Bald nicht mehr Kraut und Rüben
Bertholdshöfe: Junger Villinger macht Selbstversorgung in VS möglich
(sbo) - Noch sieht alles ein wenig aus wie Kraut und Rüben. Doch wenn der nächste Winter über dem Oberzentrum keine Dauerschleife dreht, kann die Aussaat für Kohl und Karotten im April 2019 beginnen und damit das erste Selbstversorger-Projekt à la VS starten.
Justin Chris Bossert steht mitten in der Wiese, nahe der Bertholdshöfe zwischen Villingen und Schwenningen. „Grandioser Ausblick“, schwärmt er von dem Ort, an dem er seit einiger Zeit mit seiner Frau wohnt. Und wenn alles gut läuft, dann gerät nicht nur der 25-jährige Doppelstädter ins Schwärmen. Denn Bossert hat Großes vor. Auf rund 6000 Quadratmetern will er es keimen und sprießen sehen. Seine Vision: 135 Felder will er Hobbygärtnern bereit stellen, die darauf Obst und/ oder Gemüse anbauen können.
Insgesamt stehen 135 Felder à 50 Quadratmetern zur Verfügung. „Wer will, kann aber auch 100 Quadratmeter pachten“, erläutert er. Nach dem Winter sollen, sobald der Schnee geschmolzen ist, die Vorbereitungen auf der Fläche beginnen: Im Frühling werde der Boden umgepflügt, das Gelände umzäunt und die Wasserversorgung sichergestellt.
Wie fängt alles an? Bossert kauft das Haus vor zwei Jahren und macht sich Gedanken über ein großes, brach liegendes Feld, das seinem Schwiegervater gehört. „Eigentlich könnte ich da ja etwas Gemüse und Obst anbauen“, überlegt er. „Und warum nur ich?“, so damals sein zweiter Gedanke. Interessant, spielt er die Idee weiter, wäre das Terrain sicher auch für Doppelstädter, die gerne gärtnern würden, aber weder Gärten noch andere Flächen zur Verfügung haben.
„Viele haben ja nur einen kleinen Balkon zum Tomatenzüchten.“Die Ideen und Pläne sprudeln aus dem jungen Macher nur so heraus. Von Interesse wären die Felder sicher für Familien, „damit Kinder auch mal erleben, wie eine Zucchini heranwächst.“Beim Stichwort Kinder macht Bossert noch ein weiteres Fass auf. Schulen, so seine Vorstellung, könnten doch ebenfalls klassenweise Felder bewirtschaften, mit freundlicher Unterstützung von Sponsoren aus der Wirtschaft.
Zisterne zum Bewässern
Was müssen kommende Hobbygärtner denn bezahlen für gepachtete Flächen auf den Bertholdshöfen? Der Jahresbeitrag, so der Verpächter, liege bei der 50-Quadratmeter-Fläche bei 99 Euro, bei 100 Quadratmetern bei 169 Euro. „Die Kosten fürs Wasser sind dabei“, erklärt er. Zum Bewässern der Parzellen dient eine große Zisterne. „Nur im Notfall soll Frischwasser verwendet werden.“Kleinere Gartengeräte können im benachbarten Schuppen abgestellt werden, größere Geräte, Fräsen etwa, gemietet werden. Behörden nicken ab. Die Flächen sind da, die Pläne ebenfalls: Nun stellt sich für Justin Chris Bossert die Frage: „Haben da möglicherweise die Behörden etwas dagegen?“Der 25-Jährige, der in einer Hausverwaltung arbeitet, klappert die Behörden ab: Ob Kreisamt oder Stadtverwaltung VS: „Überall wird das Projekt begrüßt“, freut er sich darüber, dass er auf behördlicher Seite keine Steine aus dem Weg räumen muss.
Aus einem großen Feld, das schon früher landwirtschaftlich genutzt
wurde, soll eine Puzzle-Anbaufläche für Private werden? Kaum stellt der 25-Jährige Planer sein Projekt in den sozialen Netzwerken zwei Tage lang vor, kommt prompt die Resonanz auf diese „erste Agrar-Kommune“in VS. „Die Nutzer sind richtig dankbar für dieses Angebot.“Oder wie es ein Facebook-Nutzer formuliert: „So was habe ich schon lange gesucht. Danke für die Möglichkeit.“
Doch beim Applaus bleibt es nicht: Bereits jetzt schon kennt Bossert die Namen von 60 Interessenten, die auf einen Pachtvertrag warten; diese sollen im September abgeschickt werden. Und so vielfältig wie die Ernte mal aussehen soll, so bunt ist auch der Personenkreis. „Das ist eine ganz bunt gemischte Gruppe, vom 20-jährigen Studenten bis zum Rentner, den die Aussicht auf eigenes Gemüse und Obst fasziniert und umtreibt“, schwärmt Bossert. „Jeder kann und jeder darf“, einzige Voraussetzung: „Man muss das Feld auch bewirtschaften und nicht einfach kaufen und dann wieder vergammeln lassen.“
„Überall wird das Projekt begrüßt“,
freut sich Justin Chris Bossert