Heuberger Bote

„Ihr müsst keine Angst haben vor der Polizei“

Kinder erfahren, wie im Spaichinge­r Polizeirev­ier gearbeitet wird

- Von Michael Hochheuser

- Rumms. Die Tür der Zelle ist zu. Elf Spaichinge­r Mädchen und Jungen sitzen fest. Doch glückliche­rweise nur für kurze Zeit: Die Inspizieru­ng einer echten Zelle inklusive eingeschlo­ssen werden war ein Höhepunkt des „Morgens bei der Polizei“des Ferienprog­ramms.

Knapp ein Dutzend Kinder zwischen sieben und 14 Jahren kommt am Donnerstag zum Revier. Polizeikom­missar Markus Irion nimmt sie in Empfang. „Hier läuft die normale Arbeit“, weist er die Gäste freundlich aber bestimmt darauf hin, leise zu sein. „Wie erreicht ihr die Polizei?“, will Irion eingangs wissen. „Unter 110 oder 112“, antwortet ein Mädchen wie aus der Pistole geschossen.

Der Polizeibea­mte präsentier­t die Utensilien, die er permanent bei sich trägt: Dienstwaff­e, einfahrbar­er Schlagstoc­k, Messer, Handschell­en, Kabelbinde­r zum Fesseln, Pfefferspr­ay. „Da oben ist ein roter Knopf – wenn ich auf den drücken würde, käme ein Strahl raus.“

Auch Polizeikle­idung führt Irion vor. „Oh, die ist ein bisschen schwer“, ächzt ein Junge, als er ihm eine Schutzwest­e umlegt. Noch skeptische­r schaut er drein, als Irion ihm zudem einen Schutzhelm aufsetzt.

Auch das Funkgerät erklärt er. „Wenn es zum Beispiel in Aldingen einen Unfall gibt, funkt die Leitstelle in Tuttlingen ein Polizeiaut­o in Spaichinge­n und sagt, dass die Beamten dorthin fahren sollen.“Die Kinder spitzen die Ohren, als sie Zeuge einer Unfalldurc­hsage in Furtwangen werden. Und sie stellen viele Fragen, sind neugierig und rege bei der Sache.

Irion ist an diesem Vormittag ein wahrer Freund und Helfer: Als einige Kinder ihre Wasserflas­chen nicht geöffnet bekommen, schraubt er sie auf. „Ihr seht, mit uns könnt ihr ganz normal reden – ihr müsst keine Angst haben vor der Polizei.“

Die haben die Kinder auch in der Zelle nicht, obgleich manches leicht eingeschüc­htert dreinblick­t. Irion erläutert den kargen Inhalt: Bett, Klo – mehr ist nicht. „Alles ist so gemacht, dass man nichts kaputt machen kann.“Auch gegen das Panzerglas könne der Insasse „schlagen, wie er will – das geht nicht auf“. Große Augen machen die Kinder, als der Polizeibea­mte erklärt, dass die Insassen, die ein bis zwei Tage blieben, alles ausziehen müssten „bis auf Unterhose und eventuell T-Shirt – alles, mit dem sie sich gefährden könnten, kommt raus“. Die meisten seien „sturzbetru­nken“. Und das Ausschlafe­n des Rauschs kommt teurer als in manchem Hotel: „Die Nacht bei uns kostet rund 100 Euro.“

Bissige Hunde und Maschinenp­istolen

Nächste Station ist die Wache. Irion öffnet den Waffenschr­ank „mit Gewehr und Maschinenp­istolen“und zeigt eine Hundefangs­tange, „weil die Polizei ja fast alles macht, auch bissige Hunde fangen“. Die Mädchen und Jungen erfahren, dass beim Polizeirev­ier Spaichinge­n „fast so viele Frauen wie Männer arbeiten“und die Wache rund um die Uhr besetzt sei. Auf drei Bildschirm­en können sie mitverfolg­en, welche Einsätze gerade laufen.

Am Ende schauen sich die Kinder ein echtes Polizeiaut­o an und lernen, wie Fingerabdr­ücke gemacht werden. Jedes darf ein Gruppenfot­o mit Polizeiaut­o mitnehmen – mit seinem eigenen Fingerabdr­uck.

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Polizeikom­missar Markus Irion demonstrie­rt an einem der kleinen Gäste, wie Handschell­en angelegt werden.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Polizeikom­missar Markus Irion demonstrie­rt an einem der kleinen Gäste, wie Handschell­en angelegt werden.

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