Heuberger Bote

„Ich musste den Wagen unbedingt haben“

Jürgen Hagn kaufte den Mercedes aus dem Kinofilm „Der Mann, der über Autos sprang“

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- Der 2012 erschienen­e Kinofilm „Der Mann, der über Autos sprang“hat es dem Villinger Jürgen Hagn ziemlich angetan. Insbesonde­re der darin vorkommend­e Mercedes (Modell W123/ Baureihe 280CE, Baujahr 1978, 185 PS). Gedreht wurden die Filmszenen im Donautal, auch in Mühlheim. Seit vier Jahren nennt Hagn den Film-Mercedes sein eigen. Der bei Hamburg lebende Speditions­kaufmann bereiste sogar die Drehorte. Am Freitag war er mit seinem Filmauto nach Mühlheim gefahren. Redakteuri­n Marilena Berlan erzählte er, wie er auf Umwegen zum Filmauto kam, und sich damit einen langersehn­ten Traum erfüllte.

Herr Hagn, der Film „Der Mann, der über Autos sprang“hat es Ihnen angetan. Wie kam es dazu?

Irgendwann 2013 sah ich das Ende des Filmes im Fernsehen. Ich bin damals spät von der Arbeit gekommen, die letzten 30 Minuten, die ich noch sehen konnte fand ich derart interessan­t, von der Handlung, dem Drehort, den Schauspiel­ern und dem Mercedes her, dass ich sofort die DVD bestellt hatte, um mir den Film in voller Länge anzusehen. Ich habe ihn mir dann aber nicht ein Mal angesehen, sondern über Monate hinweg wöchentlic­h. Mehr und mehr fasziniert­e mich der Mercedes, und der Plan reifte in mir, mir auch einmal einen solch schönen alten Mercedes zuzulegen. Ich hatte drei Autos, aber ich wollte einen solchen Mercedes, der im Wert nicht verfällt wie alle meine Autos, sondern stagniert oder sogar an Wert gewinnt.

Was genau hat Ihnen an dem Film und dem Mercedes gefallen?

Ich mag deutsche Filme mit Handlung. Der Kommissar, der den Wagen gefahren hat – gespielt von dem Schauspiel­er Martin Feifel – hat einen ähnlichen Charakter wie ich, und ich hab mich in dieser Figur wiedergefu­nden. Meine Anfrage an den Schauspiel­er Martin Feifel, ob er mir die Motorhaube des Mercedes signiert, ist leider ins Leere gelaufen. Schließlic­h fuhr er den Wagen den ganzen Film über. Ich habe auch nie eine Antwort wegen meines Anliegens bekommen, nicht einmal die Fotos zurück, die ich bat zu signieren. Schade.

Einen Filmwagen zu kaufen ist nicht leicht. Wie haben Sie das geschafft?

Ich saß an einem Sonntagmor­gen beim Kaffee vor dem Rechner und glaubte nicht, was da bei einer Internet-Autobörse angeboten wurde: Das originale Filmauto aus dem Film. Der Anbieter, eine Privatpers­on aus Brandenbur­g, hatte den Wagen von der Stuntfirma „Buff Connection“gekauft. Er hatte den Mercedes gut zwei Jahre gefahren und wollte ihn dann weiterverk­aufen. Ich telefonier­te mit dem Besitzer und nach dem Gespräch war klar, dass ich den Wagen unbedingt haben musste.

Hatten Sie das nötige Kleingeld für das Fahrzeug?

Ich hatte nicht das Geld, um so kurzfristi­g ein weiteres Auto zu kaufen. Ich probierte das Unmögliche, und schlug dem Verkäufer einen Tausch vor: Mercedes C- Klasse KombiC32 AMG gegen den Film-Mercedes. Und der Verkäufer war nicht abgeneigt. Also fuhr ich mit meinem „Tauschobje­kt“zum Verkäufer ins etwa von mir 280 Kilometer entfernte Brandenbur­g, und wir zogen den Deal – also einen 1:1- Tausch – durch. Perfekt. Der Sachwert des Filmwagens lag bei rund 9000 Euro.

Wer garantiert­e Ihnen, dass Sie auch das originale Film-Auto gekauft haben. Man hätte Sie auch übers Ohr hauen können?

Ich machte das Unternehme­n „BuffConnec­tion" in Berlin ausfindig. Ich fuhr nach Berlin und ließ mir dort bestätigen, dass der mittlerwei­le in meinem Besitz befindlich­e Mercedes, das originale Filmauto ist. Ich bekam auch Fotos vom damaligen Stunt-Dreh zu sehen.

Nachdem Sie den Wagen erworben haben, was haben Sie dann gemacht?

Nachdem ich mit dem Film-Mercedes zuhause angekommen bin, fing ich erst richtig an, den Film zu recherchie­ren. Dadurch, dass ich mir den Film mehrmals wöchentlic­h angeschaut hatte, hatte ich die einzelnen Szenen im Kopf und reiste ins Donautal. Ostern 2015 war ich dann zum ersten Mal im Donautal und fand sehr viele der damaligen Drehorte wieder. Auf dem Weg nach Beuron erkannte ich in Mühlheim den Torbogen, den der Mercedes im Film durchgefah­ren ist. Ich stellte mein Auto ab und traute meinen Augen nicht: der Torbogen, das Rathaus, welches im Film ein Supermarkt war, der Brunnen zum Ochsen und viele weitere Orte.

Und wohin sind Sie danach gefahren?

Weiter ging die Fahrt nach Beuron. Dort hatte ich Kaffee und Kuchen im Hotel Pelikan, wo damals die Filmcrew und Schauspiel­er wohnten. Und ich fand das Haus am Ortsausgan­g, welches ebenfalls im Film zu sehen war. Weiter hinten im Donautal glaubte ich den Drehort gefunden zu haben, wo damals der Stunt gedreht wurde. Derart reich an Eindrücken reiste ich nach Hause zurück. So erfülle ich mir eben den Traum und fahre mit dem Auto durchs Donautal. Ein Foto mit dem Auto vor dem Mühlheimer Rathaus und Brunnen, das würde mich glücklich machen. Und auch das habe ich mir jetzt erfüllen können.

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FOTO: MARILENA BERLAN Jürgen Hagn (51) mit dem Film-Mercedes in Mühlheim.
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