Grindel spürt Rückenwind
DFB-Präsident will erneut kandidieren und wünscht sich Integrationsbeauftragten ohne Migrationshintergrund
(dpa) - Auf unterschiedlichen Bühnen kämpften der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und DFB-Präsident Reinhard Grindel am Wochenende um die Deutungshoheit im Dauerstreitthema Mesut Özil.
Erdogan kritisierte zur Eröffnung der Ditib-Moschee in Köln den Umgang mit dem Ex-Weltmeister in Deutschland erneut heftig. „Unser in Deutschland geborener und aufgewachsener Mesut Özil und unser Ilkay. Sie haben sie aus dieser Gesellschaft ausgegrenzt, weil sie sich mit mir in England fotografieren ließen. Ehrlich gesagt konnte ich es als ihr Präsident nicht verdauen, dass unsere zwei jungen Männer, die bis in die deutsche Nationalmannschaft aufgestiegen sind, ausgegrenzt wurden.“
Grindel kündigte zwei Tage nach der Vergabe der EM 2024 an Deutschland im ZDF-„Sportstudio“Konsequenzen aus der Causa an. „Da müssen wir in Zukunft – weil wir auch viele Spieler mit Migrationshintergrund in den U-Mannschaften haben – sehr genau Schlussfolgerungen ziehen, dass sich so etwas nicht wiederholt“, sagte der 57-Jährige, der einen Nationalspieler ohne Migrationshintergrund als weiteren Integrationsbeauftragten gewinnen möchte.
Gleichzeitig kündigte er an, sich zukünftig vor Spieler stellen zu wollen. „Dass jemand sagt: Wenn ich gewinne, bin ich Deutscher, wenn ich verliere, bin ich Migrant – das geht nicht. Dass er einen solchen Eindruck hat, bedauere ich sehr“, sagte Grindel. „Wir hätten Mesut mehr verteidigen müssen, das habe ich immer gesagt.“Eine Grundlage für eine Rückkehr Özils ins Nationalteam sieht er aber auch nicht.
Als Folgerung soll nun neben dem gebürtigen Brasilianer Cacau und Celia Sasic, die familiäre Wurzeln in Kamerun hat, ein zusätzlicher Integrationsbeauftragter berufen werden. „Wenn da einer ohne Migrationshintergrund deutlich in die Gesellschaft und den Fußball hineinwirkt und sagt: „Das Thema ist wichtig, da müssen wir uns kümmern“, das wäre auch eine Initiative, um für eine bessere Grundlage zu sorgen für unsere Vereine vor Ort, wo Integration funktionieren muss“, sagte Grindel.
Trotz der Kritik an seiner Person nach dem WM-Aus und der Özil-Affäre will Grindel kommendes Jahr erneut als DFB-Präsident kandidieren. „Ich mache meine Arbeit und bemühe mich, sie so gut zu machen, wie es geht“, sagte Grindel.