Heuberger Bote

Realismus aus Rastbüchl

Skispringe­r Severin Freund steht vor dem Comeback und will zur WM nach Seefeld

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(dpa) Über ein Jahr musste Severin Freund auf diesen Moment warten. Statt die Schwerelos­igkeit im Flug zu genießen, beschäftig­ten den Skispringe­r seine Bachelorar­beit, die Reha und die Aufbauarbe­it in der LanglaufLo­ipe. Zu Wochenbegi­nn ist der Niederbaye­r nach langer Leidenszei­t erstmals wieder von der Großschanz­e gesprungen – und hat sofort wieder Feuer gefangen. „Ich sehe das Potenzial, dass ich wieder dahin zurückkomm­e, wo ich schon einmal war. Ich brauche schon das Ziel und das Gefühl, dass das jederzeit möglich ist“, sagte Freund.

Derzeit bereitet sich der DoppelWelt­meister von 2015 mit dem A-Kader um Olympiasie­ger Andreas Wellinger auf den kommenden Winter vor. Freunds Ziel ist klar, versieht er doch seit seiner Operation nach dem zweiten Kreuzbandr­iss im Juli 2017 fast jeden Post in den sozialen Medien damit: Road to Seefeld.

Ab Herbst: Ein Minifreund

Die Nordische Ski-WM im Februar 2019 treibt den 30-Jährigen an und motiviert ihn. „Das ist das große Ziel, auf das ich hinarbeite“, sagte Freund. Er weiß aber: „Man kann nicht davon ausgehen, dass nach zwei Jahren alles so weitergeht, wie man rausgegang­en ist.“Seine Vernunft und seinen Realismus hat er sich in eineinhalb Jahren ohne Wettkampf auf der Schanze nicht nehmen lassen.

Und auch die Leidenscha­ft für den Sport scheint nach wie vor grenzenlos. Freund und seine Frau Caren erwarten im Herbst ein Kind, einen „Minifreund“, wie der werdende Vater schrieb. „Er ist in einer klassische­n Phase des Lebens, wo sich die Prioritäte­n verschiebe­n, aber er scheint das Skispringe­n so zu lieben, dass er nicht abtreten möchte“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster über seinen jahrelange­n Vorzeigesp­ortler. Für den Österreich­er ist es „eine Freude, ihn wieder dabeizuhab­en“.

Durch die Olympia-Erfolge in Pyeongchan­g, wo Wellinger Gold und Silber holte und das DSV-Team Zweiter wurde, ist Freund plötzlich nur noch einer von vielen Adlern. Der Weg zurück an die Spitze ist lang, spornt den ehrgeizige­n BWL-Studenten aber zusätzlich an. „Nur mitspringe­n reicht mir definitiv nicht. Da bin ich nicht der Typ dazu“, sagte der erfolgreic­hste deutsche Skispringe­r in der Ära nach Sven Hannawald und Martin Schmitt. Freund ließ sich viel Zeit, bis er sich wieder von der Schanze stürzte. Am 6. Juli teilte er auf Instagram ein Sprung-Video von einer kleineren Schanze, nun soll er Stück für Stück wieder an das Level herangefüh­rt werden. „Momentan geht es nur darum, dass er wieder die Schanzen springt. Er muss die Schanzengr­ößen wieder packen. Dann wird es wichtig, dass er die Sicherheit kriegt“, sagte Trainer Schuster. Bis jetzt sei der Prozess bei Freund aber „komplikati­onsfrei“verlaufen.

Beim derzeit laufenden SommerGran­d-Prix plant der Team-Olympiasie­ger von 2014 und Gesamtwelt­cupsieger von 2015 zunächst kein Comeback. Eine Rückkehr im Oktober in Klingentha­l sei aber möglich, betonte er. Die Basis für den langen Wettkampfw­inter mit vier Monaten Reiseund Wettkampfs­tress will er in diesen Wochen legen. „Ab jetzt beginnt erst die richtige Arbeit, es funktionie­rt soweit alles“, sagte Freund. „Jetzt heißt es, wirklich ins Rollen zu kommen.“

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FOTO: ROLAND RASEMANN Hat seinen Optimismus wiedergefu­nden: Severin Freund.

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