Heuberger Bote

So deutsch ist der Ironman

Seit 2014 und von 2004 bis 2006 gewann keine andere Nation auf Hawaii – Topfavorit fehlt

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(dpa/SID) - Fünfzehn unerschroc­kene Männer starteten am 18. Februar 1978 beim ersten Ironman überhaupt auf der zu Hawaii gehörenden Insel Oahu. Der Sieger damals über die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen brauchte 11:46:58 Stunden. Gordon Haller war kein Profisport­ler, der erste Ironman-Gewinner war Taxifahrer.

Wenn am Samstag (18.35 Uhr/ ZDF) der Start zum 40. bekanntest­en und berüchtigs­ten Triathlon der Welt gestartet wird, muss der Champion von 2015 und 2016 und natürliche Topfavorit für die 40. Ausgabe zuschauen. Nach einer Stressfrak­tur in der Hüfte kann Triathlon-Superstar Jan Frodeno, zu Beginn seiner Karriere auch für das ALZ Sigmaringe­n am Start, zwar ans andere Ende der Welt reisen. Die heutzutage eher acht- als elfstündig­e Tortur – bei seinem zweiten Triumph 2016 benötigte Frodeno 8:06:30 Stunden – verkraftet der drahtige Körper aber noch nicht.

Und das bereitet Frodeno mehr Leid als jeder Wettkampf. „Ehrlich gesagt, fühle ich mich seit Wochen wie ein wildes Tier, das in einem Käfig gefangen ist“, gestand Frodeno dem „Playboy“. Der 37-Jährige könnte deshalb „durchdrehe­n, brüllen, ja fast schon um mich schlagen“– oder im kommenden Jahr eben alles nachholen, was er für diesen Samstag im Inselparad­ies geplant hatte. Was den Ironman so besonders macht:

Hawaii ist der Sehnsuchts­ort der Triathlete­n. Eine Strecke, die alles abverlangt. Schwimmen im Pazifik, Wellen. Wer das nicht gewohnt ist, dem kann auch mal übel werden. Dazu das Salzwasser. Die Radstrecke: Praktisch 90 Kilometer geradeaus, einmal wenden und zurück. Das Problem: Der Wind. Scheibenrä­der sind deshalb auf Hawaii verboten. Die Laufstreck­e wird zur letzten Härteprüfu­ng, wenn die Sonne brennt. Für den Renntag sind allerdings eher Schauer vorhergesa­gt.

Kult:

Es ist nicht das günstigste Vergnügen für die über 2000 Altersklas­sen-Athleten. Wer nach Hawaii kommen will, muss sich qualifizie­ren. In Deutschlan­d war dies auch in diesem Jahr bei den Rennen in Frankfurt und Hamburg möglich. Anmeldegeb­ühren liegen da schon zwischen 500 und 600 Euro. Wer einen der wenigen sogenannte­n Slots schafft, muss am Tag nach dem Rennen gleich mal die knapp 1000 Euro Anmeldegeb­ühr für Hawaii bezahlen. Rechnet man die Kosten für eins der Hightech-Räder, weitere Vorbereitu­ngswettkäm­pfe, weitere Ausrüstung­skosten sowie Reise- und Übernachtu­ngskosten alle zusammen, können durchaus 15 000 bis 20 000 Euro zusammenko­mmen.

Kosten:

Rund 10 000 Kalorien verbraucht ein Athlet etwa bei einem Ironman.

Kalorien: Kandidaten auf den Titel: Titelverte­idiger ●

ist der Deutsche Patrick Lange, erster deutscher Herausford­erer Sebastian Kienle. Die internatio­nale Konkurrenz ist nicht klein: Allen voran Lionel Sander darf auf den Sieg hoffen. Der Kanadier mit bewegter Vergangenh­eit, dessen Rad- und Laufstil nicht zu den optischen Schönheite­n gehört, gilt als menschlich­e Kampfmasch­ine. Dazu kommen unter anderen der erfolgreic­hste Kurzstreck­en-Triathlet, Fünffach-Weltmeiste­r Javier Gomez aus Spanien, der Schwede Patrick Nielson, der Neuseeländ­er Braden Curry. Bei den Frauen gilt die dreimalige Siegerin Danila Ryf aus der Schweiz als Topanwärte­rin. Anne Haug aus Bayreuth, unter anderem 2013 Weltmeiste­rin in der Triathlon Sprint-Distanz werden bei ihrer Premiere beim Ironman Podestchan­cen eingeräumt. „Mein großes Ziel ist es, 2019 in Hawaii um Medaillen zu kämpfen. Danach werde ich mir neue Ziele stecken“, sagte Haug.

Sie sind die Rekordgewi­nner: Dave Scott und Mark Allen aus den USA siegten jeweils sechsmal auf Hawaii. Bei den Frauen schaffte Paula Newby-Fraser aus Simbabwe acht Siege.

Klasse für die Ewigkeit:

Patrick Lange gilt als bester Läufer der Topstarter. Bei seinem Debüt 2016 benötigte er für den Marathon 2:39:45 Stunden – Rekord. Nach Platz drei vor zwei Jahren stürmte Lange 2017 in Streckenre­kordzeit von 8:01:40 Stunden ins Ziel.

Klasse für sich:

Thomas Hellriegel gewann 1997 als erster Deutscher die Ironman-WM. Zweimal schaffte es Normann Stadler (2004 und 2006), dazwischen Faris Al-Sultan (2005), mittlerwei­le Trainer von Patrick Lange. Sebastian Kienle leitete 2014 nächste deutsche Ära ein, Jan Frodeno (2015/2016) und Patrick Lange legten nach. Deutsche Gewinnerin­nen gab es noch nie.

Eisenmänne­r:

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FOTO: DPA 2016 sorgten Sebastian Kienle (von links), Jan Frodeno und Patrick Lange für einen deutschen Dreifacher­folg beim Ironman. Frodeno fehlt dieses Jahr verletzt, Titelverte­idiger Lange und Kienle sind dabei.

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