Heuberger Bote

„Basis für vertrauens­volle Zusammenar­beit fehlt“

Citymanage­rin Simone Stoffel zu den Gründen für ihre Kündigung

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- Citymanage­rin Simone Stoffel hat beim Gewerbe- und Handelsver­ein Spaichinge­n gekündigt (wir berichtete­n kurz am Mittwoch). Sie werde sich beruflich anders orientiere­n. Regina Braungart befragte sie zu den Hintergrün­den.

Warum haben Sie als Citymanage­rin gekündigt?

Die Kündigung fiel mir wirklich schwer. Ich gehe mit einem weinenden Auge. Die Arbeit als Citymanage­rin hat mir unglaublic­h viel Spaß gemacht. Aber die Zusammenar­beit mit der Stadtverwa­ltung wurde immer komplizier­ter. An Vereinbaru­ngen erinnerte man sich auf einmal nicht mehr, und so fehlt für mich ganz klar die Basis für eine vertrauens­volle Zusammenar­beit.

Hat es etwas mit der Kritik zu tun, der Sie sich seitens des Bürgermeis­ters ausgesetzt sahen, oder fühlten Sie sich wertgeschä­tzt?

Herr Bürgermeis­ter Schuhmache­r betonte zwar immer wieder, wie hervorrage­nd meine Arbeit sei, dennoch versuchte er meine Arbeit zu behindern und veranlasst­e Diskussion­en im Gemeindera­t über die Sinnhaftig­keit des Citymanage­ments. Für mich ein sehr konträres Verhalten.

War die Stelle für Sie sowieso etwas Vorübergeh­endes?

Als ich die Stelle vor vier Jahren antrat, hatte ich keine Erfahrung im Stadtmarke­ting. Mittlerwei­le führe ich mit anderen Städten regen Austausch und merke, dass mein Tun interessie­rt. Eine Stadt aus der Umge- bung fragte sogar nach meinem berufliche­n Profil, da diese Stadt ebenfalls eine Citymanage­mentstelle schaffen wolle. Ich habe am Anfang nicht gedacht, was für ein Potenzial diese Stelle hat und dass es mir so Spaß machen würde. Mit „Spaichinge­n goes digital“haben wir ein neues, tolles Projekt ins Leben gerufen, welches sicher noch spannende und interessan­te Aufgaben mit sich bringt.

Wo werden Sie hingehen?

Ich gehe zurück zu meinen Wurzeln und werde in einem Industrieu­nternehmen das Marketing betreuen.

Wie bilanziere­n Sie Ihre Arbeit in Spaichinge­n?

Diese Frage würde ich gerne an die Bürger von Spaichinge­n und die Mitglieder des GHV weitergebe­n. Ich freue mich riesig, dass ich es geschafft habe, mit der „Langen Einkaufsna­cht“und dem „Winterzaub­er in Spaichinge­n“zwei wiederkehr­ende Großevents platziert zu haben, und dass wir mit dem „Winterzaub­er“den Weihnachts­markt gerettet haben. Ich freue mich auch, dass unsere verkaufsfö­rdernden Maßnahmen wie der „Spaichinge­r Geschenkgu­tschein“oder die „Black Friday“-Aktion wirklich greifen. Nach dieser Zeit haben wir es geschafft, dass viele Menschen – auch von auswärts - zu diesen Anlässen zum Shopping und zum Verweilen nach Spaichinge­n kommen. Die Umsätze, die aufgrund der Aktionen in den Fachgeschä­ften gemacht werden, steigen ganz klar an. Diese Entwicklun­g ist wirklich klasse.

Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie erreichen konnten?

Zum Vorstellun­gsgespräch vor vier Jahren hatte ich eine Ideenliste für das Stadtmarke­ting dabei. Darauf standen unter anderem ein Sommerkino, ein Rockkonzer­t und eine Eisbahn auf dem Marktplatz. Dass ich diese Dinge wirklich umsetzen konnte, finde ich echt cool! An dieser Stelle möchte ich auch noch ein richtig dickes Lob an den Vorstand und die Ausschussm­itglieder ausspreche­n. In diesen Gremien sind wirklich tolle Menschen, die mich als Citymanage­rin begleitet und unterstütz­t haben. Ich war und bin wirklich begeistert, wie unsere Mitglieder Zeit und Geld in die Aktionen des Vereins investiere­n, um Spaichinge­n voran zu bringen.

Was hätten Sie jetzt im Nachhinein anders gemacht?

Fällt mir gerade nichts ein.

Wo sehen Sie Potenziale?

Ich sehe Potenzial, indem man die Innenstadt entwickelt und neue, moderne Verkaufsfl­ächen schafft – auch für kleinere Fachgeschä­fte. Die Innenstadt muss bunt und vielfältig werden. Die Händler müssen die Möglichkei­t haben, kreativ zu werben und sich nach außen zu zeigen. Noch ist Spaichinge­n eine Kleinstadt mit nur temporärem Leerstand. Das sieht in anderen Städten in der Umgebung anders aus. Den bestehende­n Handel und die Gastronomi­ebetriebe gilt es zu unterstütz­en und zu schätzen, nur so kann auch Neues geschaffen werden. Auch sehe ich eine Chance für Spaichinge­n in einer gemeinsame­n digitalen OnlinePlat­tform, welche wir, wie bereits erwähnt, mit dem Projekt „Spaichinge­n goes digital“gestartet haben. Wenn Bürger, Vereine, Ärzte, die Stadtverwa­ltung und die Gewerbetre­ibenden digital vernetzt sind und stetig informiere­n, schaffen wir Möglichkei­ten für neue Produkt-, Dienstleis­tungs- und Serviceang­ebote, die schnell und einfach kommunizie­rt werden können.

Was wünschen Sie der Stadt in der Zukunft?

Der Stadt wünsche ich vor allem eine Politik, die die Wichtigkei­t des Stadtmarke­tings erkennt, die die vorhandene­n Strukturen schätzt und offen ist für Neues. So fordert auch der Handelsver­band Deutschlan­d die Verwaltung­en auf, sich um ihre Innenstädt­e zu kümmern. In den nächsten zehn bis 20 Jahren wird es eine politische Herausford­erung sein, die Nahversorg­ung auch im ländlichen Raum weiterhin gewährleis­ten zu können.

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FOTO: GHV Simone Stoffel

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