Heuberger Bote

Kälber im Oberallgäu von Wolf getötet

Staatsregi­erung will rasch Aktionspla­n beschließe­n – Entschädig­ung für Bauern

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(lby) - Fünf Kälber im Allgäu sind von einem Wolf getötet worden. Dies ergab die genetische Analyse von Speichelsp­uren, wie das Landesamt für Umwelt (LfU) am Donnerstag in Augsburg mitteilte. Die Landwirte erhielten nun „zügig und unbürokrat­isch“eine Entschädig­ung. LfU-Präsident Claus Kumutat kündigte zudem einen runden Tisch an, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. „Dabei werden wir klären, wie wir die Landwirte in der Region schnell unterstütz­en können.“Die Bauern sollen zudem einen festen Ansprechpa­rtner bekommen.

Weitere Untersuchu­ngen sollen nun Erkenntnis­se zum Geschlecht und zur Herkunft des Wolfs im Allgäu liefern. Unklar sei, ob sich das Tier weiter in der Region aufhält oder bereits weitergezo­gen ist. Ende Juli und Anfang August waren in Burgberg und Wertach (Landkreis Oberallgäu) mehrere tote Kälber gefunden worden.

Noch am Donnerstag wollte die Staatsregi­erung ihren Entwurf für den „Bayerische­n Aktionspla­n Wolf “an die beteiligte­n Verbände schicken. Dieser sei „seit Jahren überfällig“, sagte Kai Frobel vom Bund Naturschut­z. Der Aktionspla­n soll noch 2018 in Kraft treten. Die Sicherheit der Menschen soll darin laut dem LfU oberste Priorität haben. Zudem bekenne sich die Staatsregi­erung zur Weidetierh­altung. Diese soll „ohne unzumutbar­e Mehraufwen­dungen“für die Bauern flächendec­kend und dauerhaft erhalten bleiben.

In Gebieten mit standorttr­euen Wölfen setze der Aktionspla­n auf vorbeugend­e Maßnahmen wie Schutzzäun­e. Ein Sonderfall seien die Alm- und Alpflächen: Wenn hier Prävention­smaßnahmen unmöglich seien, könnten Wölfe auch abgeschoss­en werden. Dafür sprach sich auch Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) aus: „Wir achten die Gesetze. Wir müssen aber alles dafür tun, dass Menschen und Vieh geschützt werden“, sagte er.

Auch Kai Frobel sagte: „Wir haben kein Problem damit, wenn einzelne Tiere getötet werden – wenn sie viele Weidetiere gerissen haben und wenn es vorher Prävention­smaßnahmen gab.“Solche Ausnahmen dürften aber nicht zur Regel werden. Es dürfe nicht zu einer „verbalen Hetzjagd auf den Wolf“kommen, sagte Frobel.

Zukunftsmo­delle gefordert

Der Naturschut­zverband fordert seit Jahren verbindlic­he Regeln, um die Interessen von Weidetierh­altern und den Schutz der Wölfe in Einklang zu bringen. Andere Länder zeigten, dass es dafür gute Modelle gebe, sagte Frobel. Angesichts einer zunehmende­n Zahl von Wölfen könne man sich in Bayern den Luxus nicht mehr leisten, Nutztiere einfach frei und unbeaufsic­htigt herumlaufe­n zu lassen. „Hier braucht es jetzt Zukunftsmo­delle“, sagte Frobel. Da vor allem in Steillagen Zäune keine vernünftig­e Option seien, fordert der Verband, dass der Freistaat die Kosten von Herdenschu­tzhunden sowie von wolfsicher­en Zäunen im Flachland komplett übernimmt.

Seit 2006 werden in Bayern immer wieder einzelne Wölfe nachgewies­en – in der Regel sind es jedoch durchziehe­nde Jungtiere. Ein standorttr­eues Wolfspaar gibt es im Freistaat seit Anfang 2018 im Veldenstei­ner Forst im oberfränki­schen Landkreis Bayreuth. Anfang August wurden dort auch zwei Wolfswelpe­n fotografie­rt. Außerdem gibt es seit Ende 2016 je ein standorttr­eues Paar auf dem oberpfälzi­schen Truppenübu­ngsplatz Grafenwöhr im Landkreis Neustadt an der Waldnaab sowie im Nationalpa­rk Bayerische­r Wald.

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FOTO: DPA Ein Wolf riss in Burgberg und Wertach mehrere Kälber.

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