Erste Schritte auf der Bundesliga-Bühne
Moritz Schaar wechselt in die Jugend von Zweitligist Heidenheim – Traum Fußballprofi
MÖHRINGEN/HEIDENHEIM - Für mehrere Vereine in einer Saison zu spielen, ist bei Fußballern längst Normalität. Deshalb aber an zwei Schulen unterrichtet zu werden, dürfte bei Kickern dennoch außergewöhnlich sein. Bei Moritz Schaar ist eben das der Fall. Der 15-jährige Möhringer ist jetzt in die B-Jugend von Zweitligist 1. FC Heidenheim 1846 gewechselt und wagt damit einen großen Schritt.
„Er lässt alles hinter sich“, sagt Mutter Bettina zum neuen Lebensabschnitt ihres Sohnes. Nicht einmal das Schuljahr an der Tuttlinger Ludwig-Uhland-Realschule hat das Fußballtalent beendet. Seit zwei Wochen lebt Moritz Schaar in Heidenheim und geht bis zum Ende des Schuljahres dort auch in seine neue Bildungseinrichtung. „Das ist vom Verein so gewollt. Ich soll ohne Prüfungsstress die Schule und die Lehrer kennenlernen“, sagt Moritz Schaar, dessen Noten für dieses Schuljahr bereits feststehen. Für seinen Traum, einmal Profi-Fußballer zu werden, nimmt er deutlich mehr Strapazen auf sich.
Sommerferien gibt es in diesem Jahr für ihn nicht. Seit Anfang Juli bereitet sich der Rechtsverteidiger, der mit fünf Jahren bei den Bambini des FV Möhringen mit dem Fußballspielen begann, mit seiner Mannschaft auf die Saison in der B-Jugend-Bundesliga vor. Bayern München, VfB Stuttgart, TSG 1899 Hoffenheim oder Eintracht Frankfurt heißen dann die Gegner. Fünfmal die Woche wird trainiert. Einmal sogar am Vormittag. Die Stunden, die Moritz Schaar in seiner Schule im Schulverbund im Heckental verpasst, muss er nachholen. Für ihn und seine Mitspieler steht ein Lehrer im Heidenheimer Internat bereit, der am Donnerstagnachmittag die Jugendlichen auch schulisch fit macht.
Zu klein und zu leicht für den SC Freiburg
Die Bilanz seiner bisherigen Schulzeit beschreibt Moritz Schaar bisher mit „ganz ok, geht.“Bestnoten verdiente sich der junge Kicker meist auf dem Rasen-Viereck. Nach den ersten fußballerischen Gehversuchen als Bambini entwickelt sich sein Talent. Bereits als F- und E-Junior wird er für die Schwarzwaldauswahl gesichtet. Zwei Jahre später verlässt er Möhringen und wechselt in die D-Jugend von Verbandsligist FC 03 Radolfzell, für den er zum Schluss in der B-Jugend-Verbandsliga spielt. Mit dem Wechsel verbunden ist auch die Teilnahme am Fördertraining von Bundesligist SC Freiburg, der seit 2010 mit den Bodenseestädtern kooperiert. Zwar spielt Schaar regelmäßig bei den Breisgauern vor. Für den jungen Möhringer, der mit der Südbadenauswahl am U 15- und U 16-Länderpokal in Duisburg teilnimmt, ist aber kein Platz beim SCF.
Zu klein, zu leicht, erinnert sich der Neu-Heidenheimer an das – vielleicht voreilige – Urteil. Sein Trainer bei der Südbadenauswahl, André Malinowski, hat die Fortschritte gesehen. Moritz habe sich gut entwickelt und sich die Chance in einem Nachwuchsleistungszentrum verdient, hat Mutter Bettina die Worte des Coaches noch im Kopf. Die Chance kommt nach dem Länderpokal im Mai. Moritz Schaar, der in Radolfzell vom Offensivakteur zum Rechtsverteidiger umgeschult wurde, erhält von den Scouts des Zweitligisten SV Darmstadt 98 eine Einladung zum Training. Zwar zeigt der Möhringer auch bei den Hessen, was er kann. Als aber wenig später der 1. FC Heidenheim 1846 anfragt und ihn zum Probetraining einlädt, nimmt ein Wechsel Formen an. „Ich habe einmal mitrainiert. Dann hat Heidenheim gesagt, sie wollen mich“, meint Moritz Schaar. Das Gegenteil zum SC Freiburg: Dort habe die Harmonie nicht gestimmt, sagt der Jugendliche.
Sorgen, dass ihm das Einleben in Heidenheim schwer fallen könnte, hat Moritz Schaar nicht gehabt. Er sei zwar eher zurückhaltend und sicher kein Draufgänger, meint seine Mutter. „Natürlich war ich aufgeregt. Aber ich freue mich auf die Herausforderung. Und bei Fußballern findet man sich schnell ein“, ist der 15Jährige überzeugt, gut in Heidenheim zurecht zu kommen. Schließlich soll die Zeit beim 1. FCH keine Episode sein. „Mein Ziel ist es, mich durchzusetzen. Ich bin nicht nach Heidenheim gegangen, um mich nur auf die Bank zu setzen“, sagt Moritz Schaar. Zwar sei er körperlich noch nicht so weit, müsse im Zweikampfverhalten weiter dazulernen und aggressiver werden. Seine offensive Einstellung passt aber zu seiner Art, Fußball zu spielen. „Ich will immer mit nach vorne gehen“, meint das Rechtsverteidiger-Talent, das seine Schnelligkeit zu seinen Stärken zählt und Joshua Kimmich vom FC Bayern München als Vorbild nennt. Vielleicht landet der Möhringer ja auch einmal im Profi-Fußball. Am Ehrgeiz wird es nicht mangeln. „Ich bin zielstrebig. Und wenn ich etwas erreichen will, dann gebe ich alles.“
„Taxi Mama“fährt viele tausend Kilometer
Mit dem Wechsel von Sohn Moritz nach Heidenheim hat sich für die Familie Schaar einiges geändert. So muss Mutter Bettina nicht mehr das „Taxi Mama“spielen. Bis vor einem Jahr fuhr sie ihren Sohn immer von Möhringen dreimal die Woche zum Training. „Wir hatten uns vor dreieinhalb Jahren ein neues Auto gekauft. Das war am Ende schon mehr als 90 000 Kilometer gefahren“, erzählt Bettina Schaar mit einem Schmunzeln von den wöchentlichen Touren nach Radolfzell oder zu den Auswärtsspielen nach Sinsheim oder Lörrach.
In der neuen Saison wird sich die Familie sicher noch Spiele von Moritz Schaar anschauen. Fahrten zum VfB Stuttgart oder den Stuttgarter Kickers ließen sich gut bewältigen, meint die Mutter. Das Gastspiel beim Karlsruher SC könne gleich mit einem Besuch bei Moritz Patin, Birgit Schneider, verbunden werden. All diese Fahrten kann man sich für die Zukunft vielleicht schon einmal ins Navigationssystem eintragen. Nur: Wenn Moritz Schaar seinen Weg weitergeht, müssen im Gegensatz zur kommenden Saison die Karten schon weit im Voraus gekauft werden.