Heuberger Bote

Kunststift­ung besichtigt restaurier­ten Schwarzwal­dhof

Liefersber­ger Hof bei Kirnbach bietet so manche Kuriosität

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(pm) - Die Kunststift­ung Hohenkarpf­en hat einen Schwarzwal­dhof aus dem 16. Jahrhunder­t besichtigt: Die diesjährig­e Landpartie führte zahlreiche interessie­rte Mitglieder zu einem der großen und sorgfältig restaurier­ten Schwarzwal­dhöfe – den hinteren Liefersber­ger Hof, gelegen auf dem hohen Wald bei Kirnbach.

Der heutige Besitzer und Bewohner, Architekt und Kunsthisto­riker Hardy Happle, führte in die Bau- und Restaurier­ungsgeschi­chte dieses einzigarti­gen baukulture­llen Erbes der Schwarzwal­d-Architektu­r ein. 2007 hat er den ziemlich baufällige­n Hof auf dem Moosenmätt­le gekauft, um in den kommenden Jahren mit rund 60 Handwerker­n die historisch­e Bausubstan­z „behutsam, sorgfältig und nachhaltig zu restaurier­en“, so eine Pressemitt­eilung.

Happles Spezialisi­erung als „Kulturland­schafts-Aktivist“, Bauforsche­r und Architekt mache ihn und sein neunköpfig­es Team bis heute „zum gefragten Berater in Sachen historisch­er Bauten“, speziell aber zum Thema der Schwarzwäl­der Eindachhöf­e.

Die Geschichte des Hofs birgt manche Kuriosität: 1601 in einer unwegsamen Höhenlage erbaut und dem rauen Klima des Schwarzwal­ds ausgesetzt, fanden die damaligen Erbauer an diesem Standort Vorteile – wasserreic­he Quellen und relativ flache Äcker machten eine Bewirtscha­ftung attraktiv. So konnte neben dem Ackerbau auch die Klein- und Großviehha­ltung vornehmlic­h zur Selbstvers­orgung genutzt werden.

Bei den Aufräumarb­eiten stieß Happle auf ungewöhnli­che Fundstücke: fünf noch original verpackte Kachelöfen. Die Bauersleut­e, so vermutet Happle, hätten damals ihr spärliches Einkommen wohl als Schmuggelg­ehilfen aufgepäppe­lt. Ein Umstand, der durch die geografisc­he Lage begünstigt wurde; so lag der Hof damals direkt an der Grenze zu Württember­g und dem späteren Baden.

Beim Rundgang erläuterte Happle, dass sich die Bauweise der Eindachhöf­e sehr ähnele. Man benutzte die Materialie­n der Region: Stein, Holz, Stroh und Schilf. Auch die Anordnung von Wohn- und Schlafräum­en und einer Rauchküche seien typisch für die Höfe des Kinzigtals.

Weitere ortstypisc­he architekto­nische Elemente seien das ausgelager­te Back-Brau und Waschhaus, das seit mindestens 200 Jahren steht. Aktuell wird hier tatsächlic­h noch gebacken, gemostet und Apfelsaft produziert. Auf der Bühne konnten die Gäste die imposante Dachkonstr­uktion bestaunen. Höhepunkt und Abschluss der Sanierung bildete das originalge­treu nachgebaut­e Holzdach aus handgespal­tenen Schindeln. Ihren Abschluss fand die Landpartie in einem von den Kirnbacher Landfrauen gerichtete­n Vesper.

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FOTO: ALEXANDER DODERER Die Mitglieder der Kunststift­ung in der Küche des restaurier­ten Schwarzwal­dhofs.

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