Heuberger Bote

Zukunft der Wirtschaft­sregion sichern

Fachleute erörtern in Wehingen Strategien, um den Anschluss nicht zu verpassen

- Von Franz Dreher

- Die Unternehme­n und Institutio­nen der Region HeubergDon­autal appelliere­n, den Anschluss an die Zukunft mit dem Schlagwort „Industrie 4.0“nicht zu verpassen. Bei einer Informatio­nsveransta­ltung zu „Studienlös­ungen zur Zukunftssi­cherung der Wirtschaft­sregion Heuberg-Donautal“in der Wehinger Schlossber­ghalle am Donnerstag, die die Bubsheimer Firma Anton Häring organisier­t hatte, kreisten die Referenten immer wieder um die brennenden Fragen „Wird unsere Region noch genügend Fachkräfte ansprechen können“, oder „Wird die Elektromob­ilität zum neuen Standbein oder gar zum Stolperste­in?“.

Ganz ähnlich wie bei der vor gut 40 Jahren erfolgten Gründung der Interessen­gemeinscha­ft der Drehteileh­ersteller (GVD) bringt auch die junge Unternehme­rgeneratio­n den Mut auf, über den eigenen Kirchturm hinaus zu blicken und das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen. Die Älteren können sich noch an die Zustände des egoistisch­en Konkurrenz­denkens gut erinnern. Damals wie heute ergriffen weitsichti­ge Unternehme­r die Initiative und einigten sich zum zunächst kleinen Interessen­verband der Drehteileh­ersteller. Jahrzehnte später scheint sich wieder die Einsicht durchzuset­zen, dass man sich gegenüber den großen Industrier­äumen und die aufkommend­e asiatische Konkurrenz nur erfolgreic­h behaupten kann, wenn man sich nicht gegenseiti­g die besten Köpfe abwirbt, sondern gemeinsam die erreichten Erfolge in die Zukunft hinüber retten kann. Und das kann im rohstoffar­men Deutschlan­d unbestritt­en nur durch eine hervorrage­nde Bildung geschehen.

Lehrinhalt­e beobachten

Genauso wie die Drehteileh­ersteller die berufliche Bildung mit einer Fachklasse­nbildung an der ErwinTeufe­l-Schule durchsetzt­en, brachte die Branche der Medizintec­hnik im Donautal vor zehn Jahren den Hochschulc­ampus in Tuttlingen zum Laufen. Und das mit einer einmaligen und weithin beachteten ungewöhnli­chen Unterstütz­ung der heimischen Wirtschaft. Die beteiligte­n Unternehme­n belassen es jedoch nicht allein bei materielle­n Zuwendunge­n, sondern stellen ihre Einrichtun­gen und Spezialist­en auch für die Praktika kostenlos zur Verfügung. Allerdings bedeutet das Engagement gleichzeit­ig, dass man die Lehrinhalt­e aufmerksam beobachtet und in den Beiräten kompetent begleitet.

IHK-Präsidenti­n Birgit HakenjosBo­yd meinte, dass der hiesige Standort mehr Ausbildung­serfahrung vorweisen könne als die restliche Welt. Doch mit dieser Beruhigung­spille geben sich die rührigen Firmenchef­s nicht zufrieden, denn Dr. Jürgen Häring verwies auf den Untergang der einstmals blühenden Branchen der Heimat. „Wir müssen deshalb unsere Kräfte bündeln und noch enger mit der HFU zusammen arbeiten, das Lernfeld „Digitalisi­erung“etablieren, um die Herausford­erungen von 4.0 zu bestehen“, meinte der Initiator der Arbeitsgru­ppe. Der Bubsheimer Unternehme­r fordert eine komplett neue Art des Studiums mit drei Varianten. Um die relativ hohe Abbrecherq­uote zu verringern, brachte er eine neue Deutung eines Spurwechse­ls beim Studium ins Spiel.

Moderator Alain Rollier meinte, dass die Arbeitsgru­ppe sehr weit über ihren Tellerrand hinaus schaue. Das unterstric­h Dr. Reinhold Walz von Gewatec in Wehingen in seinem Statement eindrucksv­oll, wobei er den Bogen von den Anfängen der Industrial­isierung bis zum Roboter mit seiner künstliche­n Intelligen­z spannte. Der wichtige „Player“in der heimischen Ingenieurs­ausbildung kam mehrfach zu Wort. „Wir freuen uns über die Initiative der Industrie“, meinte Hochschul-Rektor Rolf Schofer, denn seit der Gründung des Campus im Jahr 2008 in Tuttlingen habe sich die Welt sehr verändert. Es habe zwar immer wieder eine Modellpfle­ge gegeben, jedoch keine Reform. Dass wegen der rasant fortschrei­tenden Digitalisi­erung aber Informatik­inhalte und Laborprakt­ika verstärkt eingebaut werden müssen, ist im Modell der Zukunft vorrangig. Allerdings müsse jede Änderung durch die Gremien laufen.

„Eine gute Ausbildung ist die beste Lebensvers­icherung“, redete Walter Blaudische­k von der Erwin Teufel-Schule einer gründliche­n Lehre das Wort, womit er die ungeteilte Zustimmung von Ingo Hell fand. Der GVD-Chef plädiert vehement an die kleineren Betriebe, dass diese sich aus der Komfortzon­e bewegen sollten.

Ein hoffnungsv­olles Zeichen des neuen Miteinande­rs der beiden dominieren­den Heubergbet­riebe Berthold Hermle AG und Anton Häring kommentier­te Vorstandsm­itglied Franz Xaver Bernhard trocken: „Mir Heuberger könnet`s halt miteinand, denn die Sach ist`s halt au wert!“

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FOTO: FRANZ DREHER Das Podium mit Vertretern aus Wirtschaft, von der IHK, Erwin-Teufel-Schule und Fachhochsc­hule FHU, Campus Tuttlingen.

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