Heuberger Bote

Bayern mit eigenem Asyl-Amt

Regierung Söder möchte Abschiebun­gen beschleuni­gen

- Von Ralf Müller

INGOLSTADT (epd/dpa) - Bayern hat seit Freitag als erstes und bislang einziges Bundesland ein eigenes Landesamt für Asyl und Rückführun­gen. Bei der Einweihung der Behörde in Manching bei Ingolstadt betonte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), dass schutzbere­chtigte Menschen in Bayern „bessere Chancen als anderswo“bekommen. „Wir geben mehr Geld aus für Integratio­n als die meisten Bundesländ­er.“Söder sagte, bei gut integriert­en Flüchtling­en solle eine bessere Balance gefunden werden. Das Landesamt soll aber auch Abschiebun­gen beschleuni­gen. Bei der Einweihung erklärte Söder, dass Ausreisepf­lichtige das Land zu verlassen hätten, wenn die Regeln des Rechtsstaa­ts dies vorsehen würden. Das neue Landesamt stehe „für Humanität und Ordnung in der Flüchtling­spolitik“.

Etwa 20 Aktivisten des Bayerische­n Flüchtling­srats demonstrie­rten am Freitag gegen das neue Amt. Die Grünen kritisiert­en die Schaffung, die Landtagsab­geordnete Christine Kamm nannte die Behörde eine „große Söder-Show“.

Die CSU erkennt, dass sie beim „Schließen der rechten Flanke“wohl etwas übertriebe­n hat. Das zeigt sich auch bei der Eröffnung des bayerische­n Asyl-Amts. „Wir sind ein Land, das barmherzig ist“, sagte Ministerpr­äsident Markus Söder bei dem Termin. Ganz andere Töne als in den vergangene­n Wochen.

Die CSU hat erkannt, dass Abschiebun­gen gut integriert­er Asylbewerb­er auch nicht auf den Beifall des Publikums stoßen und nicht alle Ankömmling­e hauptsächl­ich vom Wunsch getrieben sind, von deutschen Sozialsyst­emen zu profitiere­n. Die neue Nachdenkli­chkeit ist der „Stimmungsd­emokratie“(Söder) geschuldet. Die hat die CSU in den letzten Wochen schwer gebeutelt und unter die 40-Prozent-Marke gedrückt, angeblich auch wegen der rüden Sprache, zu der Söder mit seinem Wort vom „Asyltouris­mus“beigetrage­n hat. So etwas zu sagen überlässt Söder jetzt dem CSU-Scharfmach­er Nummer 1 Alexander Dobrindt.

Der bayerische Ministerpr­äsident hingegen muss zur Verbesseru­ng seiner Wahlchance­n irgendwie in die Rolle eines „Landesvate­rs“hineinwach­sen. Söder versucht es. Jemand müsse ja schließlic­h das Land „in der Mitte zusammenha­lten“, meinte er. Das hört sich schon recht landesväte­rlich an.

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