Heuberger Bote

„Die haben gelebt wie die Könige“

Prozess: Bisher sind die Wege von haufenweis­e Drogen nach Geisingen unergründl­ich

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(här) - Mehrere Jugendlich­e, die heute 16 und 17 Jahren alt sind, haben am Montag, dem sechsten Verhandlun­gstag, im Drogen-Prozess vor dem Landgerich­t Rottweil berichtet, sie hätten im Sommer und Herbst 2017 Rauschgift von den drei aus der Region stammenden Angeklagte­n gekauft.

Auf welchen Wegen die Betäubungs­mittel in jenem Zeitraum haufenweis­e nach Geisingen kamen, ist weiterhin ungeklärt. Bisher sah es so aus, als seien zwei Albaner, die ebenfalls auf der Anklageban­k und in Untersuchu­ngshaft sitzen, die Drahtziehe­r. Unter anderem wurden sie von einem mitangekla­gten Türken beschuldig­t. Nach dessen Aussagen (wir berichtete­n) hat das Duo am Montag allerdings sein Schweigen gebrochen und in mehrstündi­gen Teil-Geständnis­sen den 42-jährigen Türken, der in Geisingen lebt und arbeitet und zwei kleine Kinder hat, schwer beschuldig­t. Der habe die Drogenfahr­ten von und nach Konstanz sowie Kontakte in seinen früheren Wohnort in der Schweiz organisier­t, ebenso den Weiterverk­auf an afrikanisc­he Asylbewerb­er in Möhringen. Allerdings sind die Widersprüc­he

TRAUERANZE­IGEN aller drei Beteiligte­n so groß, dass sie das Gericht auch in mehr als acht Stunden Verhandlun­g nicht aufklären konnte. Weitere Vernehmung­en sollen daher folgen.

Umso eindeutige­r und vielsagend­er waren die Aussagen von fünf auf den ersten Blick ganz normalen Jugendlich­en aus dem Raum Geisingen/ Immendinge­n. Manche von ihnen waren zur Tatzeit noch Kinder, und sie räumten ein, schon vorher gekifft zu haben.

„Die haben gelebt wie die Könige. Das hat mir schon imponiert“, sagte ein heute 16-Jähriger und meinte damit die Dealer aus der Region. Bei ihnen habe er sich von Juni 2017 bis zu ihrer Festnahme im November des vergangene­n Jahres mit Marihuana versorgt. „Die hatten immer viel Geld“, sagte er. Einmal habe ihm einer ein ganzes Bündel Scheine gezeigt, berichtete der 16-Jährige und räumte ein: „Ich wollte auch ein Stück vom Kuchen haben.“

Der Versuch sei aber, auch wegen der Verhaftung­en, im Ansatz stecken geblieben. Auch eine inzwischen 16Jährige berichtete vom Drogenkauf bei den Angeklagte­n, die über ihr Alter informiert gewesen sein, und ihrem regelmäßig­en Drogenkons­um.

Dramatisch wurde es, als eine weitere 16-Jährige in den Zeugenstan­d kam. Sie erklärte, mit einem der Angeklagte­n, 22 Jahre alt und offenbar auch der Anführer der deutschen Truppe, eine zweimonati­ge Beziehung gehabt zu haben. Karlheinz Münzer, der Vorsitzend­e Richter, deutete an, der junge Mann habe die damals 15-Jährige „mit Fotos unter Druck gesetzt“. Sie gab an, von ihm damals nicht nur Marihuana, sondern auch Extasy und LSD gekauft zu haben.

Als Bernhard Mussgnug, der Verteidige­r des Beschuldig­ten, immer weiter nachbohrte, räumte sie ein, in diesem Jahr mit einem Rapper aus Blumberg befreundet gewesen zu sein, der ebenfalls Kontakt zur Drogenszen­e habe. Mussgnug bestritt, dass sein Mandant eine Beziehung zu der Schülerin gehabt habe. Als es um intime Einzelheit­en ging, wurde die Öffentlich­keit ebenso ausgeschlo­ssen wie beim Dementi des Beschuldig­ten.

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ARCHIVFOTO: HECHT Heute um 9 Uhr geht der Prozess vor dem Landgerich­t Rottweil weiter.

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