Startsignal für schnelles Internet
Breitbandnetz des Landkreises Tuttlingen in Emmingen-Liptingen eröffnet
- Dass man „Buzzer“nicht nur in Quizsendungen im Fernsehen braucht, hat sich am Donnerstag in Emmingen-Liptingen gezeigt. Wie einst Bundeskanzler Willy Brandt das Startsignal für das Farbfernsehen per Knopfdruck gab, nahmen auch die Verantwortlichen für das Breitbandnetz des Landkreises das schnelle Internet symbolisch in Betrieb. Im Rahmen der Breitband-Initiative Tuttlingen (BIT) soll der Landkreis mit schnellem Glasfasernetz versorgt werden.
Wilfried Klenk, Staatssekretär des baden-württembergischen Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir sind in Baden-Württemberg und speziell im Landkreis Tuttlingen besser aufgestellt, als insgesamt in Deutschland.“Das habe die jüngste Erhebung des TÜV-Rheinland bewiesen. Dass der wirtschaftsstarke Landkreis erst ab jetzt Glasfaser erhält, sah er nachrangig: „Auch, wenn Sie sagen, man hat möglicherweise spät damit begonnen, ist der Landkreis Tuttlingen selbst innerhalb Baden-Württembergs einer der führenden Kreise.“
Erster Abschnitt in Emmingen
Die Gemeinde Emmingen-Liptingen beherberge den ersten Erschließungsabschnitt, bei dem nun auch das Ortsnetz in Betrieb gehen könne, erklärte Landrat Stefan Bär. „Das ist für uns quasi der Startschuss.“Bis der Backbone fertig verlegt sei, also die Hauptleitung, die durch den Landkreis verläuft, würden noch vier bis fünf Jahre vergehen, sagte er. „Da haben wir uns mal einen Zeitraum bis 2022, 2023 vorgenommen.“
Die Gemeinden bräuchten für ihr Ortsnetz aber deutlich länger, sagte der Landrat. Diese müssten auch entscheiden, wo sie mit dem Ausbau beginnen. „Wir empfehlen immer, den Bedarf im Gewerbegebiet zu sehen“, sagte er. Die Nachfrage nach schnellem Intenet sei von Unternehmen besonders stark. Das sieht EmmingenLiptingens Bürgermeister Joachim Löffler genauso: „Diese Breitbandanbindung ist für uns eine echte wirtschaftliche Frage.“Vor allem bei Neuansiedlungen von Firmen sei Breitband stark gefragt. „Das ist zwischenzeitlich schon kein weicher Faktor mehr, sondern ein harter Faktor“, ist er sicher. „Wenn wir das nicht anbieten können, wird sich bei uns keine Firma mehr niederlassen.“Deshalb liege der Fokus auf dieser Maßnahme.
Auch der Gemeinderat stehe einstimmig hinter dem Ausbau. Die Gemeinde will für die Zukunft gerüstet sein. „Wir freuen uns, dass wir in diese Richtung gehen, in die Zukunftsrichtung“, sagte er. Betreiber der Netze ist Netcom-BW. Deren Geschäftsführer Bernhard Palm lobte die Zusammenarbeit mit den Beteiligten. Die BIT sei einer der am besten funktionierenden Zweckverbände in Baden-Württemberg, meinte er.
275 Kilometer Backboneleitungen
Landrat Bär betonte dazu, es sei nicht leicht gewesen, für die Initiative alle Gemeinden einzusammeln. Man dürfe beim Breitbandausbau nämlich nicht vom heutigen Stand der Internetnutzung ausgehen, sondern davon, wohin sich dieser in Zukunft entwickle. Er zog dazu den Vergleich zum Smartphone: Heute selbstverständlich, vor zehn Jahren noch kaum ein Thema. „Wir stellen heute die Weichen dafür, was die Zukunft von uns fordert“, sagte er. Rund 275 Kilometer Backboneleitungen müssen dafür verlegt werden: „Dass das nicht von heute auf morgen geht, das wissen wir.“
25 Millionen Euro kostet allein die Hauptleitung durch den Kreis. Er rechne dafür mit 16 Millionen Euro Förderung, sagte Bär. Innerorts kommen auf die Gemeinden zusätzliche Kosten für den Ausbau zu, die aber ebenfalls bezuschusst werden.