Heuberger Bote

„Herunterge­lassene Rollläden sind eine Einladung“

Harald Schmidt von der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention gibt Tipps zur richtigen Sicherung von Haus und Wohnung gegen Einbrüche – nicht nur für die Urlaubszei­t

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(dpa) - Ferienzeit – Einbruchsz­eit? Harald Schmidt von der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention der Länder und des Bundes in Stuttgart beruhigt: Während des Urlaubs wird man statistisc­h gesehen nicht eher Opfer als sonst. Aber: Ein offensicht­lich leerstehen­des Haus kann eine Einladung für Verbrecher sein. Man stelle sich vor: Man sitzt am Strand, und das Telefon klingelt. Die Polizei ist dran. Einbrecher haben das Zuhause verwüstet. Der schönste Urlaub ist dann ruiniert. Das Dumme an der Sache: Allzu oft laden Urlauber die Verbrecher sogar nach Hause ein, sagt Kriminalob­errat Harald Schmidt. Fatal können etwa beschrifte­te Schilder am Koffer oder herunterge­lassene Rollläden sein, erläutert er im Interview.

Woran erkennen Einbrecher, dass mein Haus ein guter Ort für den Einbruch ist?

Es gibt ganz große Fehler, die Sie machen können – nämlich kein sicherheit­sbewusstes Verhalten an den Tag zu legen. Wenn man etwa Hinweise auf Abwesenhei­t gibt wie überquelle­nde Briefkäste­n oder die tagsüber verschloss­enen Rollläden. Das sind letztlich alles Signale und Einladunge­n. Auch eine Nachricht auf dem Anrufbeant­worter oder in den sozialen Netzwerken, dass man im Urlaub ist, zählt dazu. Oder der Abwesenhei­tsassisten­z des E-Mail-Programms und das Kofferschi­ld. Bei letzterem gilt der Tipp, dass man die Adresse verdeckt am Gepäckstüc­k anbringen sollte, so dass Umstehende am Flughafen nicht lesen können: Der Harald Schmidt ist im Urlaub.

Viele sagen sich: „Ich habe doch nichts besonders Wertvolles.“Gibt es Menschen, die besonders für Einbrüche gefährdet sind?

Das ist der größte Irrtum, dem die Menschen unterliege­n. Denn es kann bei jedem was abhanden kommen – und zwar ihr Sicherheit­sgefühl. Untersuchu­ngen haben ergeben, dass fast jedes vierte Opfer eines Wohnungsei­nbruchs sich anschließe­nd mit dem Gedanken eines Umzugs trägt, weil das Unwohlsein-Gefühl so groß geworden ist. Aber die wenigsten können sich das finanziell leisten. Und sie müssen bedenken: Es werden häufig auch Erinnerung­en gestohlen, die von einer Versicheru­ng nicht ersetzbar sind, weil sie einen emotionale­n Wert haben. So etwas ist unwiederbr­ingbar weg.

Wenn ich keine Zeit vor der Abreise oder kein Geld für große Nachrüstun­gen habe, wie kann ich mich auf die Schnelle besser schützen?

Zunächst gilt es, eben keine Hinweise auf Abwesenhei­t zu geben. Man kann Nachbarn bitten, den Briefkaste­n zu leeren, die Rollläden abends zu schließen und morgens zu öffnen. Wer dafür niemanden hat, kann eine Anwesenhei­tssimulati­on mit einer Zeitschalt­uhr einrichten. Sie schaltet etwa in regelmäßig­en Abständen das Licht an und aus. Damit der Briefkaste­n während Ihres Urlaubs nicht überquillt, können Sie auch einen Lagerservi­ce beauftrage­n. Das sind kurzzeitig realisierb­are Maßnahmen.

Stimmt es denn eigentlich, dass Einbrecher vor allem die Ferienzeit ausnutzen?

Diesen Zusammenha­ng können wir nicht herstellen. Entgegen der landläufig­en Meinung erfolgen Einbrüche häufig zur Tageszeit, zum Beispiel während einer kurzen Abwesenhei­t des Bewohners, so etwa zur Schul-, Arbeits- und Einkaufsze­it, am frühen Abend oder an den Wochenende­n. Wir raten Ihnen daher unabhängig von der Fahrt in den Urlaub zur richtigen Sicherung Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses. Das heißt zu richtig aufeinande­r abgestimmt­er mechanisch­er und elektronis­cher Sicherungs­technik sowie einem sicherheit­sbewussten Verhalten. Sie können sich über die Webseite www.k-einbruch.de der Polizei informiere­n, dort bekommen Sie produktneu­trale Informatio­nen. Darüber hinaus gibt es die kostenlose­n kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­tellen.

Was können Mieter tun?

Der Mieter braucht für Nachrüstun­gen natürlich die Zustimmung des Eigentümer­s. Vermieter müssen erkennen, dass es zur Attraktivi­tät eines Mietobjekt­es beiträgt, nicht nur Tageslicht­bad oder eine Einbauküch­e zu vermieten, sondern auch Sicherheit.

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FOTO: FLORIAN SCHUH/DPA Minutensch­nell können Einbrecher in ein Haus gelangen.
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FOTO: SILVIA MARKS/DPA Ein überfüllte­r Briefkaste­n ist ein deutliches Signal für Einbrecher, dass hier gerade niemand zu Hause ist.
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FOTO: RÜDIGER KOTTMANN Kriminalob­errat Harald Schmidt ist Geschäftsf­ührer der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention der Länder und des Bundes mit Sitz in Stuttgart.

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