„Metal verdient, sich der Zukunft zu öffnen“
Feuerschwanz beweisen, dass man auch mit einem Augenzwinkern an vermeintlich harte Musik herangehen kann
Feuerschwanz haben am Freitag ihr Album „Methämmer“veröffentlicht und das Erscheinen mit einem Konzert in Hamburg gefeiert. Am heutigen Samstag steht die Band beim MetalFestival Summer Breeze in Dinkelsbühl (Kreis Ansbach) auf der Bühne. Christiane Wohlhaupter hat mit Sänger Hodi und Bassist Jarne über die Ernsthaftigkeit ihrer Musik, über ihren Weltrekordversuch beim Summer Breeze und Hodis Musikprojekt dArtagnan gesprochen.
Am heutigen Samstag unternehmt ihr einen Weltrekordversuch beim Summer Breeze Festival in Dinkelsbühl. Um was geht es da genau?
Hodi: Wir wollen einen Mega-Skol um 13.30 Uhr vor der Hauptbühne anleiten – also das größte Prost der Welt. Dafür gibt es extra angefertigte Trinkhörner. Zwischen der Band und dem Festival gibt es seit Jahren eine gute Freundschaft, und deshalb versuchen wir, so viele Hörner in den Himmel zu recken wie noch nie zuvor.
Wie viele Trinkhörner braucht ihr, um den Weltrekord zu schaffen?
Hodi: Keine Ahnung. Jarne: Ich weiß nicht, ob es das schon mal mit vereidigtem Punktrichter und allem gab.
Worum geht es beim Mega-Skol? Um Gemeinschaft?
Hodi: Ja, irgendwie schon. Das Trinkhorn ist so ein verbindendes Element der Metalszene und der Mittelalterszene.
Die von euch verwendeten Trinkhörner sind vegane Trinkhörner von einer Firma aus Ellwangen. Wie metal ist ein veganes Trinkhorn?
Jarne: Die Metalszene ist natürlich schon klassisch fleischlastig. Hodi: Für mich ist das schon Metal. Auch Metal hat es verdient, sich der Zukunft zu öffnen. Auch wenn ein veganes Trinkhorn weniger martialisch ist als eines aus echtem Horn.
Wer noch nie von Feuerschwanz gehört hat, was sollte der wissen?
Hodi: Musikalisch haben wir eine mächtige Wandlung durchgemacht: von Tavernen-Folk zu Powermetal. Wir haben uns für unser aktuelles Album „Methämmer“unsere Helden genau angeschaut und Jugendträume erfüllt, indem wir unsere eigene Saga geschrieben haben.
Wie viel Druck lastet jetzt bei der Veröffentlichung von „Methämmer“auf euch?
Jarne: Ich finde, man darf auf den letzten Metern nicht nachlassen. Hodi: Die Phase des Schreibens ist für mich viel anstrengender. Wir haben uns abgerackert beim Songschreiben und im Studio. Wir haben tolle Videos gedreht. Für mich ist die Arbeit getan – der Rest ist Schicksal. Ich will mich jetzt entspannen und auf die Shows konzentrieren.
Auf „Methämmer“dreht sich viel um den namensgebenden Honigwein. Wie viel Augenzwinkern steckt in eurer Musik?
Hodi: Ja, wir haben das Thema Met natürlich sehr ausgereizt. Aber das ist ja bei vielen Bands in diesem Genre so. Da denkt man sich manchmal: Brauchen Powerwolf oder Sabaton tatsächlich noch ein Kriegsalbum? Und die Antwort lautet: ja. Und es ist spannend zu sehen, was sie dem Thema noch abgewinnen können. Vor zehn Jahren haben wir noch nicht gewusst, dass wir zum Thema Met irgendwann Powermetal machen müssen – und jetzt tun wir es.
Sind andere Metalbands manchmal zu verkrampft?
Jarne: Man kann Metal durchaus ernsthaft machen. Aber sobald man in die Richtung Powermetal schaut, ist das so überzogen. Ich bin mir nicht sicher, ob man das als Künstler ernst nehmen kann. Hodi: Ich glaube, die guten Künstler – egal ob Black Metal oder Jazz –, die haben sich davon entfernt, sich ernst zu nehmen. Da stellt sich eine gewisse Distanz ein, und man kann das cooler sehen. Wenn man sich Rammstein anschaut, das ist auch witzig – wenn auch erst auf den zweiten Blick.
Hodi, du spielst neben Feuerschwanz noch bei dArtagnan, einer Band, die auf Musketier-Thematik setzt. Wie schaffst du den Wechsel?
Hodi: Mit stetem körperlichen Schmerz. (lacht) Ich muss ab und zu die Kurve kriegen, die beiden Persönlichkeiten nicht zu verwechseln. Mit dArtagnan war ich bei „Immer wieder sonntags“bei der ARD und dann zwei Tage später auf Wacken – zunächst mit dArtagnan und am Abend darauf mit Feuerschwanz. Da hatte ich tatsächlich einen Knoten im Kopf: Das zu schnelle Hin- und Herwechseln war echt anstrengend.