Nationalmannschaft gesucht
2022 findet die erste WM in der arabischen Welt statt – Doch viele Fragen sind noch offen
(dpa/SID) - Noch ist die WM in Russland nicht zu Ende. Und doch ist die Frage schon jetzt: Können sich Fans überhaupt auf die nächste Weltmeisterschaft in vier Jahren in Katar freuen? Fragen und Antworten zum Turnier, das am 21. November 2022 beginnen wird.
Warum findet die WM überhaupt in Katar statt?
Im Zuge der skandalumtosten Doppel-Vergabe 2010 erhielt das Emirat überraschend die WM 2022. Die favorisierten USA verloren die entscheidende Wahlrunde mit 8:14-Stimmen. Zahlreiche Mitglieder des damaligen FIFA-Exekutivkomitees sind inzwischen der Korruption überführt. Probleme wie die hohen Temperaturen oder die Menschenrechtslage waren damals bekannt – und wurden ignoriert.
Wieso findet das Turnier im Winter statt?
Im Sommer wäre es schlicht zu heiß im Wüstenstaat. Das Finale soll nur sechs Tage vor Heiligabend steigen, das Turnier ist bislang mit einer Dauer von vier Wochen geplant. Die Spiele sollen in insgesamt acht Stadien stattfinden, vier davon befinden sich in Doha. Die weiteren vier Arenen liegen laut den Organisatoren maximal 35 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.
Wie beeinflusst die Golfkrise die Vorbereitung?
Katar ist politisch weitgehend isoliert. Anfang Juni 2017 verhängte Saudi-Arabien zusammen mit den Verbündeten Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten eine Blockade. Offiziell werfen die vier Staaten dem reichen Emirat vor, den Terror zu unterstützen. Katar steht zudem wegen der Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen in der Kritik von Menschenrechtlern.
Wie stark ist die katarische Nationalmannschaft?
Noch nie schaffte Katar sportlich den Sprung zur WM, in der Qualifikation zum Turnier 2018 blieb das Team sogar noch hinter China zurück und wurde Letzter seiner Gruppe. Bei den Asien-Meisterschaften ging es nie über das Viertelfinale hinaus. Das Team dümpelt auf Platz 98 der Weltrangliste – nur einen Rang besser platziert als Palästina. Nun sollen es Trainer richten: Seit seinem Wechsel zu al-Sadd Sport Club vor drei Jahren wird der spanische Ex-Weltmeister Xavi als möglicher Nationalcoach gehandelt. Zuletzt soll Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani auch Zinedine Zidane, der Real Madrid dreimal hintereinander zum ChampionsLeague-Titel führte, 200 Millionen Euro geboten haben, um die lahmende Nationalmannschaft des Landes in Form zu bringen.
Kann Katar sich auch seine Nationalmannschaft zusammenkaufen?
In anderen Sportarten hat sich Katar bereits eine Weltauswahl zusammengekauft, in der Leichtathletik etwa werden Talente aus Afrika mit viel Geld gelockt. Bestens in Erinnerung ist auch noch das Beispiel aus dem Handball: Vor drei Jahren sorgte ein aus aller Herren Länder zusammengewürfeltes Team (12 der 16 Spieler wurden vor dem Turnier eingebürgert) für ein kleines Wüstenmärchen: Katar gewann Silber. Im Fußball ist ein Nationenhopping deutlich schwerer. Wer bereits Pflichtländerspiele für ein Land absolviert hat, kann nicht mehr wechseln. Katar unterhält aber beispielsweise im Senegal eine Akademie, Tausende Talente auch aus Mali oder Nigeria wurden bereits gesichtet, im Kurzpassspiel ausgebildet und nach Katar eingeladen oder direkt weiter zu Partnerclubs nach Europa geschickt. Senegals Moussa Wague, der in Belgien bei KAS Eupen (das zudem Katar gehört) spielt, ist etwa ein Akademie-Absolvent. In Russland erzielte er gegen Japan ein Tor. Der Verdacht besteht, dass Katar in den kommenden Jahren die afrikanischen Talente für sich selbst ausbildet und einbürgert. Aktueller Rekordnationalspieler und -torschütze Katars ist übrigens Sebastian Soria. 34 Jahre alt. Geboren in Uruguay, seit 2005 Katarer.