Heuberger Bote

Der Präsident spaltet weiter

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Das war nichts. Der Staatsbesu­ch des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan in Deutschlan­d hat auf beiden Seiten für viel Aufregung gesorgt und dennoch wenig gebracht. Von einer möglicherw­eise erhofften Verbesseru­ng der bilaterale­n Beziehunge­n zwischen der Bundesrepu­blik und der Türkei kann niemand sprechen, auch wenn Erdogan dies in den türkischen Medien versucht.

Vor Kurzem hatte Erdogan noch suggeriert, er wolle nach schwierige­n Jahren einen Neustart zwischen Ankara und Berlin versuchen. Nichts davon war bei seinen Auftritten zu spüren. Erdogan spaltet die Türkei – und Erdogan spaltet die deutsch-türkische Gemeinscha­ft. Die öffentlich­en Worte von Bundespräs­ident Frank Walter Steinmeier und Bundeskanz­lerin Angela Merkel zu Demokratie und zu den Verletzung­en von Menschenre­chten zeigten, dass sich hinter den verschloss­enen Türen nicht allzu viel bewegt hat.

Mit Blick auf die internatio­nalen Beziehunge­n und auf den Syrienkrie­g war es aber immens wichtig, die Kommunikat­ion mit dem NatoPartne­r auf höchster Ebene aufrechtzu­halten. Zuletzt war es Erdogan gelungen zu verhindern, dass Syriens Diktator Baschar al-Assad gemeinsam mit Russland die syrische Provinz Idlib angreift und ein weiteres Inferno auslöst. Wer dort Frieden will, muss die Türkei an Bord haben.

Aber aus innenpolit­ischer Sicht war die Visite eine Enttäuschu­ng, ja sie war für viele an Dialog interessie­rte Menschen ausgesproc­hen frustriere­nd. Keinen Millimeter ist der Präsident auf seine Kritiker zugegangen, trotz einiger freundlich­er Formulieru­ngen. Die Einweihung der Kölner Moschee ist ein Beispiel der verpassten Chancen. Die auf Ausgleich bedachte Oberbürger­meisterin Kölns, Henriette Reker, kam nicht zur Zeremonie, da auch kurz vor Erdogans Erscheinen nicht klar war, ob Reker als Stadtoberh­aupt überhaupt eine Rede halten darf oder nicht. Über den religiösen DitibDachv­erband schaltet und waltet Erdogan in den Ditib-Moscheen, wie er will. Das ist seit Langem bekannt und das sollte ein Ende haben.

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