Essen verbindet
Starköche der Spitzengastronomie haben gemeinsam mit Down-Syndrom-Kindern ein Kochbuch herausgebracht
(epd) - Es ist ein ungewöhnliches Projekt: Starköche wie Alfons Schuhbeck, Vincent Klink, Mike Süsser und Meta Hiltebrand haben ihre Küchen geöffnet und gemeinsam mit Kindern, die am DownSyndrom leiden, feinste Speisen zubereitet. Insgesamt 19 Küchenmeister aus dem deutschsprachigen Raum beteiligten sich an der Aktion, die zur Vorbereitung eines speziellen Kochbuchs diente. Es heißt „#46plus – kocht voll lecker“und wurde jetzt in Stuttgart gemeinsam von den Profis mit ihren Jungköchen vorgestellt.
Der Stuttgarter Profikoch Vincent Klink zeigte sich berührt von der Begegnung mit den Down-SyndromKindern. Er habe in 30 Jahren Geschichte „den freudigsten Moment erlebt, der in meiner Küche je gewesen ist“, sagte er bei der Buchpräsentation. Und er ärgerte sich über den Stempel „Sorgenkinder“, den man diesen Kindern in der Vergangenheit aufgedrückt habe. „Das Gegenteil ist der Fall“, sagte er – diese Mädchen und Jungen seien mit ihrem unverstellten Blick auf die Arbeit in der Küche zu bewundern.
Auch Biokoch Simon Tress aus Hayingen bei Reutlingen war fasziniert von den Kindern. Es habe ihn bewegt, wie sie „aus dem Herzen“gekocht hätten. Meta Hiltebrand aus Zürich bescheinigte ihrem jungen Mitkoch Fabian, dass er groß im Flirten gewesen sei.
Ein dickes Lob für die Entstehungsgeschichte des Kochbuchs gab es von Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Ihre eigenen Fähigkeiten am Herd beschrieb die Ministerin augenzwinkernd mit der Feststellung, dass sie eine Dose selbst aufwärmen könne. In dem Buchprojekt sieht Eisenmann mehr als nur einen bunten Beitrag zur Inklusion. Es gebe leider immer noch viele Menschen, die Probleme mit der gesellschaftlichen Teilhabe Behinderter hätten. „Wir müssen diese Teilhabe einfordern“, sagte sie.
Ein Spaß für alle
Das war auch schon der politischste Teil der Buchpräsentation, die von Holger Laser, Stadionsprecher beim VfB Stuttgart, moderiert wurde. Im Mittelpunkt stand der Spaß, den alle Beteiligten an der Erstellung des Buchs hatten. Die Stuttgarter Fotografin Conny Wenk, selbst Mutter einer Tochter mit Down-Syndrom, erzählte, wie sie sich ganz neu auf die Ablichtung von Speisen einstellen musste. Die Zusammenarbeit der Kinder mit den Spitzenköchen sei dagegen unproblematisch gewesen. „Unsere jungen Hobbyköche brechen jedes Eis“, sagte sie.
Die Initiative zu dem Projekt ging von dem Verein „46plus“aus, der seit 15 Jahren Familien unterstützt, bei denen ein Kind das Down-Syndrom hat. Der Vereinsname weist darauf hin, dass diese Kinder zu den üblichen 46 Chromosomen im Erbgut ein Zusatzchromosom aufweisen, das die Behinderung auslöst. „46plus“hat in der Vergangenheit häufiger Prominenz für die Unterstützung seiner Arbeit gewinnen können, etwa TV-Entertainer Harald Schmidt für einen Fotokalender. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden.
Das neue Kochbuch bewegt sich mit seinen Rezepten nicht in exotischen Gefilden, sondern eher im Mainstream. Die Bandbreite reicht von Kohlrabi-Carpaccio über Miesmuscheln an Kokossoße bis hin zu Hähnchenspießen und Alblinsen mit Spätzle. Vincent Klink verrät ein Maultaschenrezept, und Bernd Siefert taucht mit Muffins und Schäumchen in die Welt der Schokolade ein.