„Politik ist gefordert“
„Der wirtschaftliche Druck auf die Pharma-Branche nimmt immer mehr zu“, sagt Stefan Möbius, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landesapothekenkammer BadenWürttemberg. Die Abhängigkeit vom Ausland sei ein großes Problem. „Selbst Antibiotika werden heute kaum noch in Europa produziert. Die Qualitätsprobleme, die zuletzt vermehrt auftraten, zeigen, dass es Handlungsbedarf gibt. Hier ist die Politik gefordert.“Die vielfältigen Ursachen für die Lieferengpässe müssten ins Visier genommen werden. „Hierzu gehört, dass die Krankenkassen bei ihren Rabattverträgen mit den Herstellern nicht nur auf den billigsten Preis achten, sondern auch den Aspekt der Versorgungssicherheit berücksichtigen“, sagt Möbius. Insbesondere seien Ausschreibungen für versorgungskritische Wirkstoffe und solche für Arzneimittel für lebensbedrohliche, schwerwiegende Erkrankungen zu stoppen. „Die verstärkte Produktion kritischer Wirkstoffe in Deutschland beziehungsweise in Europa wäre ein Beitrag, um die Abhängigkeit von Ländern wie China und Indien zu reduzieren.“Für die Apotheken bedeuteten Lieferengpässe großen Aufwand. Möbius: „Beim Ausweichen auf einen anderen Hersteller müssen Apotheken viel dokumentieren und eventuell auch gegenüber den Krankenkassen den Austausch begründen. Bleibt nur der Umstieg auf einen alternativen Wirkstoff, nehmen die Apotheken auch Kontakt mit dem behandelnden Arzt auf, um das weitere Vorgehen zu besprechen.“(hoc)