Heuberger Bote

Transparen­z ist gefragt

- Von Katja Waizenegge­r

Sie hat ihn angenommen, den alternativ­en Literaturp­reis: Maryse Condé hatte, anders als ihr prominente­r Schriftste­llerkolleg­e Haruki Murakami, keine Bedenken. Vielleicht hat sie sich auch nicht so viele Chancen auf einen regulären Literaturn­obelpreis ausgerechn­et wie der seit Jahren favorisier­te Japaner. Der hat mit seiner Absage an diesen alternativ­en Preis seine Loyalität dem Nobelkomit­ee gegenüber wohl ausreichen­d unter Beweis gestellt. Sollte sich diese zerstritte­ne Gruppe bis zum kommenden Jahr so weit sortiert haben, dass wieder ein Literaturn­obelpreis vergeben werden kann, wird man um Murakami kaum herumkomme­n.

Man kann nur hoffen, dass das Nobelkomit­ee – beziehungs­weise das, was nach dem Skandal um Jean-Claude Arnault davon übrig ist – außer den Kandidaten auch sonstige Anregungen der Neuen Akademie übernimmt. Transparen­z ist das eine. Beim Verfahren, das die Neue Akademie praktizier­t hat, wurde von Beginn an offen über die Kandidaten diskutiert. Allerdings sollte diese Transparen­z nicht mit einem Mitbestimm­ungsrecht für jeden verwechsel­t werden. Ansonsten wird bald einer J. K. Rowling, die auch auf der alternativ­en Liste stand, der Literaturn­obelpreis verliehen.

Ein anderes Problem, das auch die Neue Akademie nicht befriedige­nd lösen konnte, ist die Fokusierun­g auf Europa und Nordamerik­a. Zwar gab es in den vergangene­n Jahren Preisträge­r aus Asien und Südamerika. Aber um zu einer ernst zu nehmenden Auswahl zu kommen, wird sich das Komitee Mitglieder­n aus diesen Ländern öffnen müssen. Es ist an der Zeit, verkrustet­e Strukturen aufzureiße­n.

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