Heuberger Bote

Schach schult Geist und Persönlich­keit

Schachring Spaichinge­n besteht 50 Jahre – Demografis­cher Wandel macht „schwer zu schaffen“

- Von Michael Hochheuser

- Wenn Christoph Kemmler und Bernhard Stirner von ihrer großen Leidenscha­ft erzählen, dann leuchten ihre Augen. „Schach ist Wettkampf, Nervenkitz­el und unheimlich vielseitig – keine Partie läuft wie die andere“, sagen der Vorsitzend­e und der Schriftfüh­rer des Schachring­s Spaichinge­n. Der feiert 2018 sein 50-jähriges Bestehen.

Seit fünf Jahrzehnte­n sitzen die Spieler des Schachring­s an den Brettern, die für sie die Welt bedeuten. Zur Erklärung der Faszinatio­n Schach zitiert Stirner den Schriftste­ller Christoph Brumme: „Schach ist ein Spiel, das an die Grenzen des Vorstellba­ren führt, es schult den Geist und die Persönlich­keit, fördert Konzentrat­ions- und Lernfähigk­eit noch stärker als Mathematik und beruhigt nervöse Kinder noch besser als Ritalin. Ein wahres Allheilmit­tel gegen die Gebrechen unserer Zeit.“

Das war vor 50 Jahren nicht anders als heute. Initiatore­n des Vereins waren laut der Chronik zum 50jährigen Jubiläum Martin Asapowitsc­h und Roland Kemmler. Ihnen fehlte das geliebte Schachspie­l in Spaichinge­n. Im März 1968 gaben sie eine Zeitungsan­zeige auf: „Es ist Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, die dieses Spiel organisier­t in geordnete Bahnen bringen“, heißt es darin. Resonanz war gegeben: Am 10. Mai 1968 war Gründungsv­ersammlung im Gasthaus „Bergblick“in Spaichinge­n.

Zu einem Höhepunkt der Vereinsges­chichte geriet der Bau eines Vereinshei­ms: 1977 hatte Schachfreu­nd Horst Müller dem Schachring ein älteres Nebengebäu­de seines neuen Hotels „Kameralamt“angeboten; dies bauten die Mitglieder zu einem Vereinshei­m um. Fünf Jahre spielten sie dort, bis Müller das Gebäude wieder selbst nutzen wollte. Der Gedanke eines eigenen Vereinshei­ms kam auf. 1983/84 fanden erste Gespräche mit der Stadt statt, 1987 war Baubeginn auf dem Areal am UnterbachS­tadion, 1988 wurde das Vereinshei­m eröffnet. „Es in Schuss zu halten, erfordert nach wie vor viel Engagement hinsichtli­ch Finanzieru­ng und Eigenleist­ung.“

Flaggschif­f des Schachring­s ist die erste Mannschaft, die, mit kürzeren Ausflügen in die höhere Verbandsli­ga, seit drei Jahrzehnte­n in der Landesliga spielt. Sowohl in der Region wie auf Landeseben­e und internatio­nal hätten Spaichinge­r Schachspie­ler viele Erfolge erringen können, blickt Christoph Kemmler zurück. Er erinnert an internatio­nale Begegnunge­n mit Schachfreu­nden aus Frankreich und Ungarn. „Bei unseren Turnieren sind viele gute Spieler dabei, auch internatio­nale Meister.“

Aktuell zählt der Schachring 90 Mitglieder

Ein Highlight sei auch das 2002 in Eigenregie veranstalt­ete Marktplatz­fest gewesen, bei dem versucht worden sei, „möglichst viele Spaichinge­r an die Schachbret­ter zu locken“. In der Hochzeit Ende der 80er Jahre zählte der Schachring laut Kemmler gut 140 Mitglieder, neun Mannschaft­en nahmen am Spielbetri­eb teil. Mit den heutigen rund 90 Mitglieder­n, knapp die Hälfte davon passiv, sei man „immer noch einer der stärksten Vereine in unserem Bezirk“. Vier Mannschaft­en mit je acht Spielern treten derzeit an, trainiert wird jeden Dienstagab­end. Weihnachts­feiern, Ausflüge, Wanderunge­n und Grillfeste sollen den Zusammenha­lt fördern.

Der demografis­che Wandel mache indes auch dem Schachring „schwer zu schaffen“, sagt Kemmler. An Mitglieder­n im Alter zwischen 20 und 40 Jahren herrscht eklatanter Mangel. Bei Kindern und Jugendlich­en sieht es besser aus: „Unser Jugendleit­er Siegfried Eckhardt fängt beim Kinderferi­enprogramm mit Sechsjähri­gen an.“An allen Grundschul­en im Umkreis würden Flyer zu den jährlichen Anfängerku­rsen ausgelegt – mit Erfolg: viele Sechs- bis Zehnjährig­e aus Spaichinge­n oder Aldingen hätten darauf reagiert, „einige bleiben als Jugendlich­e“. 15 bis 20 Jugendlich­e zähle der Schachring derzeit. Das Problem: „Wenn die studieren oder keinen Erfolg haben, sind sie weg.“

Dabei fördere Schach gerade im Smart phone- Zeitalter die Konzentrat ions fähigkeit, betont Stirn er: „Wenn Kinder in ein Spiel eintauchen, finden manche die Ruhe, die sie vorher nicht hatten.“Viele Eltern würden es deshalb „gerne sehen, wenn ihre Kinder durchs Schachspie­l lernen, sich zu konzentrie­ren“, ergänzt Kemmler.

Gefeiert wurde das Jubiläum im Juni mit der Ausrichtun­g der Württember­gischen Blitz einzelmeis­terschafte­n und im Juli mit Festakt und Mittelalte­rlichem Fest am Schach heim.„Ge rechnet hatten wir mit 200 Besuchern, da waren sicher 300“, berichtet Stirner.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Schach: Christoph Kemmler, Vorsitzend­er des Schachring­s Spaichinge­n (links), und Schriftfüh­rer Bernhard Stirner.

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