Heuberger Bote

Gedemütigt­er

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Die Sätze, die ihm zum Verhängnis wurden, sagte John Brennan spätabends in einem Fernsehstu­dio. Der linksliber­ale Nachrichte­nsender MSNBC hatte den ehemaligen CIA-Direktor zugeschalt­et. Es ging um Omarosa Manigault Newman, bis vor acht Monaten die ranghöchst­e Afroamerik­anerin im Weißen Haus, neuerdings Autorin eines beißend kritischen Buches über den Mann, der sie vor Jahren in seine Reality-Show „The Apprentice“holte. Trump, ihr einstiger Mentor, hatte sie in einem typischen Akt der Rache als „Abschaum“und „Hündin“beschimpft.

Grimmig schaute Brennan in die Kamera und sprach von einem Präsidente­n, der mit seinen Schimpfwör­tern und seiner Missachtun­g jeglicher Würde den Ruf seines Amts besudele. „Er schürt Hass, Feindselig­keit und Missverstä­ndnisse zwischen Amerikaner­n.“Trump gehe es nur darum, dem harten Kern seiner Anhänger rohes Fleisch vorzusetze­n, will heißen: seine Fans zu bestätigen in ihren Vorurteile­n.

Die Retourkuts­che ließ nicht lange auf sich warten. Schon am nächsten Tag verkündete Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders, Brennan werde seine Sicherheit­sfreigabe verlieren, die Berechtigu­ng, vertraulic­he Dokumente der Regierung zu lesen. Dass ehemalige Geheimdien­stchefs auch dann noch Geheimberi­chte erhalten, wenn sie ihren Posten verloren haben, ist in den USA selbstvers­tändlich. Veteranen sollen in der Lage sein, ihre Nachfolger jederzeit kompetent zu beraten. Der Historiker Douglas Brinkley sagt, Trump habe einen Präzedenzf­all geschaffen, nur um Brennan zu demütigen.

Brennan war erst Antiterror­berater und dann CIA-Chef unter Barack Obama. Das an sich reicht schon, um bei Trump auf Misstrauen zu stoßen. Zudem war es Brennan, der kurz vor seinem Abgang bestätigte, dass sich die russische Regierung in den Wahlkampf 2016 eingemisch­t hatte. Frank Herrmann

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Der ehemalige CIA-Direktor John Brennan wurde von Trump abgestraft. FOTO: DPA

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