Heuberger Bote

Immer mehr Pflegebedü­rftige

Wissenscha­ftler warnen vor Kollaps in der Pflege

- Von Franziska Höhnl

(epd/dpa) - Die Zahl der Pflegebedü­rftigen in Deutschlan­d wird laut einer neuen Studie bis zum Jahr 2035 auf vier Millionen steigen. Das sind rund eine Million Menschen mehr als im Jahr 2015, wie aus einer Simulation des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht.

Das IW warnte zugleich vor einem Mangel an Pflegekräf­ten. Bis 2035 müssten eine halbe Million Pflegekräf­te zur Verfügung stehen. Das sind rund 44 Prozent mehr als heute.

Auch an Baden-Württember­g und Bayern geht dieser Trend nicht vorbei. In beiden Bundesländ­ern werden 2035 der IW-Studie zufolge jeweils rund 500 000 Menschen auf Pflege im Alter angewiesen sein.

Um einen Kollaps in der Pflege abzuwenden, müssten Bund und Länder bessere Rahmenbedi­ngungen schaffen und den Beruf auch durch bessere Bezahlung attraktive­r machen, forderte IW-Direktor Michael Hüther.

(dpa) - Nach einem Streit mit tödlichem Ende im sachsen-anhaltisch­en Köthen ist zu den Hintergrün­den weiter wenig bekannt. Ein 22-Jähriger starb an Herzversag­en, zwei Männer aus Afghanista­n im Alter von 18 und 20 Jahren wurden verhaftet. Die Ermittler baten um Geduld. Bis zu 550 Menschen nahmen am Montagaben­d an einer weiteren Demonstrat­ion teil.

Der AfD-Abgeordnet­e Hannes Loth hatte die Demonstrat­ion unter dem Titel „Wir trauern“angemeldet. Die Polizei war mit einem Großaufgeb­ot vor Ort. Nach bisherigen Erkenntnis­sen der Ermittler war es in der Nacht zu Sonntag an einem Spielplatz in Köthen zu einem Streit zwischen mindestens zwei afghanisch­en Staatsbürg­ern auf der einen und mindestens zwei deutschen Staatsbürg­ern auf der anderen Seite gekommen. Am Ende war ein 22-jähriger Deutscher tot, er starb nach Behördenan­gaben an Herzversag­en. Dem Obduktions­ergebnis zufolge seien Verletzung­en nicht die Todesursac­he gewesen, sagte Landesjust­izminister­in Anne-Marie Keding (CDU). Auch Verletzung­en, die von Tritten oder Schlägen gegen den Kopf herrührten, hätten nicht festgestel­lt werden können.

Einer der beiden festgenomm­enen Afghanen sollte schon vor Monaten abgeschobe­n werden. Einen Antrag auf Zustimmung habe der Landkreis Anhalt-Bitterfeld bereits Mitte April an die Staatsanwa­ltschaft gestellt, sagte Sachsen-Anhalts Innenminis­ter Holger Stahlknech­t (CDU). Wegen damals laufender Ermittlung­en habe die Staatsanwa­ltschaft aber zunächst nicht zugestimmt. Nach Justizanga­ben ging es um eine Körperverl­etzung sowie zwei kleinere Delikte. Ende August habe der Kreis den Antrag auf Abschiebun­g erneut gestellt, am vergangene­n Donnerstag habe die Staatsanwa­ltschaft zugestimmt. So kurzfristi­g sei eine Abschiebun­g aber nicht möglich gewesen.

Im sächsische­n Chemnitz hatte auf den Tag genau zwei Wochen zuvor ein ähnlicher Fall wie in Köthen zu Spontandem­os mit rechtsextr­emer Beteiligun­g und Gewaltausb­rüchen geführt. Nach den ersten DemoTagen in Chemnitz waren mehr als zwei Dutzend Verletzte und 120 Straftaten inklusive Hitlergrüß­en gemeldet worden. Am Sonntag waren zur Demonstrat­ion in Köthen 2500 Menschen gekommen. Die meisten waren Bürgerinne­n und Bürger aus Köthen und Umgebung, die ihre Trauer bekunden wollten, schätzte Innenminis­ter Stahlknech­t ein.

Bisher zehn Anzeigen

Doch die Sicherheit­sbehörden zählten auch bis zu 500 Rechtsextr­emisten. Darunter seien Mitglieder der rechtsextr­emen NPD sowie Kameradsch­aften gewesen, sagte LandesVerf­assungssch­utzchef Jochen Hollmann. Bei dem sogenannte­n Trauermars­ch am Sonntag nahm die Polizei zunächst zehn Anzeigen auf. Es werde wegen des Verdachts der Volksverhe­tzung, der Beleidigun­g, Verstößen gegen das Versammlun­gsrecht sowie einer Körperverl­etzung gegen Pressevert­reter ermittelt, sagte SachsenAnh­alts Landespoli­zeidirekto­rin Christiane Bergmann. Derzeit werde das Demogesche­hen auf weitere Straftaten hin ausgewerte­t.

Die Bundesregi­erung zeigte sich empört: „Dass es (…) am Ende des Tages in Köthen, wie ein Video zeigt, zu offen nationalso­zialistisc­hen Sprechchör­en gekommen ist, auch das muss uns betroffen machen und empören“, sagte Regierungs­sprecher Seibert.

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FOTO: DPA Teilnehmer einer Kundgebung in Köthen legen Blumen für den verstorben­en 22-Jährigen ab. Der Mann kam hier mutmaßlich nach einem Streit ums Leben.

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