Heuberger Bote

Altersvors­orge in Zeiten niedriger Zinsen

Mit welchen Produkten Sparer aus dem Anlagedile­mma herauskomm­en

- Von Falk Zielke ●

(dpa) - Mit Zinsen sein Geld vermehren, diese Strategie funktionie­rt schon lange nicht mehr. Und daran wird sich vorerst wohl auch nichts ändern. Denn auf ihrem letzten Treffen Ende Juli entschied die Europäisch­e Zentralban­k (EZB), den Leitzins im Euroraum bei null Prozent zu belassen.

Mit der Geldflut will die EZB die Konjunktur stützen und die Inflation anheizen. Aus Sicht von Experten wirft die Niedrigzin­spolitik allerdings zunehmend Probleme auf – vor allem für Sparer. „Die Geldpoliti­k der EZB ist längst ein Fall für den Verbrauche­rschutz“, sagt etwa der Wirtschaft­swissensch­aftler Gunther Schnabl von der Universitä­t Leipzig. Denn mit ihren Maßnahmen untergrabe die Notenbank die Kaufkraft der meisten Bürger.

Auch aus Sicht von Niels Nauhauser stellt die Niedrigzin­sphase Verbrauche­r zunehmend vor Probleme. Auf vielfältig­e Art und Weise versuchten Finanzinst­itute, Verbrauche­r aus langfristi­gen, unter den derzeitige­n Bedingunge­n gut verzinsten Sparverträ­gen zu drängen oder diese Verträge zu kündigen, erklärt der Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g in Stuttgart.

Und selbst bei Unternehme­n machen sich die niedrigen Zinsen mittlerwei­le bemerkbar. „Die Erfüllbark­eit vertraglic­her Zusagen durch private Anbieter ist infrage gestellt“, sagt Nauhauser. „Aktuell steht ein Drittel der Pensionska­ssen unter verschärft­er Beobachtun­g der Bafin.“Altersvors­orge wird damit allmählich für viele Verbrauche­r zu einem mühsamen Geschäft.

Wer sein Geld langfristi­g vermehren will, wird um ein wenig mehr Risiko im Depot kaum herumkomme­n. Anleger sollten jetzt allerdings keine unangemess­en hohe Aktienquot­e wählen, denn das Risiko von schwankend­en Kursen müssen sie aushalten.

Doch langfristi­g machen Anleger mit Aktien meist ein Plus. „Das gilt vor allem für Aktienindi­zes wie den Dax“, erklärt Lothar Koch, Leiter des Portfoliom­anagements bei der GSAM + Spee Asset Management AG in Düsseldorf. „Selbst nach den stärksten Kursverlus­ten zu Beginn der 2000er-Jahre war der Dax nach 15 Jahren des Haltens bei einem Plus von 3,5 Prozent Rendite pro Jahr.“Sein Tipp: Wer mit Kursschwan­kungen leben kann, kauft sich einen kostengüns­tigen und Indexfonds (ETF) und hält den entspreche­nd lange.

Ein Mix aus sicheren und chancenrei­chen Investment­s hilft bei der Altersvors­orge, das Risiko im Griff zu behalten. „Die Altersvors­orge sollte auf mehrere Säulen verteilt werden“, findet auch Andreas Görler, Vermögensb­erater bei der Wellinvest Pruschke & Kalm GmbH. Wichtige Standbeine sind aus seiner Sicht nach wie vor die gesetzlich­e Rente und die betrieblic­he Altersvors­orge.

Zusätzlich sollte schon möglichst früh mit der privaten Altersvors­orge begonnen werden. „Schon 50 Euro im Monat in einen oder zwei internatio­nale Aktienfond­s mit unterschie­dlichen Schwerpunk­ten investiert, entwickeln sich nach 20 Jahren zu etwa 20 000 Euro“, rechnet Görler vor. Vorausgese­tzt wurde hier eine jährliche Rendite von fünf Prozent und Spesen für den Kauf von einem Prozent. „Nach 30 Jahren kann man auf diese Weise mit etwa 40 000 Euro rechnen.“

Wichtiger Punkt bei der Geldanlage: „Sie müssen auf die Kosten achten“, betont Nauhauser. „Manche Altersvors­orgeverträ­ge sind nach zehn Jahren immer noch im Minus.“Verbrauche­r erkennen aber oft zu spät, dass Garantien teuer sind. „Immerhin dafür hat die Niedrigzin­sphase den Blick geschärft.“

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FOTO: DPA Für das Alter vorzusorge­n, ist derzeit nicht einfach. Sichere Anlagen werfen angesichts niedriger Zinsen einfach zu wenig ab.

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