Immer mehr Pflegebedürftige
Wissenschaftler warnen vor Kollaps in der Pflege
(epd/dpa) - Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wird laut einer neuen Studie bis zum Jahr 2035 auf vier Millionen steigen. Das sind rund eine Million Menschen mehr als im Jahr 2015, wie aus einer Simulation des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht.
Das IW warnte zugleich vor einem Mangel an Pflegekräften. Bis 2035 müssten eine halbe Million Pflegekräfte zur Verfügung stehen. Das sind rund 44 Prozent mehr als heute.
Auch an Baden-Württemberg und Bayern geht dieser Trend nicht vorbei. In beiden Bundesländern werden 2035 der IW-Studie zufolge jeweils rund 500 000 Menschen auf Pflege im Alter angewiesen sein.
Um einen Kollaps in der Pflege abzuwenden, müssten Bund und Länder bessere Rahmenbedingungen schaffen und den Beruf auch durch bessere Bezahlung attraktiver machen, forderte IW-Direktor Michael Hüther.
(dpa) - Nach einem Streit mit tödlichem Ende im sachsen-anhaltischen Köthen ist zu den Hintergründen weiter wenig bekannt. Ein 22-Jähriger starb an Herzversagen, zwei Männer aus Afghanistan im Alter von 18 und 20 Jahren wurden verhaftet. Die Ermittler baten um Geduld. Bis zu 550 Menschen nahmen am Montagabend an einer weiteren Demonstration teil.
Der AfD-Abgeordnete Hannes Loth hatte die Demonstration unter dem Titel „Wir trauern“angemeldet. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler war es in der Nacht zu Sonntag an einem Spielplatz in Köthen zu einem Streit zwischen mindestens zwei afghanischen Staatsbürgern auf der einen und mindestens zwei deutschen Staatsbürgern auf der anderen Seite gekommen. Am Ende war ein 22-jähriger Deutscher tot, er starb nach Behördenangaben an Herzversagen. Dem Obduktionsergebnis zufolge seien Verletzungen nicht die Todesursache gewesen, sagte Landesjustizministerin Anne-Marie Keding (CDU). Auch Verletzungen, die von Tritten oder Schlägen gegen den Kopf herrührten, hätten nicht festgestellt werden können.
Einer der beiden festgenommenen Afghanen sollte schon vor Monaten abgeschoben werden. Einen Antrag auf Zustimmung habe der Landkreis Anhalt-Bitterfeld bereits Mitte April an die Staatsanwaltschaft gestellt, sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Wegen damals laufender Ermittlungen habe die Staatsanwaltschaft aber zunächst nicht zugestimmt. Nach Justizangaben ging es um eine Körperverletzung sowie zwei kleinere Delikte. Ende August habe der Kreis den Antrag auf Abschiebung erneut gestellt, am vergangenen Donnerstag habe die Staatsanwaltschaft zugestimmt. So kurzfristig sei eine Abschiebung aber nicht möglich gewesen.
Im sächsischen Chemnitz hatte auf den Tag genau zwei Wochen zuvor ein ähnlicher Fall wie in Köthen zu Spontandemos mit rechtsextremer Beteiligung und Gewaltausbrüchen geführt. Nach den ersten DemoTagen in Chemnitz waren mehr als zwei Dutzend Verletzte und 120 Straftaten inklusive Hitlergrüßen gemeldet worden. Am Sonntag waren zur Demonstration in Köthen 2500 Menschen gekommen. Die meisten waren Bürgerinnen und Bürger aus Köthen und Umgebung, die ihre Trauer bekunden wollten, schätzte Innenminister Stahlknecht ein.
Bisher zehn Anzeigen
Doch die Sicherheitsbehörden zählten auch bis zu 500 Rechtsextremisten. Darunter seien Mitglieder der rechtsextremen NPD sowie Kameradschaften gewesen, sagte LandesVerfassungsschutzchef Jochen Hollmann. Bei dem sogenannten Trauermarsch am Sonntag nahm die Polizei zunächst zehn Anzeigen auf. Es werde wegen des Verdachts der Volksverhetzung, der Beleidigung, Verstößen gegen das Versammlungsrecht sowie einer Körperverletzung gegen Pressevertreter ermittelt, sagte SachsenAnhalts Landespolizeidirektorin Christiane Bergmann. Derzeit werde das Demogeschehen auf weitere Straftaten hin ausgewertet.
Die Bundesregierung zeigte sich empört: „Dass es (…) am Ende des Tages in Köthen, wie ein Video zeigt, zu offen nationalsozialistischen Sprechchören gekommen ist, auch das muss uns betroffen machen und empören“, sagte Regierungssprecher Seibert.