnol­ogie an der Fachhochsc­hule Lausitz. Bei den Olympische­n Spielen 2008, 2012 und 2016 war er als Co-Kommentato­r für das ZDF im Einsatz.

Ziesmers neue Hoffnung heißt nun Keulenwurf. Mit 24,49 Metern erfüllte er bei den deutschen Meistersch­aften in Kienbaum am Wochenende die internatio­nale Norm und qualifizie­rte sich auch über 100 und 200 Meter für die EM. „Er hat zwar die nationalen Normen verfehlt. Aber gerade beim Keulenwurf ist er für uns ein Quereinste­iger und hat Perspektiv­e für die Paralympic­s 2020 in Tokio“, begründete Willi Gernemann, der Bundestrai­ner der Para-Leichtathl­eten, die Nominierun­g. „Mein Ziel ist es, jetzt in Berlin diese Bestleistu­ng zu steigern. Ich gebe wie immer mein Bestes“, versprach Ziesmer.

Derzeit belegt er beim Keulenwurf den zwölften Rang in der Weltrangli­ste. Da auch seine Hände von der Lähmung betroffen sind, klemmt er sich die Keule zwischen die Finger und versucht, die Kraft im Oberarm für den Wurf umzusetzen. „Die besten der Welt werfen über 30 Meter, bis dahin ist es noch ein weiter Weg“, räumte Ziesmer ein.

„Man sagt bei uns, du brauchst 10 000 Würfe, um halbwegs ein Gefühl für die Keule zu bekommen. Ich bin jetzt bei 5000 bis 6000“, fügte er hinzu. „Wenn sich Ronny jetzt im Training auf diese Disziplin konzentrie­rt, sind Leistungss­prünge bis zu den Paralympic­s durchaus möglich“, sagt Bundestrai­ner Gernemann. Zu den EM-Startern gehören auch die Paralympic­s-Sieger und Weltmeiste­r Sebastian Dietz, Niko Kappel, Heinrich Popow und Markus Rehm.

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FOTO: DPA Bald wieder EM-Athlet, nicht mehr Experte: Ronny Ziesmer.

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