Heuberger Bote

Weiteres Traditions­geschäft schließt: Modehaus Kimmerl

Inhaber Heinz Herter sieht die Zukunft des stationäre­n Einzelhand­els nicht rosig

- Von Regina Braungart

- Das Gerücht stimmt: Das Spaichinge­r Modehaus Kimmerl schließt zum 31. Dezember. Ab kommender Woche soll der Ausverkauf starten, die neue Herbst-/ Winterkoll­ektion ist seit einigen Wochen bereits da. Einen Nachfolger zu finden, das hatte Inhaber Heinz Herter bereits als aussichtsl­os verworfen. Damit stirbt ein weiteres Traditions­geschäft in Spaichinge­n.

Denn Herter, der das Fachgeschä­ft für Herren- und Damenmode vor 22 Jahren übernommen hatte, war nicht der erste Inhaber. Drei Jahre zuvor hatte Thomas Kimmerl den Laden von Theo Bader übernommen. Dessen Urgroßvate­r hatte das Fachgeschä­ft Winker 1860 in Spaichinge­n gegründet.

Warum der Laden heute aber Kimmerl heißt und nicht Herter? Thomas Kimmerl hatte sich vom elterliche­n Betrieb in Dillingen gelöst und etwas eigenes in Spaichinge­n aufbauen wollen. Die Dinge änderten sich und Kimmerl kehrte zurück in das größere Geschäft nach Dillingen. Zu viel war da schon in den Namen investiert gewesen.

Heinz Herter hatte über zehn Jahre lang, bis 1976, sein Geschäft Cresta Mode in Biberach mit einem Compagnon, was aber nicht funktionie­rte, und so griff er bei Spaichinge­n zu. Für viele überrasche­nd werden zwei Faktoren sein: Herter ist bereits 81 Jahre alt, was ihm keiner so richtig glauben mag, und er hat seine 66 Berufsjahr­e keineswegs alle mit Mode verbracht. „Ich bin ein Quereinste­iger“, sagt er und lacht.

Eigentlich hatte er als Vertriebsl­eiter im Bereich Lebensmitt­el gearbeitet und mit Einkaufsze­ntren zusammen gearbeitet. „Und da bin ich auf die Mode gestoßen.“Aber das Fachwissen, Stoffe, Schnitte, Trends, neben dem Gefühl für Ästhetik? „Das lernen Sie alles auf Messen und den verschiede­nen Arbeitskre­isen. Man muss am Anfang sehr viel zuhören.“

Und dazu müsse Begeisteru­ng, Leidenscha­ft für Mode kommen. Und auch für den Einzelhand­el überhaupt. Herter war immer auch aktiv in der Werbegemei­nschaft und in Fachgremie­n. Entspreche­nd differenzi­ert und pessimisti­sch ist auch sein Blick auf die Entwicklun­g des stationäre­n Einzelhand­els, speziell in der Modebranch­e, insgesamt.

Er schließe jetzt nicht nur wegen des Alters. Doch spüre auch das Modehaus, das eher die Zielgruppe 40/ 50 plus im Blick habe, den Trend zum Internetha­ndel. Oder sie kommen in ein Alter, in dem Mode nicht so wichtig wird. „Die Umsätze waren zuletzt nicht mehr befriedige­nd“, so Herter. Überrasche­nd ein weiterer Punkt: „Wir spüren so langsam den Klimawande­l“, sprich, die Saison ist unberechen­bar und kurz, auf einen kalten März kann ein heißer April folgen, das bedeutet, dass Frühjahrsm­ode eine ganz kurze Saison habe, wenn überhaupt.

Ein Großfläche­nplakat, das Bürgermeis­ter Schuhmache­r unbedingt weg haben wollte, konnte letztlich bleiben.

Auch wenn er sich auf mehr Freizeit freut, fällt Herter das aufhören schwer. „Wenn sie so eine Leidenscha­ft fürs Geschäft hatten und so gute, treue Kunden, ist es nicht leicht.“Und seine Mitarbeite­rinnen, insgesamt ein Team von sieben Teilzeitkr­äften, schätzt er hoch. Es habe immer ein gutes Betriebskl­ima gegeben und er habe es geschätzt, wenn sie ihre eigene Kreativitä­t umgesetzt hätten, er habe vor allem im Hintergrun­d gelenkt. Sie sind fast alle aber auch an der Rentengren­ze. Auch darüber ist der Chef froh.

bei www.schwaebisc­he.de/modehauski­mmerl

 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ?? Leidenscha­ft für Mode ist Heinz Herter auch jetzt anzumerken. Sein Alter von 81 Jahren nicht.
FOTO: REGINA BRAUNGART Leidenscha­ft für Mode ist Heinz Herter auch jetzt anzumerken. Sein Alter von 81 Jahren nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany