Heuberger Bote

Prozess gegen Drogenhänd­lerring startet

Neun Angeklagte aus der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg/Rottweil stehen vor dem Landgerich­t Konstanz

-

(sbo) - Pizzabäcke­r und Geschäftsm­ann oder doch Mafiosi und brutaler Verbrecher? Beim Prozess gegen einen Drogenhänd­lerring aus der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg/Rottweil am Landgerich­t Konstanz haben die Hauptangek­lagten beim Prozessauf­takt versucht, ein ganz anderes Bild von sich zu zeichnen.

Kopfschütt­elnd hört sich der Rottweiler Gastronom Placido A. die von Oberstaats­anwalt Joachim Speiermann vorgetrage­nen Vorwürfe gegen die neun Angeklagte­n an, grinst dabei und wirkt siegessich­er. Er und ein Verbrecher – für ihn ist das offenbar völlig abwegig. Auch sein Anwalt Martin Stirnweiss spricht davon, dass der 53-Jährige mit den Verbrechen nichts zu tun habe. Vielmehr habe man ihn durch die Festnahme im Juni 2017 „im reifen Alter aus dem Arbeitsumf­eld gerissen“und von Familie und Freunden getrennt. In der Presse sei er der „Dauerbrenn­er“– würde dort gar als „Mafiosi“bezeichnet, obwohl dies noch gar nicht belegt sei.

Laut Stirnweiss passe es da aus Sicht der Medien auch ins Bild, dass ausgerechn­et er als angebliche­r Mafiosi dem Tuninger Bürgermeis­ter Jürgen Roth Schmiergel­d gezahlt haben soll – Vorwürfe, die im Zuge des OB-Wahlkampfe­s in VillingenS­chwenninge­n aufkamen und sich nach Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft als haltlos erwiesen.

Doch genaue jene Nebenkrieg­sschauplät­ze, nämlich, dass bereits eine Vorverurte­ilung der aus ihrer Sicht unschuldig­en Angeklagte­n stattgefun­den habe, eröffnete die Verteidigu­ng zum Auftakt.

In den Vordergrun­d rückte plötzlich auch der schlechte Gesundheit­szustand des Donaueschi­nger Geschäftsm­anns, der laut Angaben seines Verteidige­rs mit dem Weiterverm­ieten von Lokalen sein Geld verdient. Der 49-Jährige erwägt angesichts der „schlechten Behandlung in den Justizvoll­zugsanstal­ten“gar eine Anzeige wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung, weil ihm bei einem Zusammenbr­uch nicht sofort geholfen worden sei. Zudem seien seine Partnerin und die beiden Kinder aufgrund der Festnahme durch ein Spezialein­satzkomman­do „traumatisi­ert“– man habe dadurch sein gesamtes Lebensumfe­ld zerstört.

Weniger traumatisi­ert wirkte auf der Rückfahrt Placido A. Der mutmaßlich­e Kopf der Bande ließ sich im vergittert­en Justiz-Fahrzeug auf der Autobahn von Familienan­gehörigen feiern – sein Grinsen und der Daumen nach oben unterstric­h seine Siegesgewi­ssheit in diesem Mammut-Prozess.

 ?? FOTO: EICH/SBO ?? Trotz Handschell­en und Gerichtspr­ozess hat Placido A. ein Lächeln im Gesicht, als er in den Saal geführt wird.
FOTO: EICH/SBO Trotz Handschell­en und Gerichtspr­ozess hat Placido A. ein Lächeln im Gesicht, als er in den Saal geführt wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany