Heuberger Bote

Mit 38 ganz oben

Alejandro Valverde, einst wegen Dopings gesperrt, wird erstmals Rad-Weltmeiste­r

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(dpa/SID) - Die „alte Schule“hat gesiegt. Der 38 Jahre alte Radprofi Alejandro Valverde holte sich zum ersten Mal in seiner abwechslun­gsreichen Karriere den WMTitel auf der Straße. Der Spanier, der von 2009 bis 2011 wegen Dopings gesperrt war, verwies am Sonntag im Spurt einer Vierergrup­pe den Franzosen Romain Bardet und den Kanadier Michael Woods im WM-Rennen in Innsbruck auf die Medaillenr­änge.

Valverde hatte bisher in Titelkämpf­en sechsmal Edelmetall geholt – der große Coup gelang ihm erst jetzt. Sein Regenbogen-Trikot will der zweitältes­te Champion der Geschichte nach dem Niederländ­er Joop Zoetemelk zum ersten Mal bei der Lombardei-Rundfahrt am 19. Oktober präsentier­en. Ob sein Karriereen­de bevorsteht, ließ er offen. „Alles, was nach meinem schweren Sturz zum TourAuftak­t 2017 in Düsseldorf kam, war ein Geschenk. So betrachte ich auch die Zukunft. Alles was kommt, ist Zugabe“, sagte Valverde.

Die vier Schnellste­n hatten sich im gefürchtet­en bis zu 28 Prozent steilen Final-Anstieg zur Höttinger Höll von einem Spitzenfel­d abgesetzt, in dem bis zuletzt auch noch der Berliner Simon Geschke fuhr. Valverde, der 14 Jahre nach Oscar Freire wieder einen Titel nach Spanien holte, ließ seinen Konkurrent­en nach 258 Kilometern keine Chance und gewann den Sprint vor der Hofburg von vorne. Geschke fuhr als bester der sechs deutschen Starter auf Rang 24 mit 1:54 Minuten Rückstand. Nach Angaben der Veranstalt­er säumten bei strahlende­m Herbstwett­er rund 250 000 Zuschauer den Straßenran­d.

Valverde jubelte und lag sich mit seinen Teamkolleg­en und Betreuern in den Armen. „Ein Traum wird wahr, ich kann es immer noch nicht glauben. Es war ein sehr langer Sprint. Das ist der größte Erfolg meiner Karriere“, hatte der spanische Movistar-Profi vor der Hofburg erklärt. „Als 300 Meter vor dem Ziel keiner meiner Konkurrent­en eine Bewegung machte, bin ich einfach angetreten – das war meine Distanz“, beschrieb er den Schlussspu­rt, den er aus der ungünstige­n vorderen Position startete.

Lange hatte eine elfköpfige Spitzengru­ppe, deren Vorsprung auf fast 20 Minuten anwuchs, das Rennen bestimmt. Fünf Runden vor Schluss nahmen die Verfolger die Sache endlich ernst und machten mächtig Tempo. Dem fiel sogar der dreimalige Weltmeiste­r Peter Sagan zum Opfer. Der sechsmalig­e Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France stieg 64 Kilometer vor dem Ziel entkräftet aus.

42 Kilometer später war der stundenlan­ge Ausreißver­such beendet. Vorher war auch der Berliner Maximilian Schachmann ausgestieg­en, der zum Auftakt mit Quick-Step Gold im Teamzeitfa­hren geholt hatte. Seine Teamkolleg­en Emanuel Buchmann aus Ravensburg und Geschke mischten dagegen im Finale mit den Stärksten mit – am Ende aber reichte es nicht zu einem Topplatz. Buchmann konnte zu Beginn des finalen Anstiegs elf Kilometer vor dem Ziel nicht mehr mithalten, wurde mit fast sechs Minuten Rückstand 46. Geschke landete auf Rang 24.

Für Friedrichs­hafen startende Koppenburg beste Deutsche

Olympiasie­gerin Anna van der Breggen holte sich bei einer erneuten Demonstrat­ion niederländ­ischer Stärke den Titel der Frauen. Die 28-Jährige siegte nach einer beeindruck­enden Solofahrt überlegen. Nach 156,2 km lag sie im Ziel an der Hofburg überragend­e 3:42 Minuten vor der Australier­in Amanda Spratt.

Die sieben Deutschen hatten im Kampf um die Medaillen wie erwartet keine Chance. Zumindest die für den RSV Friedrichs­hafen startende Clara Koppenburg fuhr couragiert und ging zwischenze­itlich in die Offensive. Am Ende reichte es für die 23-Jährige zum 18. Rang mit 7:17 Minuten Rückstand. Ihre Mannschaft­skameradin, die deutsche Meisterin Liane Lippert, war mit 10:58 Minuten Rückstand am Ende 46.

Die WM-Woche in Tirol verlief so gar nicht nach dem Geschmack des Bundes Deutscher Radfahrer. Die Bilanz der Titelkämpf­e fiel noch magerer aus als 2017. Auch diesmal gab es für den BDR nur eine Medaille, Silber im Junioren-Straßenren­nen durch Marius Mayrhofer aus Dusslingen. „Wir sind im Rahmen unsere Möglichkei­ten geblieben, haben aber noch Luft nach oben“, sagte Sportdirte­ktor Patrick Moster.

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FOTO: AFP Im dritten Frühling: Alejandro Valverde (38) holt sich den Titel.

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