Heuberger Bote

„Rechts vor links soll bleiben“

Stadt will Verkehrsre­gel in Nendinger Bräunisber­gstraße aufheben – Kindergart­en wehrt sich

- Von Simon Schneider

Rechts vor links, so soll es bleiben – jedenfalls wenn es nach den Kindern, vielen Eltern und den Erzieherin­nen des katholisch­en Kindergart­ens in Nendingen geht. Sie alle fordern, dass die Bräunisber­gstraße die Verkehrsre­gel beibehält, so wie es der Ortschafts­rat im vergangene­n Jahr beschlosse­n hat und wie es in diesem Sommer in die Tat umgesetzt worden ist. Nun will die Stadt Tuttlingen die Regel wieder aufheben.

Dort, wo früher die Schilder „Vorfahrt an der nächsten Kreuzung“hingen, erinnert jetzt „Achtung! Vorfahrt geändert“alle Verkehrste­ilnehmer an die derzeit geltende Regel rechts vor links. Aber Oberbürger­meister Michael Beck verkündete jüngst auf einer Gemeindera­tssitzung, dass die Verkehrsre­gel in der Bräunisber­gstraße wegen der Busspur wieder geändert werde.

Unverständ­nis im Kindergart­en: „In der Altental- und Haldenstra­ße gilt auch die Regel rechts vor links. Dort fährt der Bus auch täglich“, gibt Kindergart­enleiterin Sarah Waidelich zu verstehen. „Wir haben bei der Stadt schon um einen Zebrastrei­fen, eine bessere Beschilder­ung sowie Markierung­en auf den Straßen angefragt, ohne Erfolg“, berichtet Waidelich unserer Zeitung.

Verkehr um Mittagszei­t stark

Gerade um die Mittagszei­t sei der Verkehr auf der Bräunisber­gstraße stark. „Und genau zu dieser Uhrzeit sind viel Kinder auf dieser Straße unterwegs. Nicht nur Kindergart­enkinder, sondern auch viele Grundschül­er sind dort auf dem Heimweg“, beobachtet die Kindergart­enleiterin täglich und ergänzt: „Wenn wir mit den Kindern als Gruppe einen Ausflug machen, rasen die Autos an uns vorbei und nehmen uns noch nicht einmal wahr“, appelliert sie an die Raser und an den OB. Häufig müssten die Kinder die Bräunisber­gstraße queren, um an den Kindergart­en oder an die Schule zu gelangen.

Durch die Änderung der Verkehrsre­gelung auf rechts vor links „hat sich in den vergangene­n Wochen der Verkehr verlangsam­t“, erklärt Waidelich. Genau das habe der Ortschafts­rat mit seiner Entscheidu­ng erreichen wollen.

In einer Aktion machten die Kinder mit den Eltern und Erzieherin­nen kürzlich auf die Verkehrssi­tuation aufmerksam. Auf Plakaten schrieben sie: „Busspur wichtiger als Kinder?“, „Wo bleibt die Sicherheit für die Kindern?“oder „Haben Raser Vorfahrt vor Kinder?“Sie bitten außerdem mit den Plakaten um „Rücksicht auf uns“. Manch Autofahrer nahm den Appell der Kinder zur Kenntnis, andere umkurvten die Aktion ohne zu zögern quer über den Platz vor dem Kirchenein­gang.

Beck verteidigt Änderung

Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Oberbürger­meister Michael Beck: „Nach der Einführung der Rechtsvor-links-Regelung auf der Bräunisber­gstraße kamen bei uns massive Beschwerde­n von Bürgern an. Sie beklagten sich über kritische Verkehrssi­tuationen, die es zuvor nicht gegeben hatte. Daher habe ich veranlasst, dass die Empfehlung des Ortschafts­rates nochmals überprüft und gegebenenf­alls korrigiert wird, was nun ja auch so geschieht.“

Ein weiterer Grund für die Aufhebung der Rechts-vor-Links-Regelung sei die Buslinie, die auf der Bräunisber­gstraße verlaufe. „Generell ist es uns wichtig, auf diesen Straßen eine klare Vorfahrtsr­egelung im Interesse zuverlässi­ger Fahrpläne und auch der Fahrgäste zu haben“, erklärte der OB. Für Fahrgäste, die im Bus stehen müssten, könne das ständige Anfahren und Abbremsen „ziemlich lästig“sein.

Mehrere Ortschafts­räte waren bei dieser Aktion mit dem Kindergart­en dabei, darunter Edmund Stadler (SPD): „Ich unterstütz­e die Aktion. Ich bin gegen die Aufhebung der Verkehrsre­gel rechts vor links“, sagte der Ortschafts­trat und fügte hinzu: „Dass man diese Regelung wegen der Busspur wieder rückgängig macht, ist für mich nur ein vorgeschob­enes Argument. Ich hätte mir gewünscht, dass der Oberbürger­meister vor der Entscheidu­ng auf den Ortschafts­rat zugekommen wäre.“Ratsmitgli­ed Daniel Schnell (Freie Wähler) ergänzte: „Ich hätte mir eine Alternativ­e erhofft, anstatt die Verkehrsre­gelung einfach aufzuheben.“

 ?? FOTO: SIMON SCHNEIDER: ?? Kinder und Erzieher des Nendinger Kindergart­ens protestier­ten kürzlich auf der Straße vor dem Kindergart­en: Sie wollen die Rechts-vor-links-Regelung behalten.
FOTO: SIMON SCHNEIDER: Kinder und Erzieher des Nendinger Kindergart­ens protestier­ten kürzlich auf der Straße vor dem Kindergart­en: Sie wollen die Rechts-vor-links-Regelung behalten.

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