„Meine Oma hat das schon immer geahnt“
Pfarrer Gerwin Klose über seinen Beruf, seine Berufung und die Seelsorgeeinheit
- Seit acht Jahren ist Gerwin Klose in der Seelsorgeeinheit Donau-Heuberg als katholischer Pfarrer tätig. Vor einigen Wochen, nachdem Pfarrer Timo Weber die Pfarrstelle verlassen hat, übernahm er die Leitung der Seelsorgeeinheit. Mit Redakteurin Marilena Berlan sprach er über seine Arbeit, möglichen Neustrukturierungen in der Seelsorgeeinheit und über seine Leidenschaft – das Theaterspielen.
Herr Klose, bis jetzt haben Sie sich die Seelsorgeeinheit (SE) DonauHeuberg mit ihrem Kollegen Timo Weber geteilt. Nun leiten Sie alleine die SE. Wie ist das für Sie?
Prinzipiell hat sich nicht allzu viel verändert, da ich ja in den gleichen Strukturen, Ortschaften bleiben konnte und mit denselben Menschen zu tun habe wie bisher. Die Arbeit am Schreibtisch in Bezug auf Organisationsund Verwaltungsaufgaben ist aber deutlich mehr geworden. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Ich habe aber viele liebe Menschen an meiner Seite, die mich unterstützen und mir helfen. Das ist schön und macht mich auch dankbar. Natürlich kann man nach dieser kurzen Zeit noch nicht genau sagen, was alles ganz konkret „anders" ist oder „anders" sein sollte. Vieles muss sich eben noch einspielen, aber ich blicke zuversichtlich in die Zukunft - auch für die Seelsorgeeinheit.
Wird es irgendwelche Änderungen in der SE geben, die Sie einführen möchten? Wenn ja, welche?
Momentan hat das Pastoralteam der SE Donau-Heuberg unerwartete, längere Hilfe bekommen: Pfarrer Bonaventure aus Ghana, der seit einigen Jahren immer in der Sommerferienzeit Vertretung gemacht hat, wird für einige Monate hier bei uns in der SE bleiben. Er wird vor allem die Werktagsgottesdienste und Sonntagsmessen halten, die bisher Pfarrer Weber gehalten hat. Auch im Beerdigungsdienst ist er eingesetzt. Wir sind sehr dankbar und froh darüber, dass er hier sein kann. Insofern wird es vorerst keine tiefgreifenden Veränderungen in nächster Zeit geben. Die vakante Stelle wird zum neuen Jahr hin ausgeschrieben. Wenn sich darauf niemand bewerben sollte, muss natürlich über eine Neustrukturierung nachgedacht werden. Aber zum jetzigen Zeitpunkt heißt es erst einmal abwarten, was sich ergeben wird. Gut ist es, dass das Pastoralteam Zeit hat, über die Zukunft nachzudenken und Planungen durchzuführen, die beide Möglichkeiten – Neubesetzung oder keine Neubesetzung – mit einbezieht.
Seit acht Jahren sind Sie Pfarrer in der SE Donau-Heuberg. Wie haben Sie sich in der Region eingelebt? Ist es absehbar, dass Sie in dieser Region langfristig bleiben?
Ich habe mich sehr schnell vor acht Jahren hier in der Region eingelebt. Die ländlichen Verhältnisse, die wunderschöne Landschaft, traditionelle Strukturen sagen mir sehr zu. Ich selbst stamme auch vom Land. Vieles habe ich damals so erwartet wie es ist und wurde darin auch nicht enttäuscht. Für viele Pfarrer ist es ja ein Traum, in der „großen Stadt" zu arbeiten. Das war nie mein Wunsch bis heute nicht. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, noch einige Jahre zu bleiben.
Wie alt waren Sie, als Ihnen bewusst wurde, dass Sie Pfarrer werden möchten?
Die Berufswünsche ändern sich ja im Laufe des Lebens, besonders in der Kindheit und Jugend. Angefangen habe ich ganz „klassisch": ich wollte Baggerfahrer werden, dann Tierarzt. Ich war einmal auf einem Bauernhof, als ein Tierarzt eine Kuh, die Verstopfung hatte, behandelt hat. Ab diesem Zeitpunkt wollte ich kein Tierarzt mehr werden. Archäologe und Geschichtslehrer standen auch einmal als Berufswünsche im Raum bis es schließlich der „Pfarrer" wurde. Ich war damals 19 Jahre alt. Meine Oma hat das schon immer geahnt. Von klein auf sagte sie zu mir: „Du wirst einmal Pfarrer!" Als Bub habe ich mich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt. Doch meine Oma hat Recht behalten!
eines Priesters auszuüben? Und warum fühlen Sie sich dazu berufen?
Pfarrer sein, Priester sein ist mehr als ein Beruf, es ist und sollte eine Berufung sein. Ich hatte schon immer Freude an Gottesdiensten, der Liturgie, dem Kirchenjahr. Ich hoffe, dass ich Menschen einigermaßen gut in seelsorgerlichen Belangen, theologischen Fragen, ja einfach in ihrem Leben begleiten kann. Ich möchte meinen Glauben an Jesus Christus, all das, was ich mit ihm verbinde, teilen und verbreiten. Der christliche Glaube ist für mich ungeheuer wertvoll ein Schatz, den ich teilen möchte.
Sie sind im Narrenverein in Fridingen aktiv. Gibt es ein Kostüm, in das Sie besonders gerne schlüpfen? Wenn ja, welches? Und warum?
Fasnetszeit bedeutet für mich Ausnahmezeit in einem sehr positiven Sinne. Da bin ich nicht der Pfarrer – obwohl man es nie ganz ablegen kann und sollte –, sondern ein Narr unter Narren. Man steht unter Strom. Als ich 2012 mein eigenes Fridinger Narrenhäs bekommen habe, war ich glücklich und trage es seither mit viel Freude und Stolz. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht dicker werde, damit es mir noch viele Jahre passt.
Sie spielen in der Laienspielbühne in Mühlheim Theater. Was erfreut Sie am Theaterspielen? Welche Rolle würden Sie hier gerne einmal spielen? Und warum?
Man kann in andere Rollen schlüpfen. Man sagt nicht umsonst: die Theaterbühnen sind die Bretter, die die Welt bedeuten. Es erfreut mich, wenn man den Theaterbesuchern einen schönen Abend bieten kann, an dem man für einige Stunden dem Alltag entfliehen kann. Beim Theater kann mitgelacht, mitgeweint, mitgefiebert werden. Der Applaus des Publikums entschädigt für viel Mühe und lange Proben. Es macht einfach Spaß und man ist selber glücklich über eine gelungene Aufführung. Gerne würde ich aber auch mal ein ganz klassisches Stück spielen: vielleicht in die Rolle eines Shakespeareshelden oder - schurken schlüpfen. Vielleicht auch mal in eine etwas „dunklere" Rolle zu schlüpfen, würde mich reizen.
Was machen Sie sonst noch in Ihrer Freizeit?
Ich gehe gerne ins Kino, schaue leidenschaftlich gerne TV-Serien und lese viel. Alles natürlich nur dann, wenn noch Zeit übrig bleibt.
Gibt es noch einen besonderen Traum/Wunsch in Ihrem Leben, den Sie sich erfüllen möchten?
In den Sommerferien gehe ich gerne auf Reisen. Es gibt einige Orte auf dieser Welt, die ich gerne sehen und erleben würde.Vielleicht ist es mir möglich, diese zu bereisen. Aber auch ein kleines Buch zu schreiben oder ein Musikinstrument zu erlernen, sind Optionen für die Zukunft. Ob's klappt? Schauen wir mal ...