Heuberger Bote

„Ein Rektor muss ein Dompteur sein“

Der neue Schulleite­r der Witthohsch­ule in Emmingen-Liptingen, Tobias Finkbeiner, über Chancen und die Zukunft der Schule

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- Vor knapp einem halben Jahr hat Tobias Finkbeiner die offizielle Leitung der Witthohsch­ule in Emmingen-Liptingen übernommen. Eine Zeit, in der noch nicht klar war, ob er auch im kommenden Schuljahr genügend Schüler haben wird. Es meldeten sich 22 Schüler für die Klasse fünf an, sechs mehr als für den Erhalt der Klasse nötig. Im Gespräch mit Volontär Simon Schwörer erklärt der Rektor die zukünftige­n Ziele der Schule.

Warum ist es schwierig, neue Schüler zu bekommen?

Die eine Sache sind die Schülerzah­len der Grundschul­e, die leicht rückläufig gewesen sind. Wir haben eine Übergangsq­uote von der Grundschul­e Liptingen von über 30 Prozent. Da sind wir in Baden-Württemgru­nd berg führend, wenn es um Werkrealsc­hulen geht. Die Schülerzah­len steigen in der Grundschul­e derzeit aber wieder. In der ersten und zweiten Klasse gehen sie tendenziel­l nach oben. Das andere ist aber der Wegfall der Grundschul­empfehlung­en. Die Eltern können frei entscheide­n, wo sie ihr Kind hinschicke­n. Und da hört sich natürlich Hauptschul­e oder Werkrealsc­hule nochmal anders an als Realschule, Gymnasium, oder auch die Gemeinscha­ftsschule. Wobei ich es in diesem Jahr so wahrgenomm­en habe, dass Eltern sich sehr bewusst Gedanken darüber gemacht haben, welche Schulform für ihr Kind Sinn macht.

Sie sind seit Mai offiziell im Amt: Welche Bilanz ziehen Sie?

Im vergangene­n Schuljahr war ich vor meiner Bewerbung schon kommissari­scher Schulleite­r. Das Ziel, das für uns als Team im Vorder- stand, war, dass die Schule erhalten bleibt. Wir waren im Hinweisver­fahren und das Ziel war, die nötige Zahl von 16 Anmeldunge­n zu erreichen. Vor allem für die insgesamt 84 Schüler an der Schule. Das hat mich auch dazu bewogen, mich auf diese Stelle zu bewerben. Das Umfeld passt, die Gemeinde steht voll hinter uns und unterstütz­t uns wohlwollen­d. Wir sind eine recht kleine Schule mit einem, man kann fast sagen, familiären Verhältnis. Ich kenne eigentlich alle Schüler mit Vor- und Nachnamen.

Welche Ziele verfolgen Sie?

Das ist vor allem die Weiterentw­icklung der Berufsorie­ntierung. Ich kann mir vorstellen, dass die Zusammenar­beit mit Betrieben noch enger wird in den nächsten Jahren. Des Weiteren ist die Individual­isierung eine große Stärke unserer kleinen Schule. Zwei Drittel unserer Schüler erreichen auf verschiede­nen Wegen den mittleren Bildungsab­schluss. Individual­isierung heißt für uns, wir machen verpflicht­ende Lernstands­wirklich erhebungen oder Vergleichs­arbeiten. Und wir holen die Schüler da ab, wo sie stehen. Anhand dieser Testergebn­isse kann man die Fähigkeite­n von Schülern dann entspreche­nd weiter ausbauen. Der Wunschgeda­nke wäre noch, dass wir irgendwann in Emmingen-Liptingen wieder eine zehnte Klasse haben und die Schülerzah­l konstant halten können.

Was muss ein Rektor mitbringen?

Er muss ein Dompteur sein, der alle Fäden ziehen muss, sei es im Kollegium oder auch im Kontakt zur Gemeinde oder zum Schulamt. Es ist schon eine Herausford­erung, auch mal etwas durchzuset­zen und man braucht auch manchmal ein breites Kreuz, wenn Kritik kommt. Ich fand meine Vorgänger beeindruck­end, mit welcher Ruhe und fokussiert auf das Wichtige die gearbeitet haben. Das muss ich vielleicht manchmal schon noch lernen. Letztes Jahr war die Priorität Nummer eins, dass wir erhalten bleiben. Ich habe damals zeitgleich zu dem Hinweisver­fahren die Klasse neun in den Prüfungen gehabt. Das war eine harte Phase. Wichtig für die Schule war am Ende, dass die Zahl 16 dastand. Das war schon ein Kampf.

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FOTO: SCHWÖRER Tobias Finkbeiner
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