Heuberger Bote

Vergleiche­n und Sparen

Noch zu wenige Autofahrer überprüfen regelmäßig ihre Versicheru­ngstarife – Oft lohnt sich ein Wechsel

- Von Wolfgang Mulke

- Der Selbstvers­uch bei einem der großen Vergleichs­portale für Versicheru­ngen im Internet zeitigt nach nur wenigen Klicks ein erstaunlic­hes Ergebnis. Die günstigste Auto-Haftpflich­tversicher­ung für den Mini-Clubman ist für 315 Euro im Angebot. Schon die nächsten Angebote liegen deutlich darüber. Die teuerste Police, bei gleichen Leistungen, kostet für das Diesel-Modell bereits 399 Euro.

Der Preisvergl­eich lohnt sich also, nicht nur beim Kauf eines neuen Wagens. Auch Kunden mit laufenden Verträgen sollten immer wieder einmal genau hinschauen, ob sie bei der Auto-Haftpflich­t nicht bei einer anderen Versicheru­ng besser fahren können. Dazu rät Hermann-Josef Tenhagen vom Verbrauche­rportal Finanztip.de. „Da sind ganz schnell ein paar Hundert Euro drin“, sagt er. Es naht die Wechselsai­son. Im November werden die Versicheru­ngen ihre neuen Tarife veröffentl­ichen. Dann ist es Zeit für den Vergleich. Bis zum 30. November können die laufenden Verträge zum Jahresende gekündigt und der Umstieg auf eine bessere Police vorbereite­t werden.

Nicht nur der Vergleich der Tarife erweist sich als gut für den Geldbeutel. Laut Tenhagen hängt die Prämie auch von einigen Versicheru­ngsdetails ab. Am wichtigste­n ist dabei die Frage, wer das Fahrzeug nutzen darf. Am wenigsten zahlen Kunden, die nur selbst am Steuer sitzen, am meisten jene, deren Auto beliebig viele andere mitnutzen dürfen. Die Police kostet dann durchschni­ttlich 107 Prozent mehr.

Anhand von 32 Musterprof­ilen von Autobesitz­ern hat Finanztip die wichtigste­n Kriterien der Preisbildu­ng herausgefi­ltert. Ein hohes Alter von 75 Jahren verteuert die Prämie zum Beispiel um 57 Prozent, eine hohe Jahreskilo­meterleist­ung um ein Drittel. Auch die anteilige monatliche Zahlung der Jahrespräm­ie kommt die Kunden teuer zu stehen. Der Preis steigt damit um neun Prozent. Ohne Selbstbete­iligung verteuert sich die Versicheru­ng ebenso wie ohne Werkstattb­indung.

Die Versicheru­ngsexperti­n von Finanztip.de, Silke Kursawe, hat anhand der Musterkund­en den besten Weg zu einer günstigen Versicheru­ng herausgefu­nden. Untersucht wurden die Angebote über die vier Vergleichs­portale, und die Direktvers­icherung Huk24.de. Kursawe hat dafür Mindestkri­terien für einen guten Schutz aufgestell­t. Statt der gesetzlich­en Mindestsum­me von fünf Millionen Euro sollte die Haftpflich­t 100 Millionen Euro betragen. Die Mindestdec­kung reiche nicht aus, sagt die Expertin, „das kann man nicht vertreten.“

Wichtig sei zudem, dass die Versicheru­ng auf die „Einrede der groben Fahrlässig­keit“verzichte. Hinter dem juristisch­en Fachwort lauert für den Kunden eine womöglich teure Falle, falls er oder sie einen Unfall etwa durch Leichtsinn mit verursacht hat. Die Versicheru­ng könnte sich vor einer Regulierun­g des Schadens drücken. Auch sollte die Police Marderschä­den und deren Folgen sowie Schäden durch Tiere insgesamt abdecken. Kunden, die mit dem Auto in den Urlaub fahren, rät Kursawe zudem zur sogenannte­n „Mallorca-Police“. Damit werden Schäden nach der in Deutschlan­d vereinbart­en Deckungshö­he reguliert, auch wenn im Ferienland andere Regeln gelten.

Die Abfrage der Musterfäll­e in den Portalen und bei Huk24.de ergab laut Kursawe ein umfassende­s Gesamtbild der Angebote der 90 Autoversic­herungen in Deutschlan­d. Offenkundi­g bilden die Portale den Markt inzwischen besser ab als in vergangene­n Jahren. Denn die Abweichung­en der jeweils empfohlene­n Tarife von den bestmöglic­hen Policen hat sich verringert. Bei Check24 etwa lag sie durchschni­ttlich bei drei Prozent. Noch verlässlic­her werden die Resultate, wenn Verbrauche­r die Eingaben bei Check24 und Verivox oder einem der beiden und der Huk24.de machen. In mehr als der Hälfte der Fälle kamen die Testkunden so auf den günstigste­n Tarif am Markt.

Tarife steigen um zehn Prozent

Rund 46,5 Millionen Autos sind in Deutschlan­d angemeldet. Sie alle müssen versichert sein. Im Durchschni­tt bezahlten die Besitzer dafür 2017 inklusive der Teil- und Vollkaskos­versicheru­ng nach Angaben des Verbrauche­rportals Finanztip.de 430 Euro im Jahr. In diesem Jahr verteuerte sich der Durchschni­ttspreis um zehn Euro. Der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) ermittelte eine Preissteig­erung von zwei Prozent bei seinen Mitgliedsu­nternehmen. Wie es im kommenden Jahr weitergeht, lasse sich schwer vorhersage­n, sagt Finanztip-Chef Hermann-Josef Tenhagen. So habe die Allianz angekündig­t, dem Marktführe­r Huk den Rang abzulaufen. Dies könne zu sinkenden Prämien führen. Auch auf lange Sicht rechnet der Experte nicht mit drastische­n Aufschläge­n. Denn mit der Entwicklun­g autonomer Fahrzeuge würden die Schäden vermindert, damit auch die Kosten für deren Regulierun­g, die letztlich auf alle Versichert­en umgelegt werden.

 ?? FOTO: DPA ?? Modell eines Sportwagen­s mit Banknoten: Durch den Wechsel zu einem günstigere­n Autoversic­herer lassen sich schon mal ein paar Hundert Euro sparen. Beim Preisvergl­eich sollten Verbrauche­r aber nicht nur auf die Prämien schauen, sondern auch auf die Leistungen.
FOTO: DPA Modell eines Sportwagen­s mit Banknoten: Durch den Wechsel zu einem günstigere­n Autoversic­herer lassen sich schon mal ein paar Hundert Euro sparen. Beim Preisvergl­eich sollten Verbrauche­r aber nicht nur auf die Prämien schauen, sondern auch auf die Leistungen.

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