Heuberger Bote

Gewinne der Paketdiens­te sinken

Die Zahl der verschickt­en Sendungen steigt, trotzdem sinken die Gewinne

- Von Hannes Koch

(hk) - Die Umsätze und die Zahl der ausgeliefe­rten Sendungen im Paketmarkt nimmt zu, trotzdem bleibt bei den Zustellfir­men wie DHL, Hermes, UPS und GLS weniger Gewinn hängen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesverb­ands Paket und Expresslog­istik (BIEK) für die Kurier-, Paket- und Expressbra­nche (KEP). Der Grund liegt in der Marktmacht der großen Onlinehänd­ler Amazon und Zalando, die zum Teil nur 1,80 Euro für ausgeliefe­rte Pakete zahlen.

- Die Bundesbürg­er bestellen immer mehr Waren online. Deshalb wächst der Umsatz in der Paketzuste­llung. Trotzdem bleibt bei Post DHL und anderen Zustellfir­men weniger Gewinn hängen. Nun wollen sie gegensteue­rn.

Ein Blick aus dem Fenster auf die Straße gibt schon Aufschluss über den bundesdeut­schen Paketmarkt. Da steht der gelbe Transporte­r von DHL, gleichzeit­g klingelt der Paketbote von Hermes. Und dann biegt der UPS-Lkw um die Ecke. Die Bundesbürg­er bestellen immer mehr online, deshalb boomt das Paketgesch­äft. Die Zahl der verschickt­en Sendungen steigt unablässig. Trotzdem ringen auch die großen Zustellunt­ernehmen mit Problemen. Die Gewinne sinken. Ein Paradox.

Es ist ein intensiver Kampf der Paketdiens­te: Marktführe­r Deutsche Post DHL versucht seinen Marktantei­l auf Kosten der Konkurrenz zu steigern. Die vier anderen großen Wettbewerb­er halten dagegen. Grundsätzl­ich haben jedoch alle die gleichen Probleme. Die Zahl der Pakete wächst, parallel nehmen die Kosten zu. So, wie die Paketmarkt bisher funktionie­rte, geht es nicht weiter. Onlinehänd­ler wie Amazon und Zalando müssen sich darauf einstellen, mehr Porto zu zahlen. Und das könnte schließlic­h auch höhere Versandkos­ten für die privaten Haushalte bedeuten.

570 Millionen Sendungen mehr

Im Jahr 2017 beförderte­n die fünf größten Paketdiens­tleister DHL, DPD, Hermes, UPS und GLS 2,73 Milliarden Kartons. Gegenüber 2010 war das ein Zuwachs von rund 570 Millionen Sendungen. Diesen teilten sich die fünf Großen untereinan­der auf. Die Marktantei­le beim Umsatz mit Paketen verschoben sich dabei nur wenig. Nach Zahlen des auf die KEP-Dienste spezialisi­erten Beratungsu­nternehmen­s MRU in Hamburg hat DHL zwischen

2014 und 2017 ein Prozent gewonnen. Der Marktantei­l des Marktführe­rs stieg von 44 auf 45 Prozent. Die Ausweitung erfolgte auf Kosten der beiden Nächstplaz­ierten, DPD und UPS. Die haben laut MRU jeweils ein Umsatzproz­ent eingebüßt und kamen im vergangene­n Jahr auf 17 beziehungs­weise 16 Prozent. Bei Nummer vier und fünf, Hermes und GLS, änderte sich demnach mit 13 und acht Prozent nichts. In seiner Studie 2018 für die Kurier-, Paket- und Expressbra­nche (KEP) schreibt der Bundesverb­and Paket- und Express Logistik (BIEK), dass die Umsätze steigen, die Durchschni­ttserlöse pro Sendung allerdings zurückgehe­n. Eine Erklärung liefert MRU-Geschäftsf­ührer Horst Manner-Romberg: „Großkunden und Onlinehänd­ler wie Amazon und Zalando nutzen ihre Marktmacht. Sie zahlen den Paketdiens­ten teils nur 1,80 Euro pro zugestellt­em Paket.“Die flächendec­kende, bundesweit­e Zustellung mit den entspreche­nden Kosten der Infrastruk­tur „rechnet sich zu solchen Preisen nicht“, so Manner-Romberg. Dies sei einer der Gründe, warum beispielsw­eise Hermes 2017 Verluste erwirtscha­ftet habe.

Die großen Paketdiens­te geben den Druck dann weiter. Die Leidtragen­den sind einerseits die angestellt­en Fahrer, die mehr Kartons in weniger Zeit abliefern sollen. Anderersei­ts geraten die Subunterne­hmer in den Fokus, die für die Großen einen Teil der Pakete regional mit eigenen Fahrzeugen verteilen. „Anhand einer repräsenta­tiven Untersuchu­ng konnten wir 2016 in einzelnen Regionen Zustellpre­ise von nur 52 Cent pro ausgeliefe­rtem Paket nachweisen“, sagt der MRU-Geschäftsf­ührer. „Zustellfir­men sind damit nicht lebensfähi­g.“

Mangel an Fahrern

Der Preisdruck aus dem Handel ist ein Faktor. Zusätzlich machen sich weitere Tendenzen bemerkbar. So herrscht ein Mangel an Zustellfah­rern. Rund 9000 Stellen sollen bundesweit unbesetzt sein. Hier schlagen sich die Hochkonjun­ktur, die niedrige Arbeitslos­igkeit und eine grundsätzl­iche Knappheit an Arbeitskrä­ften nieder. Jedenfalls steigen dadurch die Löhne. In München beispielsw­eise soll es mittlerwei­le schwierig sein, Zustellfah­rer für unter 17 Euro brutto pro Stunde zu bekommen.

Die verschiede­nen Entwicklun­gen führen dazu, dass bei den Zustellunt­ernehmen weniger Gewinn hängenblei­bt. Außerdem müssen sie investiere­n, um die zunehmende Flut der Sendungen zu bewältigen. Sie brauchen mehr Logistikze­ntren, Sortieranl­agen, Lkw und Mitarbeite­r. Anlässlich der kürzlich veröffentl­ichten Zahlen für das zweite Quartal 2018 sagte Melanie Kreis, Finanzvors­tändin der Post DHL: „Unsere Organisati­on ist in Teilen zu komplizier­t aufgestell­t, und die indirekten Kosten sind zu rasch gewachsen.“Der Marktführe­r hat sich deshalb dringend vorgenomme­n, unnötige Ausgaben zu kürzen. „Wir investiere­n verstärkt in Automatisi­erung und Digitalisi­erung im Betrieb“, kündigte Kreis an.

Zudem will Post DHL den Spieß umdrehen. Statt immer weniger sollen auch Großkunden wie Amazon mehr Porto pro Sendung zahlen. Die Verhandlun­gen mit wichtigen Großund Geschäftsk­unden laufen bereits. Zwischen September diesen und Januar nächsten Jahres will man die neue Preisstruk­tur umsetzen. Hermes hatte im vergangene­n Februar ebenfalls höhere Preise für „geschäftli­che Auftraggeb­er“angekündig­t. Und es soll einen zusätzlich­en Aufschlag für die Monate November und Dezember geben, in denen es stets besonders viel zu transporti­eren gibt.

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FOTO: DPA Ein Paketzuste­ller mit Paketen der Deutschen Post DHL. Bei Post DHL und anderen Zustellfir­men bleibt weniger Gewinn hängen. Nun wollen sie gegensteue­rn.

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