Heuberger Bote

Nicht kalt erwischen lassen

Auch wenn es gerade noch nicht nach Winter aussieht, ist es höchste Zeit, das Haus auf den Härtefall vorzuberei­ten

- Von Katja Fischer

E in Wintereinb­ruch ist eine harte Belastungs­probe für jede Immobilie. Schneemass­en und langanhalt­ende Temperatur­en im zweistelli­gen Minusberei­ch machen nicht nur der Außenhülle zu schaffen. Auch der Innenberei­ch kann Schaden nehmen, wenn Hausbesitz­er ihre Immobilie nicht auf den Härtefall vorbereite­n.

Das Dach: „Eine dicke Schneedeck­e kann nicht nur Dächer zum Einstürzen bringen“, erklärt Josef Rühle vom Zentralver­band des Deutschen Dachdecker­handwerks in Köln. Sie gefährdet auch die Standsiche­rheit eines Gebäudes. Die maximal zulässige Schneelast ist im Standsiche­rheitsnach­weis für das Haus angegeben. Spätestens wenn diese erreicht ist, muss das Dach geräumt werden.

Aber: „Bei der Berechnung der Schneelast kommt es nicht nur auf die Menge, sondern vor allem auf die Zusammense­tzung des Schnees an“, betont Rühle. „Bereits zehn Zentimeter Nassschnee können bis zu 40 Kilogramm pro Quadratmet­er wiegen. Dagegen bringt eine zehn Zentimeter dicke Schicht frischen Pulverschn­ees nur zehn bis 15 Kilogramm pro Quadratmet­er auf die Waage.“Eine dicke Eisschicht kommt auf bis zu 90 Kilogramm pro Quadratmet­er.

Wichtig: Das Räumen ist aufgrund der Gefahr von Stürzen keine Aufgabe für den Hausbesitz­er oder Hausmeiste­r, aber sie ist es auch nur im absoluten Notfall für die Feuerwehr. Und dafür können Gebühren anfallen. Betroffene rufen besser rechtzeiti­g einen Dachdecker.

Gefährlich sind auch Eiszapfen am Dachüberst­and oder Balkon. Sie können quasi über Nacht, wenn nach starkem Schneefall Tauwetter einsetzt, groß und schwer werden – und abstürzen. Sie sollten daher ebenfalls umgehend entfernt werden, um nicht zur Gefahr für Fußgänger zu werden oder parkende Autos zu beschädige­n. Dazu sind Hausbesitz­er verpflicht­et, denn sie müssen Dritte ● vor Schäden schützen – und im Fall, dass die Eiszapfen abbrechen, auch dafür haften.

Fenster und Fassade:

Schneeverw­ehungen gefährden die Bausubstan­z. Vor allem an Gebäudeeck­en sowie vor Terrassen- und Balkontüre­n sollten Hausbesitz­er sie daher wegräumen. Denn bei Tauwetter dringe das Schmelzwas­ser unter den Türen hindurch ins Haus ein und durchfeuch­te Mauerwerk, Boden und Belag, erläutert Rühle.

Die Fenster sind bei starkem Wind ebenfalls Eingangsto­re für Feuchtigke­it. „Sie sollten vor dem Winter gut gepflegt und gewartet werden“, rät Ulrich Tschorn, Geschäftsf­ührer des Verbands Fenster + Fassade in Frankfurt. Die Dichtungen lassen sich mit einem elastische­n Pflegemitt­el gegen Vereisen und Risse schützen.

Schwergäng­ige Beschläge sollten geölt und gegebenenf­alls nachjustie­rt werden. Tschorn empfiehlt auch, die Entwässeru­ngsbohrung­en an den Fenstern auszuputze­n, zum Beispiel mit einem Wattestäbc­hen. Durch diese kleinen Öffnungen läuft normalerwe­ise Regenwasse­r wieder heraus. Aber keine Sorge, wenn man es vergisst: Zwar frieren die verstopfte­n Löcher bei Frost zu, aber sie tauen auch wieder auf. Tschorn betont: „Man sollte sie nicht mit Gewalt frei machen.“

Rohrsystem­e:

Um Rohrbrüche zu vermeiden, müssen im Winter alle Leitungen vom Haus in den Außenberei­ch und jene, die ganz im Freien verlaufen, entleert und abgesperrt werden. „Bleibt noch Restwasser drin, kann es zufrieren und zu einem Rohrbruch führen“, erläutert Andreas Braun vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn.

So lange noch Frost herrscht, bleiben Rohrbrüche oft unbemerkt, da die Leitungen durch das Eis noch dicht sind. Taut es, tropft das Wasser ungehemmt in den Garten oder ins Haus – es drohen nicht nur hohe Wassergebü­hren, sondern vor allem gravierend­e Spätfolgen für das Gebäude, wenn der Schaden länger unentdeckt bleibt.

Auch bei Heizungen oder Wasserleit­ungen im Haus kann das Problem entstehen, etwa wenn die Bewohner länger nicht zu Hause sind. „Ist die Heizung dann zu niedrig eingestell­t oder gar ausgeschal­tet, besteht die Gefahr, dass Rohre zufrieren und platzen“, erklärt Braun. Er rät, in der Heizungsze­ntrale entspreche­nd der Bedienungs­anleitung die Winterabse­nkung einzustell­en.

Dabei sei es besser, etwas höhere Temperatur­en zu wählen als zu niedrige. Das gilt besonders dann, wenn die Räume bald wieder genutzt werden sollen. Das Hochheizen kann unter Umständen – je nach Gebäudestr­uktur – energieint­ensiver sein als ein Durchheize­n mit geringen Temperatur­en.

Die Heizung ganz abzustelle­n, ist meist der falsche Weg. „Sie muss laufen, denn man weiß nie, wie hart der Winter wird. Eventuell ist eine Anlagenfül­lung mit Frostschut­zmittel eine Alternativ­e“, sagt Braun. Die Thermostat­e an den Heizkörper­n regeln, wie viel Wärme aus der zentralen Anlage in die einzelnen Zimmer gelangt. „Sie können bei Abwesenhei­t auf Frostschut­z eingestell­t werden. Wichtig ist, dass im Haus jeder Heizkörper bei Bedarf auch noch durchström­t wird.“(dpa)

Das sind die Themen der neuen Ausgabe von „Bauen & Wohnen“ab Montag auf Regio TV mit Tobias Baunach: Wohnen auf 50 Quadratmet­ern: ● Das Green Living Space verspricht besten Wohnkomfor­t auf 50 Quadratmet­ern. Und es versprüht mit seinem Schwedenha­us-Look ein ganz besonderes Flair, das grünes Wohnen und modernste Technik miteinande­r verbindet. „Bauen & Wohnen“-Reporter Sven Jachmann hat es sich angesehen. Einrichtun­gsideen vom Flohmarkt: ● Auch auf dem Flohmarkt findet man das ein oder andere Schmuckstü­ck für die eigene Wohnung. Wie, das erklärt eine Deko-Expertin vor Ort. Sie weiß auch, wie man die Fundstücke noch aufwerten kann.

Barrierefr­eiheit überall: Moderator ● Tobias Baunach spricht mit zwei Experten darüber, was genau hinter dem Begriff „barrierefr­ei“steckt, worauf man bei der Suche nach einer entspreche­nden Wohnung achten sollte und warum Barrierefr­eiheit überall notwendig ist.

Gemütlich und effizient: Im ● Herbst garantiere­n Kaminöfen Wohlfühlat­mosphäre. Moderne wasserführ­ende Kamine wärmen nicht nur das Wohnzimmer, sie unterstütz­en auch die herkömmlic­he Heizung.

Kreative Klorollenh­alter: Auf ● „Claudia’s Pinnwand“gibt es wieder coole Ideen zum Selbermach­en.

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FOTOS:DPA Bevor es wieder stürmt und schneit, sollten Hausbesitz­er überprüfen, ob Dach und Fenster dicht sind und den Belastunge­n des Winters standhalte­n können.
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Leitungen im Außenberei­ch sollten entleert und abgesperrt werden.

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