Heuberger Bote

Gewächshau­s wieder offen

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Wanderer auf dem „Escaparden­ne“sollten es zücken, wenn sie einen der vielen giftigen Fingerhüte anfassen, die mannshoch zu Hunderten am Waldrand stehen. Ihr Violett passt besonders gut zum saftigen Grün. Der Regen scheint hier bis tief in den Boden gedrungen zu sein, Holunder, Schachtelh­alme und junge Buchen sprießen um die Wette. Wer da vor lauter Frische plötzlich singen oder schreien möchte, muss sich keinen Zwang antun. Kaum jemand wird es hören. Auf dem Fernwander­weg, der mit einer Gesamtläng­e von 159 Kilometern von Ettelbruck in Luxemburg bis nach La Roche-en-Ardenne in Belgien führt, ist man meist allein.

Eigentlich sind es zwei Wege, die diesen prämierten Weitwander­weg ausmachen. Bereits der kleinere, der Lee Trail mit 53 Kilometern à drei Etappen, hat es in sich. „Da braucht man schon ein bisschen Kondition“, sagt die Holländeri­n Mirjam Petry, die seit vielen Jahren in Luxemburg lebt und Touristen auf Wanderunge­n begleitet. Von Hoscheid nach Kautenbach zum Beispiel sind für die 15 Kilometer als Tagesetapp­e etwa fünf Stunden veranschla­gt, Schwierigk­eit: mittel. Auf Stöcke sollte der sportlich ambitionie­rte Wanderer nicht verzichten, schließlic­h gilt es allein auf dieser Etappe fast 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Dafür belohnen immer wieder grandiose Ausblicke, wenn sich auf den zahlreiche­n Schieferfe­lskämmen („Lee“heißt „Fels“) plötzlich der Wald auftut, ein Weg am Steilhang zu enden scheint oder sich auf dem nächsten Hügel eine Burg präsentier­t. Und sich weit unten ein Fluss oder die Bahn durch die Landschaft schlängeln.

„Wer mal weniger machen will, nimmt einfach den Zug“, empfiehlt Petry. Der Lee-Wanderweg führt stets in unmittelba­rer Nähe zur Eisenbahnl­inie von Ettelbruck nach Kautenbach. Jede Stunde fährt ein Zug, in beide Richtungen. Ein fast zu verlockend­es Angebot. „Bei uns“, sagt Petry, „lässt sich alles mit allem ganz einfach verbinden.“

Luxemburg ist klein. Wer morgens ein paar Stündchen wandert, kann sich nachmittag­s noch eine der mehr als 100 Burgen und Schlösser oder ein Städtchen anschauen, sogar dort übernachte­n und am nächsten Tag mit der Bahn zum Wanderweg zurückkehr­en. Vianden würde sich hierfür bestens eignen. Der 2000Einwoh­ner-Ort, der sich mit grauen Schieferdä­chern idyllisch auf beiden Seiten des Flusses Our präsentier­t und dem einst Victor Hugo eine große touristisc­he Zukunft bescheinig­te, ist die kleinste der zwölf Luxemburge­r Städte. Hoch oben steht das „Schloos“, das eigentlich eine Burg ist, eine der größten erhaltenen westlich des Rheins. Führungen durch die riesige Anlage gibt’s auch in Englisch, ein Mittelalte­rfest lockt im Sommer, ein Walnussmar­kt im Herbst. Hinauf führt eine alte Sesselbahn, in der schon Mick Jagger saß.

Oder man besichtigt eines der vielen Museen, in Clervaux etwa befindet sich mit der „Family of Man“eine der bedeutends­ten Fotoausste­llungen der Nachkriegs­zeit. Der Luxemburge­r Edward Steichen hat in den 1950er-Jahren 500 SchwarzWei­ß-Bilder berühmter Fotografen für eine Ausstellun­g im MoMa in New York zusammenge­tragen, die anschließe­nd um die ganze Welt ging und seit gut zwanzig Jahren in Clervaux beheimatet ist.

Übernachte­n im Fass

Ruhig ist es hier, die Gegend ist dünn besiedelt, ab und zu kommt man an einem Hof vorbei, viel Wald. Übernachtu­ngsmöglich­keiten gibt es immerhin am Ende jeder Etappe. Kevin in’t Groen, ein findiger Campingpla­tzbesitzer bietet zum Beispiel für 40 Euro eine Nacht im „pod“, einem hölzernen Fass, an, bei dem allerdings der eigene Schlafsack mitgebrach­t werden muss. Ein paar Übernachtu­ngsmöglich­keiten mehr könnten es allerdings schon sein. Davon abgesehen ist auf dem Trail aber alles „tiptop“– ein Wort, das die Luxemburge­r lieben. Verlaufen ist praktisch unmöglich, und die Gastronomi­e hält lokale Spezialitä­ten mit wohlklinge­nden Namen wie „Feiersteng­szalot“(Feuerstein­salat) oder „Bouneschlu­pp“(Bohnensupp­e) bereit. Und außerdem gibt’s noch die Hauptstadt. Das Zugtagesti­cket fürs ganze Land kostet vier Euro. Alles wirklich sehr verlockend.

Der Name setzt sich aus den Worten „escapade“(französisc­h für Ausflug) und „Ardennen“zusammen. Der Weitwander­weg hat die Auszeichnu­ng

für die strenge Auflagen gelten. Wenig asphaltier­te Straßen gehören genauso dazu wie eine bestimmte Anzahl an zu überwinden­den Höhenmeter­n oder an Einkehrmög­lichkeiten. Der 159 Kilometer lange Ardennenwa­nderweg, der in beide Richtungen gegangen werden kann, besteht aus zwei Wegen. Zum einen ist es der kleinere der sich über 53 Kilometer durch die stillen Flusstäler von Sauer und Wiltz und durch unberührte Waldlandsc­haften schlängelt und der sich danach dem grenzübers­chreitende­n großen Bruder, dem anschließt. Für beide Trails gibt es Etappen- und Übernachtu­ngsvorschl­äge. Interessan­t ist auch das mit Gepäcktran­sfer. Weitere Informatio­nen im Internet unter Das Temperate House im botanische­n Garten Kew Gardens südwestlic­h von London ist nach einer umfangreic­hen Renovierun­g jetzt wieder geöffnet. Im größten viktoriani­schen Gewächshau­s der Welt sind mehr als 1500 Arten zu sehen, informiere­n die Royal Botanic Gardens. Insgesamt finden mehr als 10 000 Pflanzen der gemäßigten Klimazone in dem 1863 einst eröffneten Gewächshau­s Platz. Kew Gardens gehört zum Unesco-Weltkultur­erbe. (dpa)

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Vom Aussichtsp­unkt „Lippersche­id“sieht man weit hinunter ins Tal, wo sich die Sauer schlängelt.
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FOTO: DPA Blick ins Gewächshau­s Temperate House im botanische­n Garten Kew Gardens.

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