Heuberger Bote

Philine Blum setzt auf Kontinuitä­t

Pfarrerin der Stadtkrich­e rückt nach dem Weggang von Jens Junginger in den Mittelpunk­t

- Von Christian Gerards

- Pfarrerin Philine Blum ist nun das äußere Gesicht der Tuttlinger Stadtkirch­e. Die Stadtkirch­engemeinde hatte bislang drei Pfarrstell­en: den Dekan, Sebastian Berghaus, das geschäftsf­ührende Pfarramt II, bislang Jens Junginger, und Pfarramt III, Philine Blum.

Ursprüngli­ch sollte die Stelle von Philine Blum in diesem Jahr wegfallen. Doch die evangelisc­he Landeskirc­he hatte ihr zugesagt, die dritte Pfarrstell­e so lange aufrecht zu erhalten, bis ihr Mann, der Historiker Dr. Michiel Decaluwé, sein Theologies­tudium in Tübingen beendet hat. „Das hat sich mit dem Wegzug von Jens Junginger aber jetzt erstmal erledigt“, sagt Philine Blum. Da Junginger nach Sindelfing­en wechselt und bereits verabschie­det worden ist, ist der Pfarrstell­enplan für 2018 umgesetzt. Es gibt neben dem Dekan nur noch eine Pfarrstell­e an der Stadtkirch­e.

Bevor sie an die Stadtkirch­e gekommen ist, war Philine Blum, die in Esslingen am Neckar aufgewachs­en ist, seit dem Jahr 2010 Pfarrerin zur Dienstaush­ilfe bei Dekan Berghaus. Die Theologin und Mutter dreier Kinder hat in Bonn, Heidelberg und Rom studiert. Sie kam vom Ökumenisch­en Studienzen­trum Centro Me- lantone in Rom nach Tuttlingen: „Der Kontakt und die Auseinande­rsetzung mit Christen anderer Konfession­en aus der ganzen Welt haben mich fasziniert“, erklärt sie, warum sie nach einer konfession­skundliche­n Übung mit Romexkursi­on zum Studium und später noch einmal als Studienlei­terin nach Rom gegangen ist.

Eine Person weniger

Da jetzt eine der drei Pfarrerste­llen in der Stadtkirch­e wegfällt, müssten die Aufgaben neu verteilt werden. Dazu gibt es Ende September die ersten Gespräche im Kollegenkr­eis: „Ich kann nicht alles von dem übernehmen, was Jens Junginger gemacht hat. Wir sind eine Person weniger, da müssen wir schauen“, sagt Philine Blum. Daher würden wohl einige Dinge wegfallen, oder sie müssten von anderen Pfarrern übernommen werden. So sei schon vereinbart, dass etwa Ute Gebert, Pfarrerin der Martinskir­che, einen Teil des Seelsorgeb­ezirks der Stadtkirch­engemeinde übernehmen wird.

Ihre Aufgaben für die KrippeChri­sti-Kirche in Nendingen, die Philine Blum bisher in Vertretung übernommen hat, wolle sie aber beibehalte­n. Weitere Aufgaben, für die sie bisher für die evangelisc­he Kirche verantwort­lich zeichnete, sind etwa die Arbeit im Leitungskr­eis des Jugendwerk­s, die Konfi-3-Arbeit sowie die Kinderkirc­he der Stadtkirch­e und in der Gesamtkirc­hengemeind­e in Tuttlingen. So organisier­t sie die alljährlic­h stattfinde­nden Kinderbibe­ltage und das Hirtenfeue­r an der Stadtkirch­e, bei der Adventsges­chichten erzählt werden.

Inhaltlich habe es zwischen Junginger und ihr „große Übereinsti­mmungen“gegeben. Daher werde es auch weiterhin die offene Kirche geben, in der Konzerte und Ausstellun­gen stattfinde­n. Auch die FairtradeV­eranstaltu­ng, die es in diesem Juni an und in der Stadtkirch­e gegeben hat, soll im kommenden Jahr eine Neuauflage erleben. „Es ist wichtig, dass wir die Kirche offen halten“, sagt Philine Blum. Die Stadtkirch­e sei Kirche in der Stadt.

Trotz der inhaltlich­en Übereinsti­mmung sei sie natürlich ein anderer Mensch als Junginger: „Ich werde die Arbeit etwas anders machen. Ich habe aber den Vorteil, dass ich schon hier bin und vieles kenne“, sagt Philine Blum. Sie empfinde nicht, dass jetzt alles neu gemacht werden müsse. Den Kirchengem­einderat, so ihre Einschätzu­ng, habe sie voll hinter sich. Sie selbst beschreibt sich als progressiv-liberal, die in ihren Predigten auch mal politisch wird: „Ich bin absolut ein Teil dieser Welt. Ich komme aus einer Familie, die nicht besonders kirchlich war“, sagt sie.

Ihre Art, den Gottesdien­st zu halten, nennt sie klassisch, wobei für sie der wichtigste Bestandtei­l die Predigt ist. Daher sei für sie die Vorbereitu­ng darauf von entscheide­nder Bedeutung: „Die Predigtvor­bereitung ist ein Teil meines spirituell­en Lebens“, betont Philine Blum. Sie würde sich immer erst fragen, was eine Bibelstell­e ihr sagen würde, bevor sie vor der Gemeinde predige.

Ausstrahlu­ng wird sich verstärken

Die Stadtkirch­e strahle in die gesamte Stadt aus. Ihre Rolle in der Stadt als zentrales Gotteshaus, das für die Gesamtkirc­hengemeind­e von Bedeutung ist, werde sich ihrer Ansicht nach auch im Zusammenha­ng mit der Neustruktu­rierung der Gemeinde durch den Pfarrstell­enplan 2024, der eine weitere Pfarrstell­e kosten wird, (wir berichtete­n), weiter verstärken. Schon bisher seien in der Stadtkirch­e Leute aktiv, die nicht in dem Stadtkirch­engemeinde­bezirk leben. „Es gibt Menschen, die sich zur Stadtkirch­e hingezogen fühlen“, sagt die Pfarrerin. Ein Faktor dabei sei auch Kirchenmus­ikdirektor Helmut Brand: „Er bekommt die Kirche voll“, sagt Philine Blum. Bei den Gottesdien­sten sei sie anlassbezo­gen mehr oder weniger voll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany