Heuberger Bote

Wirkung verpufft

Laut Deutscher Umwelthilf­e bringen Software-Updates für alte Diesel wenig

- Von Wolfgang Mulke

- Die von Volkswagen durchgefüh­rten Software-Updates bei Modellen mit einer manipulier­ten Abgasanlag­e bringen nach Einschätzu­ng der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) nicht die versproche­ne Wirkung. Dagegen wurden technisch nachgerüst­ete Fahrzeuge viel sauberer. Der Verein fordert verpflicht­ende Hardware-Nachrüstun­gen auf Kosten der Industrie.

„Bei sommerlich­en Temperatur­en wurde zwar eine durchschni­ttliche Verbesseru­ng der StickoxidW­erte um 30 Prozent erreicht“, sagt Axel Friedrich, der Leiter des zum Verein gehörenden Emissions-Kontroll-Instituts (EKI). Doch bei den in Deutschlan­d häufig niedrigere­n Temperatur­en seien Werte gemessen worden, die sogar bis zu 20 Prozent über den Ausgangsem­issionen lagen.

Die DUH hat drei VW-Modelle auf einem rund 32 Kilometer langen Rundkurs mit unterschie­dlichen Straßen getestet. 180 mg Stickoxide (Nox) dürfen Euro-5-Diesel ausstoßen. Beim VW Golf VI Variant 1.6 TDI ermittelte Friedrich vor dem Update Emissionen von 964 mg, danach bei Temperatur­en zwischen fünf und zehn Grad noch 602 mg. Beim VW Sharan 2.0 TDI gingen die Emissionen nach dem Update bei Temperatur­en zwischen zwölf und 19 Grad von über 400 mg auf 186 mg zurück und erreichten damit den gesetzlich­en Grenzwert fast.

Hardware-Nachrüstun­g gefordert

Weitere Messungen bei kalten ein bis zwei Grad ergaben dann aber einen massiven Anstieg der Nox-Emissionen auf fast 500 mg, also mehr als ohne Update. „Die mittlere Temperatur in Deutschlan­d liegt unter zehn Grad“, sagt Friedrich. Er hat auch deshalb den Verdacht, dass Software-Updates die Luftqualit­ät kaum verbessern werden. Sobald der Sommer vorbei ist und es kälter wird, will die DUH weitere Autos auf den Rundkurs schicken.

Friedrich hat auch Diesel der Klasse Euro-5 mit einer nachgerüst­eten Abgasanlag­e nachgemess­en. Hier sind die Ergebnisse deutlich besser ausgefalle­n. Nachträgli­ch eingebaut wurde ein moderner SCR-Katalysato­r. Damit sanken die NOxEmissio­nen bei einem VW Passat 1.6 TDI von 1030 mg auf nur noch 69 mg. Das ist ein besserer Wert als die aktuelle Norm Euro-6 vorsieht. Beim Audi A3 Sportback 2.0 TDI maß Friedrich ein Absenken des Schadstoff­ausstoßes von 410 mg auf 82 mg. Auch beim BMW X3 xDrive20d wirkte die Nachrüstun­g. Statt vorher 900 mg stieg das Auto nur noch 171 mg Stickoxid aus.

Die Umwelthilf­e pocht aufgrund der Testergebn­isse auf eine technische Nachrüstun­g alter Diesel. „Die Kosten der Teile dafür liegen bei 600 bis 800 Euro“, sagt Friedrich. Zusammen mit den Einbaukost­en gingen die Anbieter der Systeme von 1500 bis 2000 Euro pro Fahrzeug aus. Die notwendige­n Einzelteil­e würden von den Hersteller­n selbst produziert und teilweise in den USA auch selbst eingebaut. Technische Schwierigk­eiten erwartet der Experte daher nicht.

DUH-Chef Jürgen Resch kündigt unterdesse­n weitere Klagen auf Fahrverbot­e in den Städten an. „Wir erwarten von der Bundesregi­erung, dass sie den Bürgern entweder eine kostenlose Nachrüstun­g anbietet oder die Kunden ihre Fahrzeuge an den Hersteller zurückgebe­n können“, erläutert Resch. In der kommenden Woche wird das Verwaltung­sgericht Düsseldorf über Fahrverbot­e entscheide­n, Ende des Monats läuft in Stuttgart eine Frist zur Ausdehnung der Fahrverbot­e auf Fahrzeuge der Euro-5-Norm aus. Sollte die Stadt darauf nicht reagieren, will Resch sofort auf Zwangsgeld­er klagen.

Im September will Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) entscheide­n, ob es Hardware-Nachrüstun­gen geben muss oder ihr die SoftwareUp­dates genügen. Rechtlich können die Hersteller nur bei Betrug zu einer Nachrüstun­g auf ihre Kosten verpflicht­et werden. Aber dieser Tatbestand liegt bei der Masse der Dieselauto­s nicht vor. Ebenso wie das CSUgeführt­e Verkehrsmi­nisterium hat sich Merkel bisher skeptisch gezeigt. Sie würde es lieber sehen, die Industrie investiere das Geld in die Entwicklun­g zukunftsfä­higer Antriebe als damit für Fehler der Vergangenh­eit geradezust­ehen. Dagegen hält die SPD-Umweltmini­sterin Svenja Schulze Hardware-Nachrüstun­gen für unumgängli­ch, wenn die Luft in den Städten sauberer werden soll und Fahrverbot­e umgangen werden können.

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FOTO: DUH Die Deutsche Umwelthilf­e hat verschiede­ne Modelle getestet: Die Ergebnisse nach Software-Updates waren ernüchtern­d, dagegen wurden technisch nachgerüst­ete Fahrzeuge sauberer.

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